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Keine Angst vor Impfungen während Schwangerschaft und Stillzeit!
Im Optimalfall sind Frauen schon vor einer Konzeption komplett durchgeimpft und können einen entsprechenden "Nestschutz" an ihre Kinder weitergeben. Doch kommt es z.B. ungeplant zu einer Schwangerschaft, bestehen möglicherweise Impflücken. Was also tun bei fehlendem Impfschutz?
Im Gegensatz zu den meisten Lebendvakzinen dürfen inaktivierte virale oder bakterielle Vakzinen verabreicht werden, schreiben Dr. Jan Leidel von der Geschäftsstelle der Ständigen Impfkommission (STIKO), Berlin, und Mitarbeiter. Totimpfstoffe gelten sowohl für Schwangere als auch für den Fetus als sicher.
Nur jede vierte Schwangere gegen Influenza geimpft
Wenn möglich sollte man aber im ersten Trimenon auf Impfungen verzichten. Falls es zu einer Fehlgeburt oder zu Entwicklungsstörungen kommt, würde dies fälschlicherweise eventuell auf die Impfung geschoben. Besteht die Indikation für eine Vakzinierung (z.B. hohes Expositionsrisiko), können und sollen die notwendigen inaktivierten Stoffe verabreicht werden, appellieren die Autoren (s. Kasten).
Seit einigen Jahren empfiehlt die STIKO ausdrücklich die Influenza-Impfung in der Schwangerschaft – allgemein ab dem zweiten Trimenon. Frauen mit Grunderkrankungen oder erhöhtem Expositionsrisiko (z.B. durch ein Kind im Kindergarten) können die Vakzine aber auch schon im ersten Schwangerschaftsdrittel erhalten.
Leider wissen viele werdende Mütter nicht um diese Empfehlung, so die Experten. In der Saison 2012/2013 waren nur knapp 25 % der Schwangeren gegen Influenza geimpft. Lebend-impfstoffe, wie z.B. jene gegen Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen, führen vorübergehend zu einer Virämie.
Die Schwangerschaft stellt daher eine Kontraindikation dar. Als Ausnahme nennen die Autoren die Gelbfieberimpfung bei nicht aufschiebbarer Reise in ein Endemiegebiet; diese kann ab dem zweiten Trimenon gegeben werden (s. Kasten).
Bisher traten noch nie Fruchtschäden nach versehentlicher Gabe eines Lebendvakzins während der Schwangerschaft auf. Ein Schwangerschaftsabbruch muss daher nach versehentlicher Impfung nicht erfolgen.
Für eine Varizellen-Exposition bei werdenden Müttern gilt: Falls eine nicht geimpfte Schwangere mit unklarem Immunstatus exponiert war, empfiehlt die STIKO die Gabe von Varizella-Zoster-Immunglobulin innerhalb von 96 Stunden nach dem Varizellen-Kontakt.
Muttermilch kann attenuierte Gelbfieberviren übertragen
In der Stillzeit sieht es mit den Impfungen wieder anders aus. Alle Vakzinen können und sollen bei entsprechender Indikation verabreicht werden. Einzige Ausnahme ist hier die Gelbfieberimpfung, weil die Gefahr besteht, dass der Virusstamm von der stillenden Mutter auf das Kind übertritt und eine Erkrankung auslöst. Daher dürfen stillende Frauen diesen Impfstoff nur in Ausnahmesituationen und nach entsprechender Nutzen-Risiko-Abwägung erhalten.
Andere attenuierte Impfstoffe sind jedoch erlaubt. MMR-Impfviren werden nicht auf Kontaktpersonen übertragen. Nur für die Varizellenvakzine gibt es einige Berichte, dass sich seronegative Kontaktpersonen durch Viren aus einem Varizellenimpfexanthem – tritt bei etwa 1 % bis 3 % der Impflinge auf – infizierten. Vor dieser Übertragung gilt es Neugeborene unbedingt zu schützen. Eine Tröpfcheninfektion ist dagegen nicht möglich.
Quelle: Jan Leidel et al., internist. prax. 2016; 56: 65-73
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