Direktvergleich von Hydroxyurea und Interferon für die Therapie von myeloproliferativen Neoplasien

Friederike Klein

Im klinischhämatologischen Ansprechen war bei den Patienten über 60 Jahre kein Unterschied auszumachen. Im klinischhämatologischen Ansprechen war bei den Patienten über 60 Jahre kein Unterschied auszumachen. © volody10 – stock.adobe.com

Hydroxyurea oder Interferon? Zur Behandlung von myeloproliferativen Neoplasien ist nur die Chemo zugelassen. Dass die vielgenutzte Alternative wirklich mithalten kann, belegen nun randomisierte Phase-III-Studiendaten.

Schon mehr als 30 Jahre lang werden Interferone off label bei myeloproliferativen Neoplasien (MPN) eingesetzt. Berichtet wurde ein gutes klinisches, hämatologisches und molekulares Ansprechen. Die unter Interferon beobachtete Senkung der Allellast wurde mit der Hoffnung verknüpft, damit auch eine krankheitsmodifizierende Therapie zur Verfügung zu haben.

In der DALIAH-Studie vergleicht man randomisiert-kontrolliert Wirksamkeit und Sicherheit zweier niedrig dosierter rekombinanter Interferone (r-IFNα-2a und r-IFNα-2b) mit Hydroxyurea (HU). Dr. Trine A. Knudsen von der Abteilung für Hämatologie des Zealand University Hospital in Roskilde stellte die Drei-Jahres-Zwischenauswertung der akademisch initiierten Studie vor.

Komplettes Ansprechen nur sehr selten

Die 203 Teilnehmer mit einer neu diagnostizierten MPN wurden altersabhängig randomisiert: über 60-Jährige gleichermaßen in alle drei Gruppen, jüngere Patienten im Verhältnis 1:1 nur in die beiden Interferonarme. Die Gabe von Hydroxyurea war in allen Interferongruppen zusätzlich möglich, wenn die Patienten eine schwere Thrombose erlitten oder wenn die Thrombozytenzahl über 1000 × 109/l anstieg. 38 Patienten erhielten nach Randomisierung das Zytostatikum, 74 Patienten über 60 Jahre und 91 jüngere Patienten wurden mit r-IFNα behandelt. Die Startdosis von HU lag bei 500–2000 g/Tag, bei r-IFNα-2a waren es 45 µg/Woche und bei r-IFNα-2b 35 µg/Woche.

Nach 36 Monaten deutete sich ein Vorteil hinsichtlich des primären Endpunkts, dem molekularen Ansprechen*, zugunsten der Interferone an, so Dr. Knudsen. Ein komplettes Ansprechen zeigte allerdings nur ein Patient unter Interferon, etwa jeder vierte sprach partiell an. Im Kontrollarm waren es 19 %. Während das molekulare Ansprechen mit HU im Verlauf nachließ, nahm es unter Interferontherapie stetig leicht zu, betonte die Referentin.

Der Teufel liegt in der Abbruchrate

Einen einzigen statistisch hoch signifikanten Unterschied zeigte die Studie in der jetzigen Zwischenauswertung. Dieser war von den Studienärzten so nicht erwartet worden: Mehr als jeder zweite Teilnehmer hatte unabhängig vom Alter die Interferontherapie abgebrochen. Von den über 60-jährigen Patienten, die nach Randomisierung Hydroxyurea erhalten hatten, war das nur bei jedem fünften der Fall. Sowohl Therapieabbrüche wegen Nebenwirkungen als auch aus anderen Gründen waren unter Interferontherapie häufiger als unter der Chemo.

Im klinisch-hämatologischen Ansprechen war bei den Patienten über 60 Jahre, bei denen HU direkt mit den Interferonen verglichen werden konnte, kein Unterschied auszumachen. Dieses schien aber unter Interferontherapie etwas dauerhafter zu sein. Dr. Knudsen ließ wissen, dass die finale Auswertung der DALIAH-Studie für das Jahr 2020 geplant ist.

* Allellast der JAK2V617F-Mutation in der quantitativen Polymerasekettenreaktion

Quellen:
Knudsen TA et al. EHA-Kongress 2019; Abstract S1609
24. Kongress der European Hematology Association (EHA)

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