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Kann Dexamethason die Operation ersetzen?

Die Häufigkeit des chronischen Subduralhämatoms nimmt angesichts der alternden Bevölkerung und des breiten Einsatzes von Antikoagulanzien zu. Die Standardbehandlung besteht in der Entfernung des Hämatoms über ein Bohrloch mit anschließender Drainage der restlichen Hämatomflüssigkeit. Um entzündliche Reaktionen im Gehirn zu unterbinden, setzen einige Kliniken Glukokortikoide ein. Könnte Dexamethason vielleicht sogar eine Alternative zur OP sein, fragten sich niederländische Forscher um Dr. Ishita Miahum. Sie starteten deshalb eine kontrollierte prospektive Studie, in der Patienten mit chronischem subduralem Hämatom randomisiert entweder mittels OP oder mit Dexamethason (Initialdosis: 8 mg alle 12 Stunden, ausschleichend bis Tag 19) behandelt wurden. Primärer Endpunkt war das funktionelle Abschneiden nach drei Monaten anhand der modifizierten Rankin-Skala.
Ursprünglich war die Teilnahme von 420 Betroffenen geplant. Allerdings wurde die Studie nach dem Einschluss von 252 Patienten (Durchschnittsalter 74 Jahre) vorzeitig beendet. Der Grund: Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Erfolgs der Dexamethason-Therapie. Wie sich herausstellte, betrug die adjustierte Odds Ratio für ein besseres Ergebnis gemäß modifizierter Rankin-Skala nach drei Monaten unter Dexamethason im Vergleich zur Operation 0,55. Das Ziel, eine Nichtunterlegenheit von Dexamethason nachzuweisen, war damit klar verfehlt. Auch die Resultate verschiedener sekundärer Endpunkte unterstützten dieses Ergebnis. Komplikationen traten bei 59 % der Betroffenen in der Dexamethason- und bei 32 % in der Operationsgruppe auf; bei 55 % bzw. 6 % wurde eine zusätzliche Operation durchgeführt.
Der Autor eines Editorials weist darauf hin, dass chronische Subduralhämatome sehr unterschiedliche Ursachen haben können. Seiner Ansicht nach muss die Behandlung individuell auf den Zustand des Patienten und die Ursache des Hämatoms abgestimmt werden.
Quellen:
1. Miah IP et al. N Engl J Med 2023; 388: 2230-2240; DOI: 10.1056/NEJMoa2216767
2. Al-Mefty O. N Engl J Med 2023; 388: 2289-2290; DOI: 10.1056/NEJMe2304797
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