JAK-Hemmer bei COVID-19 besser nicht absetzen

Erkranken Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien (MPN) an COVID-19, ist es ein nahe liegender Gedanke, JAK-Inhibitoren abzusetzen. Denn die Substanzen wirken immunsupressiv und können die Virusvermehrung zu Beginn der Infektion ungünstig beeinflussen, erinnerte Professor Dr. Andreas­ Hochhaus­ vom Universitätsklinikum Jena.

Doch ein solcher Therapiestopp kann schwere Folgen haben, wie Forscher um Professor Dr. Tiziano­ Barbui­ vom Papa Giovanni XXIII Krankenhaus in Bergamo herausfanden.¹ „Das Ergebnis ist ein Desaster,“ berichtete Prof. Hochhaus.

In der wissenschaftlichen Arbeit untersuchten die italienischen Kollegen, welche Faktoren das Überleben von 175 MPN-Patienten mit ­COVID-19 beeinflussten. Nach einem medianen Follow-up von 50 Tagen war die Mortalität der Studienpopulation um 48 % höher als in der Gesamtbevölkerung.

Zytokinsturm wird durch JAK-Inhibitoren abgeschwächt

Eine besonders hohe Sterblichkeit beobachteten die Autoren bei Menschen mit Myelofibrose und den 11 von 45 Erkrankten unter Ruxolitinib-Behandlung, die den JAK-Inhibitor absetzten (Odds Ratio: 8,51; p = 0,037). „Ich denke, das gilt es zu beachten“, kommentierte Prof. Hochhaus­.

Der Referent erklärt sich diese Daten dadurch, dass JAK-Inhibitoren den Zytokinsturm bei schweren Hyperinflammationen abschwächen. Er stellte in diesem Zusammenhang die laufende RuxCoFlam-­Studie vor. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass Ruxolitinib die durch COVID-19 hervorgerufene Hyper­inflammation hemmt.² Die Forscher behandelten 14 Teilnehmer, die einem CIS* von mindestens 10 aufwiesen, für median neun Tage mit Ruxolitinib. Bei 12 Erkrankten verringerte sich der Score um mindestens 25 % an Tag 7.

Besonders bei COVID-19-Patienten mit hohen Interleukin- und Ferritin-Spiegeln sowie entsprechenden Infiltraten im Thorax solle man daran denken, betonte Prof. Hochhaus­.

* COVID-19 Inflammation Score

1. Barbui et al. Leukemia 2021; 35: 485-493; DOI: 10.1038/s41375-020-01107-y
2. La Rosée F et al. Leukemia. 2020; 34: 1805-1815; DOI: 10.1038/s41375-020-0891-0

Quelle: Hochhaus A. 16. Onkologie-Update-Seminar (virtuell)