Knotenpunkt Achselhöhle

Dr. Dorothea Ranft

Axilläre Akne inversa mit entzündlichen Knoten, Brückennarben und Fisteln, aus denen sich auf Druck Eiter entleert. Axilläre Akne inversa mit entzündlichen Knoten, Brückennarben und Fisteln, aus denen sich auf Druck Eiter entleert. © Science Photo Library/MID ESSEX HOSPITAL SERVICES NHS TRUST

Die Hidradenitis suppurativa lässt sich vor allem im Initialstadium nur schwer von einem gewöhnlichen Abs­zess unterscheiden. Einen wichtigen Hinweis gibt die Rezidiv­neigung.

Primär manifestiert sich die Hidradenitis suppurativa mit einem schmerzhaften, tief lokalisierten entzündlichen Knoten. Dieser bildet sich meist in der Leisten- oder Axillarregion und kann sich in einen Abs­zess umwandeln. Allerdings kommt es bei der Akne inversa trotz Inzision zu einem Rezidiv im gleichen Areal oder es entwickeln sich immer wieder neue Abszesse, schreiben Dr. ­Katrin John vom Universitätsklinikum Halle an der Saale und Kollegen.

Die Läsionen manifestieren sich symmetrisch und überwiegend in Regionen mit apokrinen Schweißdrüsen. Disseminierte Verläufe an Stamm und Extremitäten sind möglich, aber selten. Mitunter verschmelzen die Abszesse in der Tiefe miteinander. Manche rupturieren nach außen, was mitunter mit einer putriden oder wässrig-blutigen ­Sekretion verbunden ist. Auch wenn die Läsionen im Initialstadium noch spontan abheilen, entstehen später großflächige Inflammationen mit Fis­teln und Brückennarben, die nicht mehr von selbst verschwinden.

Bei mehr als 90 % der Patienten sind mehrere Körperregionen betroffen.

Lokalisation der Akne inversa

  • inguinal (90 %)
  • axillär (69 %)
  • perianal bzw. perineal (37 %)
  • gluteal (27 %)
  • submammär (18 %)
  • seltener am Mons pubis, unter der Bauchfalte und retroaurikulär

Etwa jeder Vierte hat zudem eine Pilonidalsinus­erkrankung. Diese wird nach gängiger Auffassung durch in die Haut penetrierende Haare, Verletzungen oder eine angeborene Fehlbildung ausgelöst. Studiendaten zufolge steckt bei einem Teil der Fälle jedoch histologisch eher eine Akne inversa hinter den Beschwerden.

Im Frühstadium der Hidradenitis suppurativa werden Hyperkeratosen im tiefen Anteil der Haarfollikel und entzündliche Infiltrate sichtbar. Die apokrinen und ekkrinen Schweißdrüsen können zusätzlich betroffen sein. Mithilfe der feingeweblichen Untersuchung lassen sich Differenzialdiagnosen wie Furunkulose, Schweißdrüsenabszesse und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gut aus­schließen.

Die genaue Pathogenese der Akne inversa bleibt unklar. Die familiäre Häufung spricht für eine genetische Komponente. Zu den Triggerfaktoren gehören Rauchen, Adipositas und eine Besiedelung mit Staphylococcus aureus ebenso wie eine regionale Hyperhidrose und mechanische Reizung. Bei langjährigem Verlauf drohen Bewegungseinschränkungen infolge der Schmerzen und Narbenkontrakturen. Außerdem ist mit psychischen Störungen aufgrund des Geruchs und der verschmutzten Kleidung zu rechnen. Auch die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms ist möglich.

Therapeutisch wird primär die Einnahme von Clindamycin oder Minocyclin und Rifampicin für vier bis zwölf Wochen empfohlen. Patientinnen mit Zeichen der Hyperandrogenämie sollten eine Hormonbehandlung erhalten. In refraktären Fällen raten die Experten zu einer chirurgischen Sanierung. Dies beinhaltet eine komplette Exzision der erkrankten Areale. Eine einfache Inzision reicht aufgrund der Rezidivgefahr nicht aus. Bei einzelnen Knoten oder Abszessen ist eventuell ein primärer Wundverschluss möglich, ansonsten wird eine offene Behandlung mit sekundärer Heilung angeraten.

Bei rezidivierenden Abszessen mit Fisteln und Narben bzw. diffusem Befall (Hurley-Grad II–III) gilt die radikale Resektion der betroffenen Areale bis ins gesunde Fettgewebe (z.T. sogar bis zur Muskelfaszie) heute als Verfahren der Wahl. Trotz der großen Wundfläche sind die Patienten danach meist schmerzfrei.

Bei guter Granulationstendenz kann eine Defektdeckung mit Spalthaut die Heilung beschleunigen. Ohne Transplantation vergehen etwa ein bis drei Monate bis zum Wundverschluss. Die späteren Narben sind meist unauffällig und kleiner als die Exzisionsfläche. Zur Kontrakturprophylaxe sollte der Patient die operierte Region regelmäßig bewegen und dehnen (z.B. Arme über den Kopf heben). Nikotinabstinenz verbessert die Wundheilung und senkt möglicherweise auch die Rezidivrate.

Quelle: John K et al. Akt Dermatol 2022; 48: 40-51; DOI: 10.1055/a-1460-0074

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Axilläre Akne inversa mit entzündlichen Knoten, Brückennarben und Fisteln, aus denen sich auf Druck Eiter entleert. Axilläre Akne inversa mit entzündlichen Knoten, Brückennarben und Fisteln, aus denen sich auf Druck Eiter entleert. © Science Photo Library/MID ESSEX HOSPITAL SERVICES NHS TRUST