Kausale Mukoviszidose-Therapie in Sicht?

Dr. Dorothea Ranft Foto: thinkstock

Rückt die kausale Therapie der zystischen Fibrose in greifbare Nähe? In einer ersten Studie hat ein Verstärker des CFTR-Gens vielversprechende Effekte gezeigt. Außerdem könnte sich Amilorid als Prophylaktikum eignen.

Das Gen für den „Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator“ (CFTR) kodiert für ein komplexes Membranprotein, das in der apikalen Membran epithelialer Zellen als Kanal für den Transport von Chloridionen fungiert.

Darüber hinaus reguliert es die Aktivität anderer Kanäle wie die des epithelialen Natriumkanals. Funktionsstörungen des Chloridkanals führen zu einem veränderten Salzgehaltes des Schweißes und anderer Körpersekrete, wodurch der charakteristische, zähflüssige Schleim gebildet wird.

CFTR-Verstärker in Pilotstudie getestet

Neben Delta F508, der häufigsten Mutation des Gens, kennt man mittlerweile noch über 1500 weitere. Bei manchen CF-Patienten wird das Protein für den Chloridkanal gar nicht erst gebildet, bei anderen bleibt es in der Zelle stecken, bei wieder anderen erreicht es zwar die Oberfläche, funktioniert aber nicht.

Schließlich gibt es Patienten, die immerhin eine Restfunktion des Moleküls aufweisen. Für diese letztgenannte Gruppe bieten möglicherweise medikamentöse CFTR-Verstärker einen Therapieansatz. So wurden in einer Pilotstudie 19 Patienten zwei Wochen lang oral mit VX-770 behandelt. In dieser kurzen Testphase erwies sich die Substanz als sicher und gut verträglich.

Forscher hoffen auf einen großen Schritt hin zur kausalen Therapie

Aufgrund der verbesserten CFTR-Funktion beobachtete man einen raschen Abfall der Chloridkonzentration im Schweiß und bei immerhin einem Viertel der Patienten besserte sich auch die Lungenfunktion deutlich, berichtete Professor Dr. Marcus Mall vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Heidelberg.

Um die Ergebnisse zu überprüfen, ist derzeit eine größere Studie mit längerem Untersuchungszeitraum geplant. Ein Erfolg wäre ein großer Schritt in Richtung kausale CF-Therapie, betonte der Kollege.

Trotz all der Fortschritte ist nach wie vor unklar, ab welchem Alter CF-Patienten überhaupt behandelt werden sollten. Bei Neugeborenen ist die Lunge strukturell noch unauffällig, bei vielen jungen Säuglingen aber schon nicht mehr, wie eine aktuelle australische Studie an 57 Kindern im Alter von drei bis vier Monaten belegt.

Obwohl die meisten pulmonal noch asymptomatisch waren, zeigten 30 % bereits in der bronchoalveolären Lavage eine erhöhte Neutrophilenelastase-Aktivität, bei 81 % war das Thorax-CT auffällig und 19 % hatten Bronchiektasen.

Die Neutrophilenelastase spielt bei der Entstehung dieser Veränderungen offenbar eine große Rolle und könnte in Zukunft vielleicht als Biomarker dienen, um die CF früh zu diagnostizieren und die Krankheitsaktivität zu messen, erklärte Prof. Mall.

Den CF-Patienten von Geburt an Amilorid geben?

Für eine bessere Befeuchtung der Atemwegschleimhaut und eine Hemmung der Natriumkanäle kann möglicherweise Amilorid sorgen. Im Mausmodell konnte der Kollege zeigen, dass sich unter der Behandlung nicht nur die Obstruktion, sondern auch die Entzündung signifikant reduziert, wenn die Tiere von Geburt an pulmonale Amilorid-Instillationen erhielten. Eine  Intervention nach Beginn der Lungenerkrankung hatte hingegen keine antiinflam­matorischen Effekte mehr, berichtete Prof. Mall.   

Vortrag auf der 105. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Mannheim 2009

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