Junge Patient:innen mit Rezidiv nach allo-SCT sprechen gut auf CAR-T-Zellen an

EBMT 2024 Dr. Claudia Schöllmann

Eine Infusion mit CD19-CAR-T-Zellen konnte in fast allen Fällen eine komplette Remission bei ALL-Erkrankten bewirken. Eine Infusion mit CD19-CAR-T-Zellen konnte in fast allen Fällen eine komplette Remission bei ALL-Erkrankten bewirken. © michaeljung – stock.adobe.com

In einer Hochrisikokohorte junger ALL-Erkrankter, die nach einer allogenen Stammzelltransplantation einen Krankheitsrückfall erlitten, erzielte eine Infusion mit CD19-CAR-T-Zellen in fast allen Fällen eine komplette Remission. Prognostisch für das Ansprechen waren ein frühes Rezidiv, die Leukämielast zum Zeitpunkt der Lymphodepletion und das Nicht-Ansprechen auf die Bridging-Therapie mit Inotuzumab.

Entwickeln junge Patient:innen mit akuter lymphatischer Hochrisiko-Leukämie (ALL) nach einer allogenen Stammzelltransplantation (allo-SCT) ein Rezidiv, sind weitere therapeutische Optionen mit kurativem Anspruch begrenzt. Eine CAR-T-Zell-Infusion mit Tisagenlecleucel (Tisa-cel) stellt hier eine vielversprechende Option dar, berichtete Dr. Laura Moser, Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt.

In der retrospektiven Real-World-Untersuchung in 28 europäischen Zentren wurden die Ergebnisse von 210 Patient:innen im Alter von maximal 25 Jahren (median 10 Jahre) bewertet. Sie waren zwischen September 2018 und September 2023 wegen eines Rückfalls nach allo-SCT mit Tisa-cel behandelt worden. Die Applikation der CAR-T-Zellen erfolgte gemäß der Zulassung.

Kaum schwere Nebenwirkungen

59 % entwickelten Zytokinfreisetzungssyndrome, die aber nur bei 8 % den Schweregrad ≥ 3 erreichten (Grad-5-Toxizitäten: 1 %). Immuneffektorzell-assoziierte Neurotoxizitätssyndrome erlitten 12 % der Patient:innen, darunter 5 % vom Grad ≥ 3.

An Tag 28 nach der CAR-T-Zell-Applikation erreichten 93 % der Teilnehmenden eine komplette Remission; 87 % wiesen keine messbare Resterkrankung mehr auf. 42,1 % der Behandelten waren nach zwei Jahren noch ohne Ereignis, 66,5 % lebten zu diesem Zeitpunkt noch. 

Charakteristika der Studienpopulation

Die allo-SCT lag meist mindestens sechs Monate zurück (74 %), 26 % der Betroffenen hatten bereits binnen sechs Monaten nach der Transplantation ein Rezidiv entwickelt. Bei 54 % der Behandelten war die Erkrankung auf das Knochenmark beschränkt, in 20 % der Fälle waren zusätzliche Lokalisationen betroffen (19 % ZNS). Alle Patient:innen erhielten eine Bridging-Therapie, die in knapp 80 % der Fälle aus einer niedrig dosierten Chemotherapie bestand; 15 % wurden mit Inotuzumab behandelt. 

Wie Dr. Moser berichtete, wurde die Überlebenschance der Patient:innen durch zwei Faktoren relevant beeinflusst: 

  • die Leukämielast zum Zeitpunkt der Lymphodepletion und 
  • die Zeit bis zum Rezidiv nach der allo-SCT. 

Erkrankte, die bei der Lymphodepletion MRD-negativ waren, erreichten deutlich bessere 24-Monats-Raten für das ereignisfreie Überleben (EFS) und das OS als jene mit MRD-Positivität. Ähnliches galt entsprechend für Personen mit spätem Rückfall ≥ 6 Monate nach der allo-SCT im Vergleich zu jenen mit frühem Rezidiv binnen sechs Monaten. Die Unterschiede fielen jeweils signifikant aus. 

Auch hatten Patient:innen mit spätem Rezidiv ein geringeres kumulatives Rückfallrisiko als diejenigen mit frühem Rezidiv (68,1 % vs. 47,4 %, p = 0,019). Darüber hinaus erwies sich das Nicht-Ansprechen auf eine Bridging-Therapie mit Inotuzumab als ungünstiger prognostischer Faktor. 

Quelle:
Moser LM. EBMT Annual Meeting 2024; Vortrag „GS02-08 - Effective treatment of post-transplant relapse in young patients with ALL: Post approval Real World experience of treatment with Tisagenlecleucel“

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine Infusion mit CD19-CAR-T-Zellen konnte in fast allen Fällen eine komplette Remission bei ALL-Erkrankten bewirken. Eine Infusion mit CD19-CAR-T-Zellen konnte in fast allen Fällen eine komplette Remission bei ALL-Erkrankten bewirken. © michaeljung – stock.adobe.com