Klare Sicht nach grauem Star

Die Katarakt kann die verschiedensten Symptome auslösen, am bekanntesten ist die Linsentrübung. Betroffene sehen deshalb oft nur verschwommen – wie durch trübes Glas. Aber auch eine fortschreitende Kurzsichtigkeit kann auf den grauen Star hinweisen, ebenso Probleme mit Nachtfahrten oder Doppelbilder beim Schließen eines Auges, schreibt ein Ophthalmologen-Team um Dr. Kate Hashemi vom Hôpital ophtalmique Jules-Gonin in Lausanne.
Trüber Nucleus lentis wird püriert, abgesaugt und ersetzt
Verdacht schöpfen sollte man auch bei zunehmender Blendempfindlichkeit, wenn Patienten Halos (Lichthöfe) um Lichtquellen sehen oder es ihnen auf einmal schwerfällt, Schwarz, Dunkelblau und Violett zu unterscheiden.
In den Anfangsstadien der Katarakt lässt sich das Sehvermögen noch durch eine Brille oder Kontaktlinsen und durch eine Anpassung der Lichtstärke verbessern. Wenn diese konservativen Maßnahmen nicht mehr genügen, wird es Zeit für eine Operation. Dafür stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Oft kommt z.B. die Phakoemulsifikation zum Einsatz. Dabei zertrümmert man den Linsenkern mittels Hochfrequenzultraschall und ggf. Laser-Assistenz, saugt anschließend die Fragmente ab und setzt eine Intraokularlinse in den Kapselsack ein.
Die derzeit angebotenen Kataraktoperationen sind sicher und effektiv, betonen die Schweizer Ophthalmologen, dennoch wird eifrig an Verbesserungen geforscht. Neue Femtolaser mit ultraschneller Frequenz (10–15 s) sollen die Schäden am umliegenden Gewebe minimieren. Sie eignen sich z.B., um die Vorderkapsel zu öffnen und den Linsenkern zu fragmentieren. Zudem ermöglichen diese Femtolaser auch bei einer Hornhautverkrümmung präzise Inzisionen. Allerdings können sie den Chirurgen nicht ersetzen: Die Entfernung des alten Linsenkerns muss ebenso wie das Einsetzen der neuen Linse „manuell“ erfolgen. Erfahrene Operateure haben nach Meinung der Autoren nur wenig Nutzen von den ultraschnellen Lasern.
Die Wahl der Intraokularlinse richtet sich nach den Bedürfnissen des Patienten. Moderne Modelle bieten neben der Korrektur der Aphakie noch weitere Vorteile. Sie verringern z.B. die sphärische und chromatische Aberration und schützen die Makula vor UV-Licht. Auch individuelle Sehfehler lassen sich verbessern: Wer eine ausgezeichnete Fernsicht wünscht, dem hilft eine monofokale Intraokularlinse, er muss dann aber für Mitte und Nähe eine Brille tragen.
Medikamente für Therapie und Prophylaxe in Arbeit
Multifokale Linsen haben demgegenüber den Vorteil, dass sie gleichzeitig Fern-, Mittel- und Nahsicht bessern. Einen Astigmatismus kann man perioperativ genau vermessen und mit einer torischen Intraokularlinse ausgleichen.
Formen der Katarakt
- Cataracta nuclearis: zentraler Linsenbereich betroffen; beeinträchtigt die Farbwahrnehmung
- Cataracta corticalis: Rinde um Linsenkern getrübt; kann Blendungsempfindlichkeit hervorrufen
- Cataracta subcapsularis posterior: an Hinterseite der Linse; Probleme beim Lesen, Blendungen und Erscheinen von Lichthöfen in der Nacht
Eventuell bringt die Zukunft auch eine medikamentöse Therapie und Prophylaxe des grauen Stars: So ist es im Tierversuch bereits gelungen, die Augenlinse transparent zu halten bzw. den Schweregrad der Katarakt zu verringern. Für den Einsatz von Multivitaminsupplementen in der Kataraktprävention sehen die Autoren aufgrund der bisherigen Studienlage noch keine eindeutige Indikation.
Quelle: Hashemi K et al. Schweizerisches Medizin-Forum 2017; 17: 486-491
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