Juckreiz an der Hand – Ekzem, Psoriasis oder Lymphom?

Dr. Stefanie Kronenberger

Weil die Hände im Alltag ständig gebraucht werden, ist Juckreiz dort besonders belastend. Eine genaue Abklärung ist daher wichtig!

Die häufigste Ursache für juckende Hände sind Ekzeme. Zu Beginn äußern sich diese meist mit Rötung, Bläschen, Infiltrationen und Schuppen. Erst im Verlauf zur Chronifizierung treten Hyperkeratosen, Rhagaden und Lichenifizierung auf, schreiben Professor Dr. Elke Weisshaar, Abteilung Klinische Sozialmedizin im Universitätsklinikum Heidelberg und Kollegen.

Kontaktekzem befällt Handinnenflächen

Bei der irritativ (subtoxisch-kumulativen) Form des Handekzems sind meist Fingerrücken/-zwischenräume und Handrücken betroffen. Die Handflächen dagegen reagieren oft erst nach jahrelanger Krankheit. Ganz anders bei Kontaktekzemen; hier sind die Handinnenflächen als Kontaktstellen sogar sehr häufig befallen. Eine Atopie mit Haut-diathese gilt als wichtiger Kofaktor der Erkrankung. Ein atopisches Handekzem äußert sich palmar und an den Fingerkanten oft mit juckenden Bläschen.


Die typischen lichenifizierten Ekzeme dagegen treten oft auf dem Handrücken auf. Rhagaden, die im Winter meist stärker ausgeprägt sind als im Sommer, verursachen dann oft ein Mischbild aus Juckreiz und Schmerz. Nummuläre Ekzeme auf dem Handrücken können Zeichen einer Atopie sein, allerdings kommen hier auch Allergien als Ursache infrage.

Irritatives Handekzem kann zum allergischen Kontaktekzem werden

Das allergische Kontaktekzem verursacht ebenfalls Rötungen, Juckreiz und eventuell Bläschen. In der Folge kommt es oft zu Hyperkeratosen. Rhagaden bilden sich in der Regel erst bei einem chronischen Verlauf des Ekzems. Ein seit vielen Jahren bestehendes irritatives Handekzem mit gestörter Hautbarriere erleichtert das Eindringen von Allergenen. Mit der Folge, dass sich dann unter Umständen ein allergisches Kontaktekzem aufpfropft.


Die Psoriasis kann sich ebenfalls mit einem Pruritus der Hände äußern, auch wenn das nicht als typisch für die Erkrankung gilt. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass 5 bis 10 % der Handdermatosen einer Psoriasis palmaris entsprechen. Diese befällt oft die Fingermittel-

und -grundgelenke und auch die Handinnenflächen. Rhagaden sind dabei häufig. Wenn die Erkrankungen sich als Psoriasis pustulosa äußert, steht nicht Juckreiz, sondern Schmerz im Vordergrund.


Die Differenzierung zwischen Ekzem und Psoriasis gelingt anamnestisch und histologisch. Ein Lichen ruber planus geht mit juckenden polygonalen Papeln einher. Oft sind hier aber nicht die Hände selbst, sondern die Handgelenke und Unterarme betroffen. Als weiterer Unterschied zur Psoriasis sistiert der Juckreiz bei Lichen ruber planus in der Regel nach erfolgreicher Therapie. Bei der Psoriasis dagegen verschwindet der Juckreiz auch nach Abheilen der Hautläsionen oft nicht.

IFSI*-Klassifikation des Juckreizes:

 

  • dermatologisch
  • systemisch
  • neurologisch
  • somatoform/psychosomatisch
  • gemischt
  • unklar

*International Forum for the Study of Itch

Juckreiz durch Kompression eines Hautastes des N. ulnaris

Bei juckenden Händen ist auch ein brachioradialer Pruritus als neuronale Erkrankung in Erwägung zu ziehen. So verursacht die Kompression eines Hautastes des N. ulnaris die sog. Cheiralgia parästhetica. Ist der N. brachioradialis betroffen, können sich die Symptome sogar bis zur Brust ausdehnen. UV-Licht tritt manchmal als Trigger auf. Schuld sind Stenosen der intervertebralen Foramina, Protrusionen im Bereich der Bandscheiben oder auch spinale Tumoren.


Als Nebenwirkung von Multikinaseinhibitoren Sorafenib oder Sunitinib kommt die palmoplantare Erythrodysästhesie vor, auch Hand-Fuß-Syndrom genannt. Als Auslöser sind zudem Doxorubicin, Taxane, 5-Fluorouracil und Capecitabin bekannt. Die Patienten klagen hier allerdings weniger über Juckreiz, meist stehen neben Rötung, Kribbeln und Prickeln Schmerzen im Vordergrund, erinnern die Autoren.

Bei hartnäckigen Handekzemen an Lymphome denken!

Besonders hartnäckige, meist hyperkeratotische rhagadiforme Handekzeme sollten immer an Lymphome als Ursache denken lassen, erinnern die Autoren. Differenzialdiagnostisch muss zudem eine Tinea manus, Scabies oder eine Porphyria cutanea tarda erwogen werden.


Viele Patienten geben an, dass psychische Faktoren, wie Stress, die Hauterkrankung mit beeinflussen. Daneben müssen auch psychia­trische Erkrankungen wie der Waschzwang berücksichtigt werden. In der Berufsdermatologie können vorgetäuschte Symptome im Rahmen von Rentenbegehren oder bei der Frage nach Berufskrankheiten eine Rolle spielen.


Quelle: Elke Weisshaar et al. JDDG 2013; 11: 31-42

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