Intraoperative Bestrahlung als Therapieoption bei Mammakarzinom

Brigitte Gonschorowski, Foto: thinkstock

Im Fokus der klinischen Prüfung befinden sich innovative Bestrahlungskonzepte für Patientinnen mit Mammakarzinom. So zum Beispiel die intraoperative Bestrahlung (IORT). Außerdem wurde die Evidenz der hypofraktionierten Ganzbrustbestrahlung als Alternative für den Einzelfall aufgewertet.

Trotz neuer Konzepte bleibt derzeit noch die homogene perkutane Bestrahlung der gesamten (operierten) Brust (WBI) Standard. Das gilt auch für die nachfolgende Boost-Bestrahlung im ursprünglichen Tumorbett, erklärt Professor Dr. Rainer Souchon, Medizinisches Versorgungszentrum Sigmaringen.


In der AGO-Empfehlung als Option für den Einzelfall deklariert ist die Verkürzung der Bestrahlungszeit durch das Konzept der Hypofraktionierung. Damit, so Prof. Souchon, könnte die Behandlungsdauer von derzeit insgesamt fünf bis sieben Wochen auf etwa drei Wochen reduziert werden.

Die hypofraktionierte Bestrahlung als eine Option in der Therapie des Mammakarzinoms

Möglich wird dies durch eine Erhöhung der einzelnen Bestrahlungsdosis. In klinischen Studien hat sich das Konzept bewährt und ist in Kanada und Großbritannien, wo diese Studien durchgeführt wurden, bereits Standard.


Allerdings wurden in die Studien nur bestimmte Patientinnen eingebracht und die Nachbeobachtungszeit liegt bislang nur in der kanadischen Studie bei zehn Jahren. Die AGO Mamma ist daher mit einer Empfehlung noch zurückhaltend, sieht aber gemäß den Einschlusskriterien der beiden klinischen Studien in der hypofraktionierten Bestrahlung eine sichere und effektive Option für Patientinnen ohne lokoregionale lymphonodale Metastasen, mit Tumoren kleiner als 5 cm und für Patientinnen mit freien Resektionsrändern (R0).

Innovative Konzepte für die lokale Strahlentherapie 

Eine gleichwertige Alternative zur Standard-Bestrahlung ist laut AGO-Empfehlung die hypofraktionierte Bestrahlung für ältere und komorbide Patientinnen mit pT1–2 (p)N0, wenn diese keine Chemotherapie und keine Boost-Bestrahlung erhalten sollen und wenn eine ausreichend homogene Dosisverteilung möglich ist.


Kritisches Organ ist das Herz, erläutert Prof. Souchon, weshalb die Therapieentscheidung grundsätzlich unter Berücksichtigung des Lebensalters getroffen werden sollte. Eine mögliche kardiale Spättoxizität spielt bei älteren Patientinnen prognostisch und klinisch nur eine untergeordnete Bedeutung. Ausreichende Daten zur kardialen Spättoxizität liegen derzeit aufgrund der noch zu kurzen Nachbeobachtungszeiten nicht vor, berichtet Prof. Souchon.

Die zielgenaue Applikation ist ein Vorteil der intraoperative Bestrahlung

Ein zweiter innovativer Ansatz ist die akzelerierte Teilbrustbestrahlung und hier speziell die intraoperative Bestrahlung (IORT). Vorteile der IORT sieht Prof. Souchon insbesondere in dem frühzeitigen Einsatz der strahlentherapeutischen Wirkung, noch bevor eventuell verbliebene Tumorzellen Zeit haben, wieder aktiv zu werden.

Radiobiologisch ist es laut Prof. Souchon wichtig, die gute Durchblutung des stark vaskularisierten Operationsgebietes zu nutzen und – noch wichtig – ist die Möglichkeit der zielgenauen Applikation der Strahlendosis im Tumorbett. Das Konzept der IORT wird derzeit in den TARGIT-Studien validiert.

Die intraoperative Bestrahlung ist laut AGO Mamma eine "Kann"-Option

Die AGO Mamma empfiehlt die IORT als Boost-Bestrahlung vor WBI als „Kann“-Option (+). Als alleinige Bestrahlungsoption kommt die IORT derzeit allerdings nur im Rahmen klinischer Studien infrage, unterstreicht Privatdozent Dr. Kay Friedrichs vom Mammazentrum Hamburg.

Quelle: AGO Kommission Mamma State-of-the-Art-Meeting 2011

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