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Konventionelle Konditionierung bei intermediärem Risiko ebenso gut wie direkte HCT

Sollte die allogene Stammzelltransplantation bei AML-Patient:innen mit intermediärem Risiko noch während der ersten kompletten Remission erfolgen, oder besser erst, wenn es zum Rezidiv kommt? Dieser Frage gingen Kolleg:innen um Prof. Dr. Martin Bornhäuser vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden nach.
An der Studie beteiligten sich 16 deutsche Zentren zwischen 2011 und 2018. 143 AML-Patient:innen mit intermediärem Risiko im Durchschnittsalter von 48,2 Jahren, darunter 81 Männer, nahmen teil. Sie hatten eine erste komplette Remission erzielt. Randomisiert wurden
- 76 Personen zu einer primären allogenen Stammzelltransplantation (allo-HCT-Arm) und
- 67 Teilnehmende zur üblichen Konsolidierungstherapie mit hoch dosiertem Cytarabin sowie Salvage-HCT im Falle eines Rezidivs (Konsolidierungsgruppe).
Zu den Stratifizierungsvariablen für die Randomisierung gehörten das Alter (18–40 Jahre vs. 41–60 Jahre), der NPM1-, FLT3- und CEBPA-Status und der Spendertyp (verwandt vs. nicht verwandt). Mit den Therapien wurde innerhalb von vier bis sechs Wochen nach der Randomisierung begonnen. 12 Patient:innen des allo-HCT-Arms erhielten nach Erreichen der kompletten Remission einen Konsolidierungskurs mit hoch dosiertem Cytarabin als Brücke zur allo-HCT. Die übrigen Personen bekamen die HCT direkt nach der Induktion. In der Konsolidierungsgruppe wurden 66 Erkrankte wie geplant mit ein bis drei Zyklen hoch dosiertem Cytarabin behandelt.
Höhere Überlebenswahrscheinlichkeit
Die Wahrscheinlichkeit für ein Überleben nach zwei Jahren betrug unter der direkten allo-HCT 74 % und mit der Konsolidierung 84 % (p = 0,22). Das Zwei-Jahres-DFS bezifferten die Autor:innen mit 69 % vs. 40 % (p = 0,001), die Nicht-Rezidiv-Mortalität zwei Jahre nach der Therapie mit 9 % vs. 2 % (p = 0,005). Die allo-HCT noch während der ersten kompletten Remission war mit einer signifikant geringeren kumulativen Inzidenz von Rezidiven nach zwei Jahren von 20 % im Vergleich zu 58 % unter Konsolidierung assoziiert (p < 0,001).
Verkürzte Krankenhausdauer unter allo-HCT
In der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der Inzidenz schwerwiegender Komplikationen wiesen die Gruppen keine signifikanten Unterschiede auf. Die mediane Hospitalisierungsdauer war in der allo-HCT-Gruppe signifikant kürzer als in der Konsolidierungsgruppe (median 42,5 Tage vs. 106 Tage; p < 0,001).
Beschränkten die Forschenden die Analyse auf die 96 Patient:innen mit intermediärem Risiko gemäß der European Leukemia Network Klassifikation, ergaben sich ähnliche Daten. Alle 41 Personen, die nach der Konsolidierung ein Rezidiv erlitten, konnten sich noch einer allo-HCT unterziehen – entweder direkt (n = 20) oder nach einer Salvagetherapie (n = 21).
Offenbar, so die Schlussfolgerung der Studienautor:innen, sei bei Intermediär-Risiko-AML Patient:innen bis 60 Jahren durch die sofortige allogene Stammzelltransplantation nach erster kompletter Remission kein besseres Gesamtüberleben erreichbar als mit konsolidierender Chemotherapie. Damit könne, wenn ein geeigneter Spender auch später zur Verfügung steht, die allo-HCT bis zum ersten Rezidiv hinausgezögert werden.
Quellen:
Bornhäuser M et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.7605
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