Kälte und Kompression reduzieren CIPN

ESMO 2022 Friederike Klein

Die POLAR-Studie deutet auf die Wirksamkeit von Kälte und Kompression zur Prävention der chemotherapieinduzierten peripheren Neuropathie hin. Die POLAR-Studie deutet auf die Wirksamkeit von Kälte und Kompression zur Prävention der chemotherapieinduzierten peripheren Neuropathie hin. © jchizhe – stock.adobe.com

Die chemotherapieinduzierte periphere Neuropathie (CIPN) ist eine häufig dosislimitierende Folge von Taxanen. Ein Team aus Heidelberg prüfte jetzt randomisiert die Wirksamkeit von Kälte und Kompression zur Prävention der CIPN im Halbseitenversuch.

An der POLAR-Studie nahmen 122 Brustkrebspatientinnen teil, die als adjuvante/neoadjuvante Therapie vier Zyklen Epirubicin + Cyclophosphamid gefolgt von zwölf Zyklen Paclitaxel oder nab-Paclitaxel mit oder ohne Trastuzumab oder Carboplatin erhalten sollten. Wie Dr. Laura L. Michel vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) und der Universitätsklinik Heidelberg berichtete, erhielten sie 1:1 randomisiert an der dominanten Hand als präventive Maßnahme entweder eine Kühlung oder eine Kompression, während die andere Hand als Kontrolle diente.

Zum Kühlen wurde ein mit ­Elasto-Gel gefrorener Handschuh verwendet, die Kompression erfolgte mit zwei übereinander gezogenen OP-Handschuhen, die eine Größe zu klein waren. Die jeweilige Prophylaxemaßnahme erfolgte in jedem Chemotherapie­zyklus 30 Minuten vor, während und 30 Minuten nach der Taxantherapie, erläuterte Dr. Michel. Primärer Endpunkt war die Reduktion der CIPN-Rate mit Grad ≥ 2 im Vergleich zur unbehandelten Hand und der Wirksamkeitsvergleich beider Methoden.

Analysiert werden konnten 52 Patientinnen mit Kühlung und 49 Patientinnen mit Kompression der dominanten Hand. Sechs hatten die Kühlung und eine die Kompression nicht toleriert, die übrigen nicht auswertbaren Betroffenen hatten selbst Maßnahmen gegen CIPN ergriffen, die den Vergleich im Rahmen der Studie unmöglich machten.

beide Methoden zeigen effektive Wirkung

In der Gruppe mit Kühlung als Präventionsmaßnahme entwickelte sich bei jeder zweiten Frau an der unbehandelten Hand eine CIPN ≥ 2, an der gekühlten Hand nur bei 29 % (p = 0,002). In der Kompressionsgruppe trat an der unbehandelten Hand von 38 % der Frauen ein CIPN mit Grad ≥ 2 auf, an der komprimierten Hand bei 24 % (p = 0,008). Beide Methoden waren demnach effektiv, der Unterschied war nicht signifikant (p = 0,532).

Einen Monat nach Ende der Taxantherapie waren CIPN vom Grad ≥ 2 schon weniger häufig (ohne Kälte 19 %; mit Kühlung 10 %; ohne Kompression 28 %; mit Kompression 19 %). Nach sechs bis acht Monaten gab es zwischen unbehandelter und behandelter Hand in beiden Gruppen keinen Unterschied mehr (8 % vs. 3 %; 5 % vs. 5 %).

Für die Praxis empfiehlt Dr. Michel die Kompressionsmethode: Die OP-Handschuhe sind einfach anzuwenden, überall verfügbar und wurden in der Studie besser toleriert als die Kühlhandschuhe. Wünschenswert wäre die Anwendung im Rahmen größerer Studien, meinte sie.

Quellen:
Michel LL et al. ESMO Congress 2022; Abstract 1552O

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Die POLAR-Studie deutet auf die Wirksamkeit von Kälte und Kompression zur Prävention der chemotherapieinduzierten peripheren Neuropathie hin. Die POLAR-Studie deutet auf die Wirksamkeit von Kälte und Kompression zur Prävention der chemotherapieinduzierten peripheren Neuropathie hin. © jchizhe – stock.adobe.com