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Ibrutinib verlängert PFS, aber nicht OS von Erkrankten

Eine frühe chronische lymphatische Leukämie bedarf – so der bisherige Konsens – keiner Therapie, solange keine Verschlechterung eintritt. Weil aber nicht ganz klar war, ob die Patient:innen nicht doch von einer frühen zielgerichteten Behandlung profitieren, brachte die deutsche CLL-Studiengruppe ihre Phase-3-Studie CLL12 auf den Weg. Eingeschlossen wurden 363 Erkrankte im Binet-Stadium A mit hohem Progressionsrisiko. Randomisiert erhielten sie Ibrutinib oder Placebo. Eine weitere Kohorte mit früher CLL und niedrigem Risiko (n = 152) wurde außerhalb der Randomisierung registriert und im Sinne von Watch & Wait betreut.
Dass sich durch den BTK-Inhibitor das ereignisfreie Überleben verlängerte, hatte eine erste Auswertung bereits ergeben; in Ermangelung an Ereignissen gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine aussagekräftigen Daten zum Gesamtüberleben.
Wie Dr. Petra Langerbeins von der Uniklinik Köln berichtete, beträgt die mediane Nachbeobachtungsdauer mittlerweile 69,3 Monate. 72,5 % der Teilnehmenden im Prüfarm sprachen auf die Behandlung an. In dieser Gruppe sind die Medianwerte von EFS, PFS und der Zeit bis zur nächsten CLL-Therapie nicht erreicht. Unter Placebo betrugen sie – mit jeweils signifikantem Unterschied – 51,6 Monate (HR 0,276; 95%-KI 0,188–0,407; p < 0,001), 14 Monate (HR 0,174; 95%-KI 0,122–0,246; p < 0,001), und 68,5 Monate (HR 0,244; 95%-KI 0,156–0,380; p < 0,001).
OS bleibt auf der Strecke
Diese Vorteile übertrugen sich aber nicht auf das Gesamtüberleben: Der Medianwert dafür wurde in keinem der beiden Arme erreicht. Bislang sind zwölf Personen in der Ibrutinib- (6,6 %) vs. 14 in der Placebogruppe (7,7 %) gestorben; das Fünf-Jahres-Überleben erreichten 93,3 % vs. 93,6 % (HR 0,791; 95%-KI 0,358–1,748; p = 0,562). Unter Watch & Wait starben bisher sechs Patient:innen (3,9 %).
Nahezu alle Teilnehmenden entwickelten Nebenwirkungen. 71,8 % vs. 66,1 % in Prüfarm vs. Kontrolle erreichten den Grad 3–5. Unter Ibrutinib traten insbesondere Blutungsereignisse (36,5 % vs. 14,9 %), kardiale Arrhythmien (22,4 % vs. 9,5 %), andere kardiale Ereignisse (17,6 % vs. 15,5 %), Diarrhöen (40,6 % vs. 28,6 %) und ein Hypertonus (19,4 % vs. 8,3 %) häufiger auf als unter Placebo.
Personen in frühen CLL-Stadien mit hohem Progressionsrisiko mit Ibrutinib zu behandeln, kann den Ergebnissen zufolge zwar die Ereignis- und Progressionsfreiheit verbessern, nicht aber das Gesamtüberleben. Das rechtfertigt bis auf Weiteres, Watch & Wait als Therapiestandard in diesem Stadium beizubehalten, so Dr. Langerbeins.
Quelle:
Langerbeins P et al. EHA 2023; Abstract S200
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