Kommission schlägt erweiterte Adipositas-Diagnostik vor

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)

"Eine gründliche und ausgewogene Definition von Adipositas ist längst überfällig, um die medizinischen und sozioökonomischen Herausforderungen anzugehen." "Eine gründliche und ausgewogene Definition von Adipositas ist längst überfällig, um die medizinischen und sozioökonomischen Herausforderungen anzugehen." © Кирилл Рыжов - stock.adobe.com

Die internationale Kommission für klinische Adipositas (Commission on Clinical Obesity) schlägt eine umfassende Neugestaltung der Adipositas-Diagnostik vor. Auch Forschende des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) waren beteiligt.

Derzeit stützen sich medizinische Ansätze zur Adipositas-Diagnose hauptsächlich auf den BMI, der jedoch auf individueller Ebene kein zuverlässiges Maß für Gesundheit oder Krankheit ist. Dies kann zu Fehldiagnosen und negativen Folgen für Betroffene und die Gesellschaft führen. Die Commission on Clinical Obesity empfiehlt daher, neben dem BMI auch Messungen des Taillenumfangs oder direkte Fettmessungen zur Erkennung von Fettleibigkeit zu verwenden, um das Risiko einer Fehlklassifizierung zu verringern. 

„Gründliche und ausgewogene Definition längst überfällig“ 

Die Kommission macht sich dafür stark, dass alle Menschen mit Adipositas eine personalisierte Gesundheitsberatung und evidenzbasierte Versorgung erhalten – frei von Stigmatisierung und Schuldzuweisungen. Dies soll durch unterschiedliche Strategien für klinische und präklinische Adipositas erreicht werden. „Adipositas nur als Risikofaktor und niemals als Krankheit zu betrachten, kann Menschen, die allein aufgrund von Adipositas gesundheitlich krank sind, zu Unrecht den Zugang zu zeitkritischer Versorgung verweigern. Auf der anderen Seite kann eine pauschale Definition von Adipositas als Krankheit zu Überdiagnosen und ungerechtfertigtem Einsatz von Medikamenten und chirurgischen Eingriffen führen, mit potenziellem Schaden für den Einzelnen und schwindelerregenden Kosten für die Gesellschaft“, sagt der Vorsitzende der Kommission, Professor Dr. Francesco Rubino vom King‘s College London. 

„Eine gründliche und ausgewogene Definition von Adipositas ist längst überfällig, um die medizinischen und sozioökonomischen Herausforderungen anzugehen“, betont Professor Dr. Stefan Richard Bornstein, Mitglied der Kommission und Direktor des Zentrums für Innere Medizin am Universitätsklinikum Dresden und DZD-Wissenschaftler. „Wenn wir neue Methoden und Ansätze zur Behandlung von Adipositas, einschließlich der neuen Medikamente zur Gewichtsreduktion, erforschen, ist es entscheidend, unsere Diagnosekriterien an die individuellen Gesundheitsrisiken jedes Einzelnen anzupassen“, so der Co-Autor des Berichts, Professor Dr. Matthias Blüher, u. a.Direktor des Helmholtz-Instituts für Stoffwechsel-, Adipositas- und Gefäßforschung und Forscher am DZD. „Aus eigener Erfahrung mit der Komplexität der Adipositas halte ich dieses Rahmenwerk für einen wichtigen Schritt, um den Patientinnen und Patienten eine noch gezieltere und wirksamere Behandlung zu ermöglichen.“ Und Professor Dr. Matthias Tschöp, CEO von Helmholtz Munich und ebenfalls Co-Autor des Berichts sowie einer der Pioniere für GLP-1-basierte Therapien für Adipositas, ergänzt: „Durch unser zunehmendes Verständnis von Adipositas erreichen wir einen entscheidenden Wendepunkt, an dem evidenzbasierte Rahmenwerke – wie das von der Kommission eingeführte – eine zentrale Rolle dabei spielen werden, uns zu wirksameren und individuelleren Behandlungsansätzen zu führen.“

Bericht der Kommission: thelancet.com/commissions/clinical

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