Kraft für das schwache Herz: Inotrope Palliativtherapie von Insuffizienten

Dr. Anja Braunwarth

Die Inotropika sollten abgesetzt werden, wenn der Patient im Sterben liegt. Die Inotropika sollten abgesetzt werden, wenn der Patient im Sterben liegt. © flashmovie – stock.adobe.com

Inotropika lindern Symptome, aber bringen die Patienten um: Das ergaben frühere Studien. Doch im palliativen Gebrauch scheinen die Herzmedikamente das Leben zu verlängern und Klinikaufenthalte zu reduzieren.

Die Zahl der Patienten mit einer Herzinsuffizienz im Endstadium nimmt zu, aber nur die wenigsten kommen für eine Transplantation oder Unterstützungssysteme infrage. Daher findet immer häufiger die ambulante Therapie mit Inotropika wie dem Phosphodiesterase-3-Hemmer Milrinon oder dem Beta-Agonisten Dobutamin Anwendung, schreiben Dr. Sarah Chuzi von der Division of Cardiology an der Northwestern University in Chicago und Kollegen.

Kein Milrinon bei schwerer Nierenfunktionsstörung

In den USA gab es unter den Mitgliedern der Medicare Krankenversicherung zwischen 2010 und 2014 einen 63%igen Anstieg in den häuslichen Milrinonverordnungen, bei Dobutamin waren es 44 % Zuwachs. Studien aus den 1990er- und frühen 2000er-Jahren zeigten konsistent, dass die orale oder i.v.-Therapie mit diesen Substanzen die Überlebensrate senkte und/oder das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse steigerte. Allerdings: Diese Untersuchungen waren nicht auf die Palliativsituation zugeschnitten.

Außerdem gingen sie der Ära moderner Optionen wie implantierbaren Defibrillatoren voraus. Heutzutage wird außerdem die leitliniengerechte Medikation weitergeführt bzw. geringere Inotropika-Dosen eingesetzt. Neuere Daten deuten nun darauf hin, dass Inotropika über die Zeit das Überleben und die Zahl der Hospitalisierungen sogar günstig beeinflussen könnten.

Bei der Entscheidung, wer für den palliativen Einsatz oder eine langfristige Weiterführung der Therapie infrage kommt, spielen verschiedene klinische, soziale und ökonomische Faktoren eine Rolle (s. Kasten). Als relative Kontraindikationen gelten:

  • unkontrollierte/refraktäre Arrhythmien
  • schwere Ausflussobstruktion
  • nur für Milrinon: schwere Nierenfunktionsstörung

Unter der Therapie sollte sich natürlich eine Linderung der Symptome einstellen, bei der Dosisfindung können hämodynamische Befunde helfen. In der Regel schätzt man, dass mit Inotropika eine Besserung um eine funktionelle NYHA-Klasse* möglich ist. Allerdings kann sich mit der Zeit ein Gewöhnungseffekt einstellen. Welche Substanz man wählt, hängt von den individuellen Gegebenheiten ab, so eignet sich Dobutamin als Beta-Agonist kaum, wenn ein Patient noch auf Betablocker angewiesen ist. Mehrere neue Substanzen befinden sich in der klinischen Prüfung.

Voraussetzungen für den palliativen Einsatz von Inotropika

Grundsätzlich sollten die Patienten nicht zu weit weg von einer Klinik oder Pflegestation leben und evtl. bereit sein, Telehealth-Services zu nutzen. Die Anlage eines ZVK ist unabdingbar für die Therapie. Ansonsten gelten folgende Voraussetzungen: klinisch:
  • Herzinsuffizienz im Stadium D
  • Transplantation/Unterstützungssystem nicht indiziert/gewünscht
  • NYHA-Klasse-4-Symptome (dauerhafte Beschwerden)
  • niedrige linksventrikuläre Ejektionsfraktion
  • Absetzen/Entzug der Inotropika fehlgeschlagen
  • keine Aorten-/Pulmonalstenose oder linksventrikuläre Ausflussobstruktion
  • Patient fühlt sich wohl mit der Versorgung
sozial/ökonomisch:
  • Pflegekraft verfügbar
  • Follow-up machbar
  • Übereinstimmung mit den Patientenwünschen
  • Elektrizität, Kühlung und Telefon vorhanden
  • Kostendeckung für den ambulanten Bereich oder das Hospiz gegeben

Inotropika absetzen, wenn der Patient im Sterben liegt

Zu den häufigsten Komplikationen gehören Arrhythmien, Infektionen am zentralen Venenkatheter und Schockauslösungen bei Defi-Trägern. Abgesetzt werden sollte die Therapie, wenn sich die Symptome nicht signifikant bessern, schwere Zwischenfälle das erfordern oder der Patient im Sterben liegt. Ob Inotropika auch bei Kunstherz oder einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion nützen, lässt sich noch nicht sagen. Bei Letzterer ist oft die ventrikuläre Kontraktilität eingeschränkt, so die Autoren, die sie in diesen Fällen mitunter einsetzen. Doch es mangelt bisher an Daten. 

* Einteilung der Herzinsuffizienz nach Kriterien der New York Heart Association (Klasse I-IV)

Quelle: Chuzi S et al. JAMA Cardiology 2019; 4: 473-477

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