Kommt mit den Flüchtlingen die Tuberkulose?

Sascha Bock; Foto: fotolia, bumann

Bei kranken Flüchtlingen kommen auch exotische, in Deutschland nicht verbreitete Infekte infrage. Das RKI hat wichtige Informationen zu Diagnose und Behandlung zusammen gefasst.

Haben Sie noch im Kopf, wie sich Fleckfieber von Typhus unterscheidet? Oder wie diese Krankheiten behandelt werden? Mit der zunehmenden Zahl an Asylsuchenden könnten auch in Ihrer Praxis Patienten erscheinen, die an einer für Deutschland ungewöhnlichen Infektion leiden. Das RKI gibt hier Hilfestellung.

Klassische Infekte überwiegen auch bei Flüchtlingen

Besonders im Anfangsstadium unterscheiden sich viele importierte Infektionskrankheiten (s. Tabelle) klinisch nicht von banalen Infekten. Alle beginnen mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Gelenkschmerzen. Solche in unseren Breiten ungewöhnlichen Infektionen sind in Deutschland in den letzten Wochen zwar nur vereinzelt aufgetreten, haben aber unbehandelt eine hohe Letalität und könnten schon bei einer einmaligen Untersuchung auffallen bzw. erkannt werden, informiert das Robert Koch-Institut (RKI).

Sie müssen allerdings nicht immer als Erstes an exotische Parasiten denken! Denn Asylsuchende leiden viel häufiger unter den gleichen Infektionen wie die ansässige Bevölkerung (z.B. grippaler Infekt, „Kinderkrankheiten“), betont das RKI. Um seltene Erkrankungen davon abzugrenzen, können die jeweiligen Inkubationszeiten helfen: relativ zum Verlassen des Herkunftslandes bzw. relativ zur Einreise nach Deutschland (bei auf der Flucht erworbenen Infektionen).

Fluchtbedingungen födern Gastroenteritiden und Parasitenbefall

Bei Fieber ohne andere ermittelbare Ursachen steht die Malaria an erster Stelle der Verdachtsdiagnosen, sofern die Asylsuchenden aus einem Endemiegebiet kommen oder durch ein solches fliehen mussten. Erst wenn eine Malaria „vom Tisch“ ist, sollte man sich weiter durch die RKI-Tabelle arbeiten. Aufgrund der schlechten Bedingungen während der Flucht muss grundsätzlich auch mit Gastroenteritiden, Atemwegserkrankungen oder einer parasitären Besiedlung (z.B. mit Kleiderläusen) gerechnet werden.

Die Strapazen auf dem Weg nach Deutschland und eine eingeschränkte Immunabwehr begünstigen zudem die Reaktivierung einer latenten Tuberkulose. Auch impfpräventable Erkrankungen kommen in Betracht. Falls keine entsprechenden Dokumente vorliegen, sollten Sie bei Asylsuchenden von einem nicht vorhandenen Impfschutz ausgehen.

Bei Asylsuchenden von nicht vorhandenem Impfschutz ausgehen

Um letztlich eine akut behandlungsbedürftige Infektion auszuschließen oder zu bestätigen, wird die Abklärung durch einen sachkundigen Kollegen – in infektiologischen Praxen oder Kliniken – empfohlen. Eine Ausbreitung importierter Erkrankungen in die Allgemeinbevölkerung sei insgesamt sehr unwahrscheinlich, entwarnt das RKI. Einzelne Übertragungen bei engem Kontakt können jedoch vorkommen.

Quelle: Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 38/2015; Online-Vorab, DOI: 10.17886/EpiBull-2015-007.2

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