Inhalt eines Silikonkissens auf Wanderschaft

Dr. Angelika Bischoff

Vor drei Jahren hatte eine Frau an ihrem linken Oberarm bläuliche Schlieren bemerkt. In diesem Bereich entwickelten sich im Laufe der Zeit entzündliche Knoten. Vor drei Jahren hatte eine Frau an ihrem linken Oberarm bläuliche Schlieren bemerkt. In diesem Bereich entwickelten sich im Laufe der Zeit entzündliche Knoten. © H_Ko – adobe.stock.com

An die Brustvergrößerung vor mehr als 40 Jahren dachte zunächst niemand, als sich eine 80-jährige Frau mit schmerzhaften knotigen Schwellungen am Arm vorstellte. Stattdessen bekam die Frau Antibiotika, die nicht halfen. Erst in der Radiologie wurde die Ursache per Zufall entdeckt.

Vor drei Jahren hatte eine ältere Frau an ihrem linken Oberarm bläuliche Schlieren bemerkt. Im Laufe der Zeit entwickelten sich in diesem Bereich entzündliche Knoten. Als Ursache wurde zunächst eine Weichteilinfektion angenommen. Doch eine deshalb eingeleitete antibiotische Therapie verlief ohne Erfolg. 

In der Universitätshautklinik Tübingen wurde daher eine weitere Biopsie entnommen. Die histologische Untersuchung des Gewebes zeigte entzündlich-granulomatöse Veränderungen in der Dermis und Subkutis, CD68-positive Histiozyten und mehrkernige Riesenzellen, schreibt ein Autorenteam um Teresa Grünke. Einschlüsse in diesen Zellen entpuppten sich unter dem Elektronenmikroskop als Silikonpartikel.

Die Erklärung, wie diese dorthin gelangt waren, brachte ein MRT des linken Arms, mit dem nach der Ursache für die Schwellungen gesucht wurde. Auch noch mit abgebildet war die linke Thoraxwand. Per Zufall entdeckten die Ärztinnen und Ärzte neben einem alten Brustimplantat paraprothetische Infiltrate, die denen im Arm ähnelten. Das daraufhin durchgeführte Thorax-CT brachte eine Ruptur des Implantats in der linken Brust ans Licht.

Vor sechs Jahren auf den Oberkörper gestürzt

Das Silikon war offenbar aus den Kissen ausgetreten und in den linken Arm gewandert. Dort hatte es zur Entwicklung von Fremdkörpergranulomen geführt. Konfrontiert mit diesem Befunden erinnerte sich die Frau daran, dass sie vor etwa sechs Jahren gestürzt war und ein großes Hämatom im linken Oberkörperbereich entwickelt hatte. Bei diesem Unfall könnte das Implantat beschädigt worden sein.

Bei Ruptur eines Brustimplantats können Silikonpartikel nicht nur in direkt angrenzende Gewebe, sondern auch– der Schwerkraft folgend– in andere Körperregionen gelangen. Man hat sie auch schon in den Labia majora gefunden, so die Autoren. Moderne Silikonkissen bestehen aus kohäsiverem Material. Das Risiko, dass der Inhalt infolge einer Beschädigung auf Wanderschaft geht, ist bei ihnen deshalb geringer als bei älteren Implantaten.

Die Brustimplantate der 80-Jährigen wurden ausgetauscht. Eine Exzision, wie sie bei lokalisierten Fremdkörpergranulomen üblich ist, war bei der Patientin wegen des ausgedehnten Befundes nicht möglich. Aus kleineren Studien war jedoch bekannt, dass Immunsuppressiva die Symptome bessern können. Deshalb unternahm das behandelnde Ärzteteam einen Versuch mit niedrig dosiertem Methotrexat (15 mg wöchentlich s. c.), anfangs verstärkt durch einen Prednisolonstoß. Schmerzen und Schwellungen besserten sich dadurch zwar zunächst, doch die Patientin war mit dem Effekt nicht zufrieden. Außerdem vertrug sie das Methotrexat nicht gut. Sie brach die Therapie ab. Zu Folgeuntersuchungen erschien die Frau nicht.

Quelle: Grünke T et al. JEADV Clin Pract 2024; doi: 10.1002/jvc2.465

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Vor drei Jahren hatte eine Frau an ihrem linken Oberarm bläuliche Schlieren bemerkt. In diesem Bereich entwickelten sich im Laufe der Zeit entzündliche Knoten. Vor drei Jahren hatte eine Frau an ihrem linken Oberarm bläuliche Schlieren bemerkt. In diesem Bereich entwickelten sich im Laufe der Zeit entzündliche Knoten. © H_Ko – adobe.stock.com