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Internet-Spielsucht statt reale Hobbys und Freundschaften
Der Begriff „Computerspielsucht“ (internet gaming disorder) bezeichnet eine Sonderform der Internetabhängigkeit, die vor allem bei männlichen Jugendlichen auftritt. Neben diversen Online-Games – vom Rollen- bis zum Glücksspiel – nutzen Betroffene häufig auch extensiv soziale Netzwerke. Kaufportale und Sexangebote werden dagegen in dieser Altersgruppe eher selten nachgefragt.
Der Zwang als Zeichen der Abhängigkeit: "Ich muss spielen"
Anfangs wird der eigene Umgang mit dem Internet von den Jugendlichen positiv erlebt. Doch mit zunehmender Abhängigkeit entwickelt sich daraus immer mehr ein Zwang, schreiben Michael Dreier und seine Kollegen von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz.
In Deutschland weist etwa jeder hundertste Jugendliche bereits deutliche Suchtmerkmale auf, knapp 10 % gelten als gefährdet, so das Ergebnis einer europäischen Siebenländerstudie (EU-NET-ADB-Projekt). Bei der genaueren Analyse einer Stichprobe von 124 Teilnehmern kristallisierten sich vier Typen, A bis D, des exzessiven Nutzungsverhaltens heraus.
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Bereits ein exzessiver Internetgebrauch ohne Suchtcharakter kann die psychosoziale Entwicklung Jugendlicher stören. Betroffene fallen häufig durch verstärkte Aggressionen, Leistungsschwäche und soziale Unsicherheit auf. Nicht selten leiden die jungen Patienten zusätzlich unter Ängsten, Depressionen und Aufmerksamkeitsstörungen.
Deshalb sollte man Jugendliche mit exzessiver Computernutzung immer fragen, ob sie Schwierigkeiten mit den Schulleistungen oder im sozialen Leben haben. Da die Betroffenen zur Dissimilation neigen, ist auch die Bewertung des Internetverhaltens durch die Eltern wichtig.
Verhaltenstherapie in der Gruppe verspricht Erfolg
Therapeutisch setzt man heute primär auf eine Reduzierung der Online-Zeiten auf ein normales Maß – im Unterschied etwa zur Alkoholabhängigkeit wird keine vollständige Abstinenz angestrebt. Außerdem sollen die Patienten alternative Verhaltensweisen (wieder)erlernen und die gewohnten Online-Kontakte durch echte Freundschaften ersetzen.
Erste Forschungsergebnisse sprechen dafür, dass eine Verhaltenstherapie in der Gruppe auch bei der Computerspielsucht wirkt. Bei deutlichen Entwicklungseinbußen empfehlen die Autoren eine kinder- und jugendpsychotherapeutische Abklärung.
Michael Dreier et al.,
Monatsschr Kinderheilk 2014; 162: 496-502
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