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Jugularvenenthrombose ohne eindeutige klinische Symptome

Thrombosen können grundsätzlich in jeder Vene auftreten, in der Vena jugularis interna sind sie allerdings selten. Trotzdem sollte man diese Möglichkeit stets im Hinterkopf haben, meinen Professor Dr. Peter Rolf Issing von der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum Bad Hersfeld und Christian Issing von der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt.
Hat der Patient kürzlich einen Schrittmacher bekommen?
An der Entstehung einer Jugularvenenthrombose sind die Faktoren beteiligt, welche die Virchow-Trias beschreibt (s. Kasten). Eindeutige klinische Symptome gibt es nicht, häufig treten aber Hals- und/oder Kopfschmerzen auf. Misstrauisch werden sollten Sie etwa bei einem Patienten, der vor Kurzem einen Herzschrittmacher erhalten hat. Zur Einführung der Schrittmachersonde punktiert der Kollege aus der Kardiologie häufig die Vena jugularis interna, womit also der Faktor „Trauma“ der Virchow-Trias zutreffen könnte.
Auch heute noch aktuell: die Virchow-Trias
- der Gefäßwand,
- des Blutflusses (Stase),
- der Blutgerinnungsfähigkeit.
Das Gefäß lässt sich nicht komprimieren
Bei der Untersuchung eines Patienten mit Jugularvenenthrombose fällt eine tastbare Schwellung am Hals auf. Ist schon ein Umgehungskreislauf entstanden, sehen Sie möglicherweise eine Stauung der äußeren Halsvenen. Vorsicht ist geboten, wenn Sie vor Kurzem genau diesen Patienten wegen einer eitrigen Tonsillitis oder einer anderen bakteriellen Infektion im Mund-Rachen-Raum behandelt haben. Kommen weitere Entzündungszeichen und ein allgemeines Krankheitsgefühl dazu, kann eine septische Venenthrombose zugrunde liegen. In diesem Fall steht die zügige Einweisung in die Klinik zur intravenösen Antibiotikatherapie an. Sichern lässt sich die Diagnose mittels Sonographie. Dann sehen Sie, je nach Dauer der Thrombose, ein echoleeres bis echoreiches Lumen, wobei sich das Gefäß nicht komprimieren lässt. In der farbkodierten Duplexsonographie weisen Sie außerdem direkt den verminderten oder fehlenden Blutfluss nach.Fünf Tage Heparin, drei Monate Erhaltungstherapie
Die Kontrastmittel-CT oder -MRT schließlich klärt, wie ausgedehnt die Läsion ist. Mit ihr können Sie meist auch die Ursache feststellen. Jetzt steht die Diagnose – wie Sie aber weiter vorgehen sollen, kann Ihnen keiner so genau sagen, auch keine Leitlinie. Die Experten empfehlen zunächst Heparin über fünf Tage, wobei die niedermolekularen einfacher anwendbar sind, oder Fondaparinux. Danach können Sie auf eine orale Erhaltungstherapie umstellen. Wenn Sie dafür Vitamin-K-Antagonisten wählen, muss das Heparin noch so lange weiterlaufen, bis ein INR*-Wert von 2,0 die ausreichende Gerinnungshemmung anzeigt. Alternativen stellen die Nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien dar. Die Faktor-Xa-Inhibitoren Rivaroxaban und Apixaban können Sie auch schon initial verwenden. Die Dauer der Erhaltungstherapie wird für gewöhnlich auf drei Monate begrenzt.* international normalized ratio
Quelle: Issing PR, Issing C. HNO 2019; 67: 469-482
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