Ibrutinib verlängert PFS, aber nicht OS von Erkrankten

EHA 2023 Josef Gulden

In einer Studie wird untersucht, ob  Patient:innen einer frühen CLL doch von einer zielgerichteten Behandlung profitieren können. In einer Studie wird untersucht, ob Patient:innen einer frühen CLL doch von einer zielgerichteten Behandlung profitieren können. © ST.art – stock.adobe.com

Ibrutinib kann EFS und PFS von Patient:innen mit CLL im Binet-Stadium A gegenüber Placebo verlängern – auf das Gesamtüberleben wirkt sich die Therapie aber nicht aus. Watch&Wait bleibt im frühen Stadium daher weiterhin Standard.

Eine frühe chronische lymphatische Leukämie bedarf – so der bisherige Konsens – keiner Therapie, solange keine Verschlechterung eintritt. Weil aber nicht ganz klar war, ob die Patient:innen nicht doch von einer frühen zielgerichteten Behandlung profitieren, brachte die deutsche CLL-Studiengruppe ihre Phase-3-Studie CLL12 auf den Weg. Eingeschlossen wurden 363 Erkrankte im Binet-Stadium A mit hohem Progressionsrisiko. Randomisiert erhielten sie Ibrutinib oder Placebo. Eine weitere Kohorte mit früher CLL und niedrigem Risiko (n = 152) wurde außerhalb der Randomisierung registriert und im Sinne von Watch & Wait betreut.

Dass sich durch den BTK-Inhibitor das ereignisfreie Überleben verlängerte, hatte eine erste Auswertung bereits ergeben; in Ermangelung an Ereignissen gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine aussagekräftigen Daten zum Gesamtüberleben. 
Wie Dr. ­Petra ­Langerbeins von der Uniklinik Köln berichtete, beträgt die mediane Nachbeobachtungsdauer mittlerweile 69,3 Monate. 72,5 % der Teilnehmenden im Prüfarm sprachen auf die Behandlung an. In dieser Gruppe sind die Medianwerte von EFS, PFS und der Zeit bis zur nächsten CLL-Therapie nicht erreicht. Unter Placebo betrugen sie – mit jeweils signifikantem Unterschied – 51,6 Monate (HR 0,276; 95%-KI 0,188–0,407; p < 0,001), 14 Monate (HR 0,174; 95%-KI 0,122–0,246; p < 0,001), und 68,5 Monate (HR 0,244; 95%-KI 0,156–0,380; p < 0,001). 

OS bleibt auf der Strecke

Diese Vorteile übertrugen sich aber nicht auf das Gesamtüberleben: Der Medianwert dafür wurde in keinem der beiden Arme erreicht. Bislang sind zwölf Personen in der Ibrutinib- (6,6 %) vs. 14 in der Placebogruppe (7,7 %) gestorben; das Fünf-Jahres-Überleben erreichten 93,3 % vs. 93,6 % (HR 0,791; 95%-KI 0,358–1,748; p = 0,562). Unter Watch & Wait starben bisher sechs Patient:innen (3,9 %).

Nahezu alle Teilnehmenden entwickelten Nebenwirkungen. 71,8 % vs. 66,1 % in Prüfarm vs. Kontrolle erreichten den Grad 3–5. Unter Ibrutinib traten insbesondere Blutungsereignisse (36,5 % vs. 14,9 %), kardiale Arrhythmien (22,4 % vs. 9,5 %), andere kardiale Ereignisse (17,6 % vs. 15,5 %), Diarrhöen (40,6 % vs. 28,6 %) und ein Hypertonus (19,4 % vs. 8,3 %) häufiger auf als unter Placebo.

Personen in frühen CLL-Stadien mit hohem Progressionsrisiko mit Ibrutinib zu behandeln, kann den Ergebnissen zufolge zwar die Ereignis- und Progressionsfreiheit verbessern, nicht aber das Gesamtüberleben. Das rechtfertigt bis auf Weiteres, Watch & Wait als Therapiestandard in diesem Stadium beizubehalten, so Dr. ­Langerbeins.

Quelle:
Langerbeins P et al. EHA 2023; Abstract S200

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