Keine Vorteile durch Netze bei Vaginalprolaps

An der randomisierten Doppelstudie PROSPECT* nahmen 1348 Frauen teil, die sich ihren Vaginalprolaps an einem von 35 britischen Zentren korrigieren ließen – als Primäreingriff im anterioren oder posterioren Kompartment. In die Vergleichsstudie zur Verstärkung mit biologischen Materialien (z.B. Schweinekollagen) gingen 865 Patientinnen ein, der Einsatz von synthetischem Netzmaterial wurde bei 735 Frauen geprüft. Die Auswertung beider Studien erfolgte separat, wobei ein Teil der Standard-Patientinnen in beiden Analysen gezählt wurde, schreibt das australisch-britische Autorenteam.
Nicht resorbierbare Netzeinlagen oder abbaubare Biomaterialien verbesserten das Ergebnis der transvaginalen Prolapschirurgie nicht – jedenfalls nicht innerhalb der ersten zwei Jahre nach dem Eingriff. Weder bei den Symptomen noch bei der Lebensqualität oder dem anatomischen Ergebnis zeigte die Auswertung Vorteile gegenüber der Standardtherapie mit Eigengewebe. Mehr als 30 % der Patientinnen litten trotz Scheidenplastik weiterhin unter einem ausgeprägten "Senkungsgefühl", mehr als 80 % behielten mindestens ein Prolapssymptom.
Netzbedingte Komplikationen bei 12 % der Probandinnen
Auch typische Nebenwirkungen des Eingriffs wie Infektionen, Harnverhalt und Dyspareunie traten mit vergleichbarer Häufigkeit auf. Eine Ausnahme bildeten die Netzkomplikationen (Dislokationen, Vaginalperforationen etc.), mit denen sich immerhin 12 % der so versorgten Frauen herumquälten.
Nach wie vor unklar ist der Stellenwert des Beckenbodentrainings in der Therapie von Senkungsbeschwerden. Mehr Klarheit sollte die PREVPROL**-Studie bringen. Der Großteil der 412 Teilnehmerinnen hatte einen Grad 1 oder 2 Prolaps, nur in 3 % der Fälle ragte der Vorfall über das Hymen hinaus. Die Hälfte der Frauen wurde intensiv in Beckenbodenübungen geschult, die übrigen erhielten als Kontrollgruppe lediglich eine Broschüre zum "prolapsfreundlichen" Lebensstil. Nach zwei Jahren waren die Senkungsbeschwerden im Trainingskollektiv geringfügig, aber statistisch signifikant gelindert.
Auch die Schwierigkeiten mit Harninkontinenz und Darmentleerung waren geringer. Die Autoren um Professor Dr. Suzanne Hagen von der Caledonian University in Glasgow räumen zwar ein, dass die erreichten Verbesserungen eher geringfügig sind, halten diese aber für klinisch bedeutsam. Ihrer Meinung nach sollte das Training schon vor Beginn der Symptome starten.
Präventives Training heiß diskutiert
Die Kommentatorin Dr. Janny H. Dekker von der Universität Groningen hält eine solche breit gestreute Prophylaxe dagegen für wirkungslos und kostspielig. Sie betont, dass die Studie keine Daten zu anatomischen Verbesserungen liefere. Außerdem hätten sich die Symptome auch in der Kontrollgruppe nicht verschlechtert. Um eine Beckenbodenprävention zu etablieren, bräuchte man ein wesentlich längeres Follow-up, das über die Menopause hinausreicht.
*PROlapse Surgery: Pragmatic Evaluation and randomised Controlled Trials
**pelvic floor muscle training for secondary PREVention of pelvic organ PROLapse
Quelle: 1. Glazener MA et al. Lancet 2017; 389: 381-392
2. Hagen S et al. a.a.O.: 393-402
3. Dekker JH. a.a.O.: 336-337
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