Kinder in Malariagebieten effektiv schützen

Dr. Andrea Wülker

Die Malaria zeigt Kindern unter fünf Jahren oft einen schweren Verlauf. Eine kompetente und frühzeitige reisemedizinische Beratung ist daher wichtig!

Mit zunehmender Migration und Reisefreudigkeit muss man damit rechnen, dass auch immer mehr Kinder in Malaria-Endemiegebiete mitgenommen werden, schreibt Dr. Stefan Hagmann vom Bronx-Lebanon Hospital Center, Bronx/New York, in der Zeitschrift „Flugmedizin, Tropenmedizin, Reisemedizin“.

Die Kleinen sind gefährdet, an einer Malaria zu erkranken und diese nach Europa zu importieren. Untersuchungen zeigen, dass es sich bei den eingeschleppten Malariafällen überwiegend um eine durch Plasmodium falciparum bedingte Malaria tropica handelt, die sich die Kinder in Afrika zugezogen haben.

Auswanderer auf Heimatbesuch besonders gefährdet

Die meisten Infektionen wurden bei Kindern mit Migrationshintergrund festgestellt, die sich auf Verwandtenbesuch im Heimatland ihrer Eltern befanden. Für diese Personengruppe gibt es sogar schon eine spezielle englischsprachige Bezeichnung: pediatric visiting friends and relatives (pädiatrische VFR). Ärzte, die Kinder aus Immigrantenfamilien betreuen, sollten die Familien deshalb regelmäßig nach Reisevorhaben fragen, um sie im Bedarfsfall rechtzeitig reisemedizinisch zu beraten, betont der Autor.

In dem Beratungsgespräch werden Eltern bzw. Betreuungspersonen, die Kinder in Malaria-Endemiegebiete begleiten, über die vier Prinzipien der Malariaprävention aufgeklärt:

  • Aktuelle Darstellung des Malaria-risikos am Reiseziel
  • Expositionsprophylaxe (Schutz vor Mückenstichen)
  • Wahl einer altersentsprechenden Chemoprophylaxe
  • Notwendigkeit einer schnellen Diagnostik und Therapie, wenn das Kind fiebert


Die Eltern sollten darüber informiert werden, wie sie ihr Kind (und sich selbst) vor Stichen der Anophelesmücke schützen können. Eine Expositionsprophylaxe bietet auch Schutz vor anderen Mückenarten und Zecken, die möglicherweise ebenfalls Krankheiten übertragen können.

Schutz vor Mückenstichen ist am wichtigsten

Am aktivsten ist die Anophelesmücke zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen. Deshalb in dieser Zeit nicht im Freien aufhalten, sondern möglichst nur in mückensicheren Räumen mit Fliegengittern und Klimaanlage. So wenig wie möglich nackte Haut zeigen: lange Hosen und Oberteile mit langen Ärmeln tragen. Die Kleidung sollte hell und mit einem Insektizid wie beispielsweise Permethrin imprägniert sein. Den Schlafplatz mit permethrinimprägnierten Bettnetzen schützen und Repellenzien (s. Kasten) auftragen.

Zur Chemoprophylaxe stehen auch für Kinder mehrere effektive und gut verträgliche Medikamente zur Verfügung. Wobei die Eltern unbedingt wissen müssen, dass auch eine Chemoprophylaxe keinen hundertprozentigen Malariaschutz bietet. Deshalb muss eine Erkrankung des Kindes mit Fieber während und nach der Reise sofort medizinisch abgeklärt werden.

Selbst Chemo-Prophylaxe garantiert keinen Schutz

Zudem ist mit den Eltern zu besprechen, wie eine möglichst gute Compliance erreicht werden kann (zum Beispiel Medikamenteneinnahme eher täglich oder lieber wöchentlich?). Damit die Medikation gut schützt, muss sie vor, während und nach der Reise ohne Unterbrechung eingenommen werden. Für Kinder stehen verschiedene Medikamente zur Chemoprophylaxe zur Verfügung, wobei jeweils Alters-, Dosis- und Anwendungsbeschränkungen beachtet werden müssen.

Die pädiatrische Formulierung von Atovaquon/Proguanil ist für Kinder mit einem Gewicht ab 11 kg zur Prophylaxe zugelassen. Das Kombipräparat wird einmal täglich eingenommen, und zwar ein bis zwei Tage vor der ersten Malariaexposition. Sieben Tage nach der Exposition darf die Medikation beendet werden.

Doxyzyclin ist aufgrund der bekannten Nebenwirkungen (Zahn, Knochen) bei Kindern unter 8 Jahren zu vermeiden. Das Mittel kommt daher vor allem bei Adoleszenten zum Einsatz. Aber Achtung: Es drohen Photosensibilisierung und gastrointestinale Nebenwirkungen.

Doxyzyclin ist wegen der Nebenwirkungen kontraindiziert 

Zu Mefloquin wurden im Jahr 2013 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) besondere Warnungen veröffentlicht, um auf das Nebenwirkungsprofil von Mefloquin aufmerksam zu machen. Bevor Mefloquin verwendet werden darf, muss ein entsprechender Patientenpass erstellt werden. Analysen pädiatrischer Daten haben allerdings ein akzeptables pharmakokinetisches Profil auch für junge Kinder und eine gute Verträglichkeit gezeigt, so Dr. Hagmann.

Mefloquin weist einige Vorteile wie einmal wöchentliche Einnahme und relativ niedrige Kosten auf, sodass das Medikament – unter Beachtung der Kontraindikationen – nach wie vor einen besonderen Stellenwert hat. In Deutschland ist Mefloquin ab dem vollendeten dritten Lebensmonat und ab einem Gewicht von 5 kg zugelassen.

Aktuelle Malaria-Infos
Die Webseite der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) bietet ausführliche Informationen für Reisende, die einen Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet planen: www.dtg.org

 



 
Quelle: Stefan H. F. Hagmann, Flug u Reisemed 2014; 21: 242-247; DOI: 10.1055/s-0034-1396092

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