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Immunsuppressive CED-Therapie mit Herzblick

Vor allem auf 5-Aminosalicylsäure und Biologika scheint dies zuzutreffen. Dr. Marcus Bauer und Koautoren, St. Vincenz-Krankenhaus Datteln, haben auf dieses Problem in einem Fallbericht aufmerksam gemacht. Sie stellten einen 19-jährigen Patienten mit Colitis ulcerosa vor, dessen Therapie mit 5-Aminosalicylsäure und einem Kortikoid wegen eines akuten Schubes intensiviert und mit Vedolizumab ergänzt wurde. Unter dieser Behandlung entwickelte er eine akute Perimyokarditis mit klinischen Zeichen einer kardialen Dekompensation.
Auch junge, kardial gesunde Menschen können einen schweren Verlauf einer solchen Komplikation entwickeln, wie der Fallbericht zeigt. Auftreten können kardiale Komplikationen auch nach einer längeren, bisher problemlosen Vortherapie mit 5-ASA. Damit reiht sich der Fallbericht in andere Publikationen in der Fachliteratur ein, die diesen Zusammenhang fanden. Prinzipiell kann in dem Fallbericht auch Vedolizumab eine ursächliche Rolle für das Auftreten der Perimyokarditis gespielt haben, so die Autoren. Wenn die auslösende Medikation bei einer Mehrfachtherapie unklar ist, bleibt in solchen Fällen bei klinischer Verschlechterung nichts anderes übrig, als die immunsupprimierende Therapie insgesamt abzusetzen.
Die Autoren raten deshalb dazu, bei allen Patienten mit akutem Schub einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ein Screening auf kardiale Komplikationen wie Perimyokarditis durchzuführen.
Kardiovaskuläres Risiko schon bei der Anamnese abklären
Generell sei ein kardiologisches Screening aber nicht nur im akuten Schub, sondern vor, während und nach einer immunmodulierenden Therapie erforderlich. Schon bevor solche Medikamente eingesetzt werden, sollte eine Anamnese kardiovaskulärer Risikofaktoren, Beschwerden und Vorerkrankungen erhoben sowie eine EKG-Untersuchung durchgeführt werden. Bei Auffälligkeiten sollte auch eine transthorakale Echokardiografie und eine Ergometrie erfolgen. Weiterführende Untersuchungen wie Langzeit-EKG, Kardio-CT, Myokardszintigrafie, Koronarangiografie und Biomarker-Tests können bei Bedarf angeschlossen werden. Sowohl Patienten ohne kardiale Auffälligkeiten als auch Patienten mit pathologischen Befunden in einem der Untersuchungsverfahren sollten kardiologische Verlaufskontrollen nach drei, sechs und zwölf Monaten durchlaufen. Treten Beschwerden auf, ist die nächste Verlaufskontrolle sofort erforderlich.
Quelle: Bauer M et al. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 1055-1060; DOI: 10.1055/a-1894-4615
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