Krebssport unter und nach der Therapie

Friederike Klein

Aktivitätstracker können Jugendliche mit Krebs
zu mehr Bewegung motivieren. Aktivitätstracker können Jugendliche mit Krebs zu mehr Bewegung motivieren. © thinkstock

Die günstigen Effekte von körperlicher Aktivität auf Nebenwirkungen der onkologischen Behandlung, aber auch auf klinische Endpunkte wie Rezidivrate und Mortalität sind inzwischen gut belegt. Doch braucht es für diese wie für andere Lebensstilmaßnahmen auch eine gute Motivation – ob in der Akutbehandlung, der Reha oder danach.

Das Gebiet der Bewegungstherapie bei Krebs ist im Aufwind. Das zeigte sich nicht zuletzt daran, dass beim diesjährigen ASORS-Jahreskongress die meisten Posterpreise zu diesem Themenkomplex vergeben wurden.

In Schwung kommen – und bleiben

Privatdozent Dr. Thomas Widmann von der Asklepios-Klinik in Triberg interessierte in der monozentrischen SENSe-Studie*, ob in der onkologischen Rehabilitation eine geeignete Intensität der Bewegung überhaupt erreicht wird und ob das von den Patienten auch in den Alltag nach der Reha übertragen wird1. Als anzustrebende Aktivität definierten die Untersucher 27 metabolische Einheiten-Stunden (MET-h) pro Woche (1 Met entspricht einem Kalorienverbrauch von 1 kcal je Kilogramm Körpergewicht pro Stunde).

Das Ziel erreichten etwa vier Fünftel der 340 Probanden während der Reha, nachdem dies vor der Reha nur bei knapp einem Drittel der Fall gewesen war. "Die onkologische Reha fördert das Erreichen des prognostisch relevanten Bewegungsniveaus", ist Dr. Widmanns Resümee. Nach der Reha erhielt ein Teil der Teilnehmer einen Trainingsplan, um die erreichte körperliche Aktivität beizubehalten.

Tatsächlich bewegten sich drei von vier Patienten drei Monate nach Ende der Reha-Maßnahme in diesem Ausmaß. Während Patienten, die keinen Trainingsplan erhalten hatten, nach drei Monate nach der Reha nur noch zu gut der Hälfte das Ziel von 27 MET-h/Woche erreichten. "Nachhaltigkeit funktioniert, wenn man sie richtig angeht", betonte Dr. Widmann.

Kinder brauchen besondere Motivation

An Krebs erkrankte Kinder und Jugendliche bringen eigentlich eine Grundmotivation zur Bewegung mit, erläuterte Dr. Miriam Götte von der Universitätsklinik in Münster2. Doch meist sind sie während der intensiven Therapie sehr inaktiv. Es fehlt die persönliche Anleitung, gerade in der ambulanten Therapie, sagte Dr. Götte.

Zudem ist bei häufig langen Anfahrtswegen zum nächsten pädia­trisch-onkologischen Zentrum die Teilnahme an einem supervidierten Bewegungsprogramm unrealistisch. Eine dezentrale Bewegungsinteraktion mit einem persönlichen Trainingsplan unterstützt von einem Aktivitätstracker (Fitbit-Armband) kann Schrittzahl und Zahl der aktiv verbrachten Minuten signifikant verbessern, berichtete Dr. Götte aus ihrer Untersuchung. Das erreichte Niveau war zwar immer noch nicht sehr hoch, führte aber im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne eine solche Intervention bereits zu einer verbesserten Lebensqualität, insbesondere in den Skalen zu körperlichem Wohlbefinden und Selbstwert. "Außerdem hatte die Interventionsgruppe bessere Werte in allen Krafttests", ergänzte Dr. Götte.

Sie wies aber darauf hin, dass die regelmäßige Supervision und persönliche Rücksprache unverzichtbar bleibe, um das Aktivitätsniveau von Kindern und Jugendlichen während der Krebstherapie zu verbessern: Gegen Ende der Intervention hatte ein Drittel der Teilnehmer nämlich schon wieder eine abnehmende Motivation angegeben.

Gesünderer Lebensstil bei BRCA1/2-Mutation

Erkrankte und gesunde BRCA1/2-Mutationsträgerinnen könnten besonders von einem aktiven Lebensstil profitieren. In einer Pilotstudie prüften Diplom-Sportwissenschaftlerin Anika P. Berling-Ernst und Koautoren von der Technischen Universität München die Machbarkeit einer Trainingsintervention bei diesen Patientinnen. Ziel war hier eine Intensität von mindestens 18 MET-h pro Woche über ein Jahr3.

Die 33 Teilnehmerinnen der Interventionsgruppe erhielten Trainingstagebücher, nahmen zweimal wöchentlich an einem supervidierten Training teil und wurden außerdem regelmäßig motiviert, zu Hause eine weitere Trainingseinheit zu absolvieren. 21 von 26 Patientinnen erfüllten diese Trainingsvorgaben, sieben nahmen nicht an dem geplanten Training teil. Das Aktivitätslevel in dieser Gruppe stieg gegenüber der Kontrollgruppe signifikant an und blieb ein Jahr entsprechend hoch. Auch die Leistungsfähigkeit gemessen an der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2 peak) nahm deutlich zu.

Inzwischen ist die Studie LIBRE gestartet worden, an der insgesamt 660 erkrankte und nicht erkrankte BRCA1/2-Mutationsträgerinnen teilnehmen sollen und die neben dem in der Pilotstudie evaluierten Training auch eine Ernährungsintervention umfasst.

* Strukturierte Evaluation der Nachhaltigkeit von Sport nach Krebs
1. Roggenhofer S et al. ASORS 2017; Poster SB2, Oncol Res Treat 2017; 40 (Suppl 1): 1
2. Götte M et al. ASORS 2017; Poster SB4, Oncol Res Treat 2017; 40 (Suppl 1): 3
3. Berling-Ernst A et al. ASORS 2017; Poster SB6, Oncol Res Treat 2017; 40 (Suppl 1): 4

Quelle: 5. ASORS-Jahreskongress 2017

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Aktivitätstracker können Jugendliche mit Krebs
zu mehr Bewegung motivieren. Aktivitätstracker können Jugendliche mit Krebs zu mehr Bewegung motivieren. © thinkstock