Juckender Hautausschlag - Hände und Fußsohlen inspizieren!

Dr. Carola Gessner Foto: thinkstock

Juckreiz mit Papeln, Vesikeln und Krusten – das bunte klinische Skabies-Bild führt oft diagnostisch in die Irre. Schlecht beraten sind Kollegen, die sich ihren Milbenverdacht zerstreuen lassen, weil sie keinen Erreger finden. Man muss nur an den richtigen Stellen suchen...

Bei der Differentialdiagnose Juckreiz weisen Ihnen schon typische anamnestische Angaben den richtigen Weg: Wenn der Pruritus sehr stark ist, sich insbesondere nachts in der Bettwärme verschlimmert und wenn Familienmitglieder gleiche Symptome haben, lenkt das den Verdacht auf einen Milbenbefall.

Wo die Milbe am allerliebsten gräbt ...

Nun gilt es, die Übeltäter zu stellen, doch die Spinnentiere halten sich oft nicht an dem Ort auf, wo der Pruritus sein Opfer am meisten plagt. Zudem finden sich bei ansonsten gesunden Wirtspersonen in der Regel nur wenige Milben auf der Haut, wenn sich das Immungleichgewicht eingestellt hat – insbesondere, wenn intensive Körperhygiene betrieben wird („gepflegte Skabies“).


Um sich von einem Ekzem am Gesäß oder am Stamm diagnostisch nicht auf den Holzweg – z.B. Tinea, Kontaktekzem oder Insektenstichreaktion – führen zu lassen, müssen Sie an den Lieblingsstellen von „Sarcoptes scabiei var. hominis“ nach den typischen Gangstrukturen suchen.

Besonders an Handflächen und Fußsohlen lohnt es sich zu fahnden, wo der Erreger üblicherweise am Ende seiner Gänge – als kleiner schwarzer Punkt mit bloßem Auge erkennbar – im Milbenhügel sitzt. Gelingt es Ihnen, die Milbe mit einer Kanüle tangential herauszuschaben und unter dem Mikroskop eventuell samt Eiern und Kotballen zu betrachten, dann haben Sie die Diagnose bewiesen, wie Professor Dr. Martin Schaller von der Universitätsklinik Tübingen berichtete.

Lokaltherapie gelingt am besten über Nacht

Um die Erreger unschädlich zu machen, gibt es heute bessere Methoden als bei den alten Ägyptern, die sich in der Hitze brieten, um die Milbe in Zuge eines Sonnenbrandes mit Hautschälung loszuwerden. Auch übelriechende, komedogene Schwefelpräparate wie zu Napoleons Zeiten müssen Sie den Patienten nicht mehr zumuten.

Als modernes Mittel der ersten Wahl nannte Prof. Schaller den synthetischen Chrysanthemenwirkstoff Permethrin, der auf die Milben neurotoxisch wirkt. Als 5 %ige Creme wird die Substanz auf dem ganzen Körper aufgetragen, und zwar vom Unterkiefer abwärts sowie hinter den Ohren. Die Einwirkzeit beträgt 8 –12 Stunden – am besten über Nacht – dann wird das Präparat abgewaschen.


Wenn der Patient nach ein bis zwei Wochen noch Beschwerden hat bzw. sich immer noch Milben finden, wird die Permethrin-Behandlung wiederholt. Als Substanzen der zweiten Wahl stehen Benzoylbenzoat bzw. Crotamiton und als dritte Wahl Allethrin in Kombination mit Piperonylbutoxid zur Verfügung.

Bei Therapieresistenz oder schwerem Verlauf systemisch behandeln

Bei Therapieresistenz oder schweren Verläufen bietet sich die systemische Therapie mit Ivermectin an, z.B. in Fällen von Scabies norvegica oder crustosa (Borkenkrätze) mit hoher Erregerdichte, wie sie bei immungeschwächten Patienten vorkommt. Auch wenn die topische Therapie nicht gut durchführbar ist, wie etwa bei Ausbrüchen im Altenheim, gibt man der oralen Therapie den Vorzug.

Da Ivermectin sich in der Haut anreichert, sollte man die Haut nach der Therapie für einige Tage nicht intensiv waschen. Patienten und/oder ihre Betreuer müssen vor Verordnung von Ivermectin über den Off-label-Charakter dieser Therapie aufgeklärt werden.


Ebenfalls als Heilversuch einzustufen ist die Permethrin-Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern. Sie wird zwar auch durchaus empfohlen, doch ist Permethrin erst ab einem Alter von drei Jahren zugelassen, informierte der Experte.

60°-Wäsche killt das Getier zuverlässig

„Und wie steht es mit der Ansteckungsgefahr durch Handtücher und Bettwäsche?“, kam eine „praktische Frage“ aus dem Auditorium. Milben sind außerhalb ihres Wirtes nicht gut überlebensfähig, so die Antwort. Selbst bei Idealbedingungen (97 % Luftfeuchtigkeit, kühle Temperatur von 10°C) halten sie nur wenige Tage durch, so der Referent.

Es genüge, benutzte Wäsche zu wechseln und bei 60°C in der Waschmaschine zu waschen bzw. nicht Waschbares über zwei bis fünf Tage in einem Plastiksack zu lagern.   

Vortrag auf der 45. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden 2009 

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