Impfkalender besser erweitern?

Als Argument für eine verstärkte Impfung der Adoleszenten führte Professor Dr. Tino Schwarz vom Juliusspital Würzburg an, dass diese neben den Kleinkindern die höchste Inzidenz für Meningokokken-Erkrankungen aufweisen. Außerdem haben sie mit rund 25 % die höchste Trägerrate. Begünstigend wirken z.B. gemeinsames Wohnen auf engem Raum (Studentenwohnheime) und Besuche von Veranstaltungen mit vielen Menschen (Clubs etc.).
Aktuell wurde in Europa ein zweiter Impfstoff gegen Meningokokken der Serogruppe B zugelassen. Die Vakzine enthält zwei rekombinante Varianten des Faktor-H bindenden Proteins (fHBP), ein stark immunogenes Oberflächen-Protein, als Antigen. Die im Rahmen der Impfantwort gebildeten Antikörper führen u.a. zu einer vermehrten Komplement-Aktivität gegen B-Meningokokken.
Die Zahl der durch diese Bakterien verursachten Infektionen geht in Deutschland zwar seit einigen Jahren eher zurück, deswegen sollte man sich jedoch nicht in falscher Sicherheit wiegen, sagte Prof. Schwarz. Seiner Ansicht nach ist es vielmehr an der Zeit, dass die STIKO die verfügbaren Schutzmöglichkeiten gegen Meningokokken in den generellen Impfkalender aufnimmt. Mittlerweile stehen Impfstoffe gegen alle bei uns vorkommenden Meningokokken-Serogruppen zur Verfügung.
Einmalig C-Konjugat-Impfstoff zu geben, genügt wohl nicht
Regulär empfohlen wird bislang nur die Vakzination mit dem Meningokokken-C-Konjugat-Impfstoff ab dem Beginn des zweiten Lebensjahres. Laut Prof. Schwarz zeigt sich jedoch zunehmend, dass diese einmalige Impfung für einen dauerhaft zuverlässigen Schutz wohl nicht ausreicht. Er rät daher zu einer Auffrischung in der Adoleszenz, und zwar am besten mit einem tetravalenten Konjugat-Impfstoff gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y, da so der Schutz um drei weitere Serogruppen erweitert wird. Die STIKO empfiehlt diese breitere Impfung bislang nur für gesundheitlich gefährdete Personen (z.B. Immundefizienz), Laborpersonal und Reisende in Endemiegebiete.
Allerdings muss man jederzeit damit rechnen, dass auch in Europa plötzlich neue Stämme auftauchen, erinnerte Prof. Schwarz. Zunächst in Großbritannien und jetzt auch in den Niederlanden kursiert ein neuer Meningokokken-W-Stamm.
In unseren Nachbarländern kursiert ein neuer W-Stamm
In Großbritannien erhielten deshalb alle 14- bis 18-Jährigen eine Auffrischung mit einem MenACWY-Impfstoff; diese Maßnahme ist auch in den Niederlanden geplant. In Deutschland wurde der neue W-Stamm bislang nicht nachgewiesen.
Prof. Schwarz plädierte zudem für eine generelle STIKO-Empfehlung, bereits die Kleinkinder mit einem tetravalenten ACWY-Impfstoff anstatt mit einem Meningokokken-C-Impfstoff zu impfen, zumal hinsichtlich Kosten und Verträglichkeit keine gravierenden Unterschiede bestünden. Die Impfung gegen Meningokokken B schließlich wird hierzulande wie die MenACWY-Impfung bislang nur als Indikationsimpfung empfohlen. Anders in Österreich, Großbritannien und im Freistaat Sachsen: Dort besteht eine generelle Impf-Empfehlung für alle Kleinkinder. Prof. Schwarz wünscht sich, dass die Impfung gegen Meningkokken B in ganz Deutschland in den generellen Impfkalender aufgenommen wird.
Quelle: 2. Frankfurter Impftag
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