Klinik und Bildgebung führen bei Nokardiose nicht zum Ziel

Dr. Elke Ruchalla

Nokardien sind mit den Mykobakterien verwandt und lagern wie diese Mykolsäure in ihre Zellwände ein. Nokardien sind mit den Mykobakterien verwandt und lagern wie diese Mykolsäure in ihre Zellwände ein. © Dr_Microbe – stock.adobe.com

Statt unspezifische Symptome vorschnell als einfache Lungenentzündung oder COPD-Exazerbation zu interpretieren, sollte man manchmal den mikrobiologischen Befund abwarten. Denn das Naheliegendste ist nicht immer das Wahrscheinlichste.

Wegen einer zunehmenden Atemnot kamen – unabhängig voneinander – drei Patienten in die Klinik, schreiben die Internistin Julia Schröder vom Kantonsspital Baden und Kollegen. Anamnestisch berichteten sie jeweils von einer pulmonalen Grunderkrankung. In einem Fall handelte es sich um ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom, in den anderen beiden um eine schwere COPD bzw. ein ausgeprägtes Emphysem mit Bronchiektasen. Die körperliche Untersuchung brachte weitere Befunde:

  • Zwei Patienten waren tachypnoisch.
  • Einer hatte linksbasal ein abgeschwächtes Atemgeräusch.
  • Die dritte, kachektische Patientin bot einen hypersonoren Lungenklopfschall. 
Behandlung der Nokardiose
StandardCotrimoxazol hoch dosiert
bei ZNS-BeteiligungCephalosporine der 3. Generation
bei Unverträglichkeiten/Allergien oder Resistenzen gegen CotrimoxazolImipenem + Amikacin
bei Abszessenzusätzliche chirurgische Sanierung erforderlich
Alle Medikamente müssen mindestens über drei bis sechs Wochen intravenös verabreicht werden, gefolgt von ein bis sechs Monaten einer oralen Gabe (längere Therapie v. a. bei intrakraniellen Abszessen)

Das übliche Labor reichte von Leukopenie bis Leukozytose, das CRP war in unterschiedlichem Ausmaß erhöht. Nach Röntgen- bzw. CT-Thorax stellten die Schweizer Kollegen die Diagnose Pneumonie. Bei zwei Erkrankten vermuteten sie eine bakterielle Ursache, bei dem dritten Patienten tippten sie auf eine virale Genese.

Die mikrobiologische Kultur von Sputum, Blut beziehungsweise broncho-alveolärer Lavageflüssigkeit brachte schließlich des Rätsels Lösung: Alle drei Betroffenen, von denen mittlerweile eine Frau gestorben war, litten unter einer Nokardiose. Die Behandlung erfolgte unter Berücksichtigung des jeweiligen Antibiogramms.

Weil eine Infektion mit Nokardien nur selten vorkommt, hat man die Stäbchenbakterien als potenzielle Erreger wohl eher nicht auf dem Schirm. Nokardiosen treten bevorzugt bei immunsupprimierten und/oder pulmonal vorerkrankten Personen auf, was zu den geschilderten Fällen passt. 

Steckbrief Nokardien

Bei Nokardien handelt es sich um obligat aerobe, grampositive, halbsäurefeste Stäbchenbakterien. Sie leben ubiquitär im Erdboden. In den letzten Jahrzehnten wurden sie häufiger als Krankheitserreger identifiziert – sei es durch eine bessere Diagnostik, sei es durch die gestiegene Zahl immunsupprimierter Patienten. Angaben zu exakten Inzidenzen gibt es kaum, in Frankreich kommt es jährlich zu 150 bis 250 Neuerkrankungen.

Bei septischen Verläufen sind Herz und Hirn in Gefahr

Eintrittspforte für die Nokardien sind meist die Atemwege (pulmonale Nokardiose). Seltener gelangen die Keime durch kleine Hautwunden in den Körper (kutane Nokardiose). Bei septischen Verläufen können Herz (Endokarditis) und Gehirn (intrazerebrale Abszesse) betroffen sein. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist bisher nicht beschrieben worden.

Da die klinischen Symptome wenig wegweisend sind, liefert in der Regel das mikrobiologische Labor, das Kulturen aus dem betroffenen Gewebe anlegt, die Diagnose. Besteht bereits in der Sprechstunde auch nur der geringste Verdacht auf eine Nokardiose, sollte man dem Labor vorab Bescheid geben, warnen die Autoren. Denn die Pathogene müssen teilweise über Wochen bebrütet werden, bis sich ein nennenswertes Wachstum abzeichnet, was im Normalfall nicht unbedingt erfolgt.

Zur Sicherung einer Nokardiose gehört immer auch eine Kopf-MRT (Hirnabszess?) sowie der Ausschluss weiterer extrapulmonaler Manifestationen. Die Therapie erfolgt wie in der Tabelle angegeben.

Quelle: Schröder J et al. Innere Medizin 2024; 65: 286-289; DOI: 10.1007/s00108-023-01566-2

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Nokardien sind mit den Mykobakterien verwandt und lagern wie diese Mykolsäure in ihre Zellwände ein. Nokardien sind mit den Mykobakterien verwandt und lagern wie diese Mykolsäure in ihre Zellwände ein. © Dr_Microbe – stock.adobe.com