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Initiale CT hat Vorteile für Frauen und Männer

Immer wieder haben Studien gezeigt, dass Frauen mit Brustschmerzen und Verdacht auf KHK trotz ausgeprägter Symptome eine geringere myokardiale Ischämie und weniger ausgeprägte Veränderungen der epikardialen Koronararterien aufweisen. Trotzdem sterben unter dem Strich Frauen genauso häufig wie Männer an einer KHK. Diesem als „Gender-Paradoxon“ bezeichneten Phänomen sind Dr. Klaus Kofoed von der Abteilung für Radiologie an der Berliner Charité und die DISCHARGE-Trial-Group nachgegangen. Sie wollten vor allem wissen, ob insbesondere Frauen mit einer mittleren Vortestwahrscheinlichkeit für eine KHK mit einer CT vielleicht besser bedient sind als mit der invasiven Koronarangiografie.
Die Studie umfasste 2.002 Patienten (56 % Frauen und 44 % Männer), die aufgrund von stabilen Brustschmerzen und einer Vortestwahrscheinlichkeit für eine KHK von 10–60 % für eine invasive Koronarangiografie vorgesehen waren. Nach einer 1:1-Randomisierung wurde entweder diese Untersuchung oder eine CT durchgeführt. Die Nachbeobachtungszeit betrug 3,5 Jahre. Die Rate an MACE (major adverse cardiovascular events) – definiert als kardiovaskulärer Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt und nicht-tödlicher Schlaganfall – unterschied sich in diesem Zeitraum nicht zwischen der CT- und der Koronarangiografie-Gruppe. Es fand sich auch keine Interaktion mit dem Geschlecht der Patienten.
Anders sah das aus, nachdem die Forscher sowohl transitorische ischämische Attacken als auch verfahrensbedingte Komplikationen zum Endpunkt hinzufügten. Zwar zeigten sich bei dem nun „erweiterte MACE“ genannten Kompositum ebenfalls keine generellen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern. Es fiel aber auf, dass Männer in der CT-Gruppe etwas seltener den erweiterten Endpunkt erreichten als in der Angiografie-Gruppe (2,8 % vs. 5,3 %). Bei Frauen dagegen traten nach einer CT seltener schwere verfahrensbedingte Komplikationen auf als bei der invasiven Untersuchung (0,3 vs. 2,1 %). Die Rate an nachgewiesenen Koronarstenosen unterschied sich nicht zwischen CT- und Koronarangiografie-Gruppe, wohl aber zwischen den Geschlechtern (Frauen 19,7 % bzw. 18,2 %; Männer (33,5 % bzw. 35,3 %).
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Frauen und Männer mit stabilem Brustschmerz und einer mittleren KHK-Vortestwahrscheinlichkeit gleichermaßen von einer CT als primäre diagnostische Maßnahme profitieren – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Quelle: DISCHARGE Trial Group. BMJ 2022; 379: e071133; DOI: 10.1136/bmj-2022-071133
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