Kompartmentsyndrom tarnte sich als Muskelkater

Nicht jeder Beinschmerz nach einem anstrengenden Marsch ist ein Muskelkater. Steckt ein akutes Kompartmentsyndrom dahinter, verhindert nur die sofortige Operation Dauerschäden.

Als sich der 24-jährige Bundeswehrsoldat nach einem Leistungsmarsch mit Schmerzen im linken Bein bei seinem Truppenarzt vorstellte, vermutete der einen Muskelkater und gab Ibuprofen. Bei zwei weiteren Konsultationen innerhalb der nächsten 24 Stunden erhielt der Kranke weitere Analgetika. Am Abend hielt der junge Mann die Schmerzen nicht mehr aus und stellte sich in der Notfallsprechstunde vor. Inzwischen war der Unterschenkel geschwollen, es bestanden bereits neurologische Schäden mit Peronäuslähmung und Empfindungsstörungen. Sofort wurde der Patient mit Verdacht auf akutes Kompartment-Syndrom eine chirurgische Klinik gebracht und operiert. Der intrafasziale Druck lag mit 140 mmHg (normal bis 10 mmHg) extrem hoch.

Nach offener Wundheilung und sekundärem Verschluss besserten sich die Symptome zusehends. Zurück behielt der Soldat eine Peronäus- und Tibialis-Schädigung ohne motorische Ausfälle.

Das akute, atraumatische Kompartmentsyndrom ist schwer zu diagnostizieren, weil die Beschwerden zu Beginn eher unspezifisch sind, schreiben Dr. S. ARMBRUST und V. HARSCH in der "Wehrmedizinischen Monatsschrift". Als verdächtig gelten persistierende Schmerzen, Engegefühl, Paresen, Dys- oder Parästhesien, und eine zunehmende Schwellung des Unterschenkels x96 typischerweise einseitig. Auslöser sind meist größere körperliche Anstrengung, mitunter aber auch kurze Belastungen.

Pathophysiologisch verursacht ein erhöhter Gewebsdruck durch ein Ödem, Hämatom oder eine postischämische Azidose im geschlossenen Raum der Faszienloge eine Minderperfusion. Die wiederum verstärkt die Azidose x96 ein Circulus vitiosus, an dessen Ende die Nekrose von Muskeln und Nerven steht. Nur sofortige Faszienspaltung verhindert schwerste Folgeschäden, die bis zur Amputation oder Rhabdomyolyse mit tödlichem Nierenversagen reichen können.

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