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Koloskopie: Lässt sich die Darmvorbereitung erleichtern?
Die Erfahrung zeige, dass bis zu ein Viertel der Patienten, die zur Darmspiegelung kommen, nicht suffizient vorbereitet sei, wie Dr. Benjamin Walter, II. Medizinische Klinik der Technischen Universität (TU) München, Klinikum rechts der Isar, ausführte.
Spricht man die Patienten darauf an, sagen viele, sie hätten keine ausreichenden Informationen über den Ablauf der Untersuchung und der Vorbereitung gehabt (siehe Kasten). Auf der anderen Seite scheinen die Anweisungen, die der Arzt den Patienten mitgibt, klar verständlich zu sein.
Optimal vorbereitet zur Koloskopie |
Die Vorbereitung zur Koloskopie ist im Prinzip nicht schwer. Ab dem Tag 4 vor der Untersuchung muss der Patient körnerhaltige Lebensmittel und faserreiches Gemüse meiden. Am Tag vor der Spiegelung sind auch fettreiche Mahlzeiten und gefärbte Flüssigkeit verboten. Der Patient soll mittags noch eine klare Brühe zu sich nehmen und um 17 Uhr den ersten Beutel Abführmittel mit 1-2 l klarer Flüssigkeit trinken. Der zweite Beutel – ebenfalls mit 1-2 l Flüssigkeit – folgt am Morgen des Untersuchungstags drei Stunden vor der Koloskopie. |
Doch viele Patienten gehen damit nach Hause und sind sich plötzlich gar nicht so sicher, was sie wann essen dürfen und was nicht. Deshalb wurde die Idee entwickelt, die Koloskopievorbereitung durch Einsatz eines SMS-Services zu verbessern. Immerhin 93 % der Patienten zwischen 45 und 65 Jahren, die zum Koloskopie-Screening kommen, nutzen Mobilfunk, so Dr. Walter.
Per SMS Vorbereitete hatten bessere Ergebnisse
Das Konzept wurde in der PERICLES-I-Studie* mit Fokus auf die Restverschmutzung im Darm untersucht. Die Patienten erhielten automatisiert insgesamt 14 unidirektionale SMS, beginnend vier Tage vor der Koloskopie, mit Hinweisen zu Ernährung, Verhalten und Einnahme des Abführmittels in den Tagen bzw. Stunden vor der Untersuchung.
Tatsächlich fand sich für die Patienten, die mit dem SMS-Service unterstützt wurden, ein signifikant höherer BBPS-Score (BBPS = Boston Bowel Preparation Scale) als bei Patienten, die nicht mit SMS unterstützt wurden. Von den maximal neun Punkten, die zusammenkommen können, hatten die SMS-Patienten durchschnittlich 7,3 und die Kontrollpatienten 6,3 erreicht. Der Vorteil der SMS-Gruppe zeigte sich in allen Darmabschnitten.
Die Teilnehmer bewerteten die Unterstützung durch SMS auf einer Skala von 0 bis 10 mit durchschnittlich 7,8 Punkten als sehr hilfreich. Fast alle gaben an, den SMS-Service bei der nächsten Untersuchung wieder nutzen zu wollen. In der PERICLES-II-Studie wird derzeit geprüft, ob sich diese Ergebnisse an einem größeren Kollektiv validieren lassen. Entwickelt wird derzeit auch eine App zur Koloskopievorbereitung.
Ein anderer Ansatz, den Patienten die Vorbereitung zu erleichtern, könnte in einem alternativen Abführmittel bestehen. In Deutschland wird am häufigsten Polyäthylenglykol (PEG) verwendet, das als nicht resorbierbare Substanz eine sehr hohe Trinkmenge von 2 x 1-2 l erfordert.
Alternatives Abführmittel mit hoher Akzeptanz bei Patienten
Bei Natrium-Picosulfat/Magnesiumcitrat (PMC) dagegen kommt man mit 2 x 150 ml aus, da das Präparat sowohl sekretagog als auch stimulativ wirkt. Um eine Exsikkose zu vermeiden, muss der Patient zusätzlich kontinuierlich Flüssigkeit (Tee, Wasser) zu sich nehmen. Für Patienten mit Herzinsuffizienz oder fortgeschrittener Nierenerkrankung eignet sich dieses Präparat allerdings nicht.
In einer Studie an 220 erwachsenen Patienten mit Indikation zur Koloskopie wurden PEG und PMC hinsichtlich Bekömmlichkeit, Darmsauberkeit und Patientensicherheit verglichen, wie Dr. Peter Klare, II. Medizinische Klinik der TU München, Klinikum rechts der Isar, berichtete.
In die Intent-to-treat-Analyse gingen 200 Patienten ein. Sie waren im Mittel 54 Jahre alt, etwa gleich häufig weiblich wie männlich.
Letztlich war die gesamte Trinkmenge im PMC-Arm sogar größer als im PEG-Arm mit 6,3 versus 5,5 l. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass die zusätzliche Flüssigkeit ohne Widerwillen zu trinken ist. Im PEG-Arm hatten die Patienten mehr Stuhlgänge: 13,5 versus 11,0. Nur 10 % der Patienten der PMC-Gruppe, aber 21 % der Patienten der PEG-Gruppe empfanden das Abführen als sehr belastend (VAS ≥ 8 Punkte). Der Unterschied war signifikant. Als Grund dafür gaben 44,6 % der PEG-Gruppe die Mischung aus schlechtem Geschmack und hohem Trinkvolumen an, in der PMC-Gruppe nur 4 %.
Unzureichende Wirksamkeit und Elekrolytverschiebungen
Allerdings war der Darm in der PMC-Gruppe deutlich schlechter vorbereitet. Die Darmsauberkeit erwies sich nur bei 43 % als ausreichend, verglichen mit 82 % bei PEG. Auch nicht unerheblich: 21,2 % der Patienten mit PMC-Vorbereitung, aber nur 4 % mit PEG-Vorbereitung, entwickelten eine Hyponatriämie, die jedoch in keinem Fall zu klinischen Symptomen führte.
Das Fazit: PMC ist besser verträglich, aber wegen unzureichender Wirksamkeit und Elektrolytverschiebungen nicht einsetzbar. Eine Alternative zu PEG stellt es nicht dar. Ein Tipp zum Schluss: Wenn man PEG (Macrogol) eiskalt trinkt, lässt es sich besser verkraften!
*im Rahmen des Pericles-Projektes: prospective studies for improvement of colonoscopy preparation by optimized visualisation
Quelle: 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren
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