Laktoseintoleranz individuell behandeln (Teil 1)

Christine Vetter, Foto: Omira

Laktoseintoleranz bringt durch den Verzicht auf Milch die Knochen in Gefahr. Hier sind Beratung und individuelle Lösungen für die Patienten gefragt.

abgelaufenPraxisworkshop: Teil 1 - Teil 2 - Teil 3

 

In Kooperation mit Omira Oberland-Milchverwertung GmbH, Ravensburg


Steckbrief: Frau mit Laktoseintoleranz

  

Patientendaten

  • 40-jährige Frau
  • selbstständige Fotografin
  • beruflich sehr engagiert
  • aktiver Lebensstil


Anamnese
Früher problemloser Verzehr von Milchprodukten, seit etwa fünf Jahren oft Übelkeit und Durchfälle nach dem Genuss laktosehaltiger Nahrungsmittel, es wurde eine Laktoseintoleranz vermutet und die Frau erhielt den Rat, keine Milchprodukte zu sich zu nehmen. Laktase-Präparate lehnt die Patientin ab.


Aktuelle Beschwerden
Übelkeit, Blähungen und Erbrechen nach dem Verzehr von Eis und Milchkaffee, zwei Genussmittel, auf die die Frau nur schwer verzichten kann. Sie sorgt sich um ihre Knochengesundheit, da ihre Mutter an Osteoporose leidet.


Untersuchung und Diagnose
Per Atemtest wird die Verdachtsdiagnose „Laktoseintoleranz“ bestätigt.

Therapie
Ernährungsberatung mit dem Hinweis auf laktosefreie Milchprodukte, die in einer breiten Auswahl verfügbar sind (z. B. MinusL)

  Unser Experte:

  Prof. Dr. Dr. Jürgen Stein,

  Gastroenterologe und
  Ernährungsmediziner,
  Universität Frankfurt

Patientin möchte auf den geliebten Milchkaffe einfach nicht verzichten

Durchfälle, Blähungen, immer wieder Bauchschmerzen, die Patientin kann nur schwer auf den heißgeliebten Milchkaffee verzichten, reagiert aber immer wieder mit den genannten Beschwerden. Vom Milchkaffee abgesehen ernährt sie sich seit rund fünf Jahren konsequent ohne Milchprodukte.


Nun wurde bei der Mutter, die lebenslang kaum Milchprodukte zu sich genommen hat, Osteo­porose festgestellt. Die Patientin macht sich Sorgen, dass ihre kalziumarme Kost auch ihre Knochen gefährden könnte.

Laktase-Mangel bläht den Darm auf und führt zu Durchfällen

Cartoon

So wie die agile Fotografin leiden rund 15 bis 20 % der Menschen hierzulande unter einer Laktoseintoleranz. Sie produzieren nicht genügend Laktase, um das Disaccharid Laktose im Darm zu den Monosacchariden Glukose und Galaktose zu hydrolysieren und somit resorbierbar zu machen. Sinkt die Laktaseaktivität aber unter einen kritischen Schwellenwert, so bleiben größere Mengen der aufgenommenen Laktose ungespalten und gelangen in tiefere Darmschichten.


Dort erzeugt Laktose ein osmotisches Gefälle, zieht Flüssigkeit ins Darmlumen und löst so Diarrhöen aus. Da der Milchzucker zudem durch die Darmflora vergoren wird, entstehen kurzkettige Fettsäuren, Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff, was bei den Betroffenen massive Blähungen und Bauchkrämpfe auslösen kann.

Laktoseintoleranz ist keine Krankheit

Stellen sich Patienten mit immer wiederkehrender Übelkeit, Blähbauch, Leibschmerzen oder Durchfällen in der Praxis vor, muss folglich stets an eine Laktoseintoleranz als Ursache gedacht werden. Es handelt sich hierbei streng genommen nicht um eine Erkrankung, da der Rückgang der Laktaseaktivität ein physiologischer Prozess ist.


Mit dem Ratschlag, sich ohne Milchprodukte zu ernähren, ist den Patienten nicht geholfen. Im Gegenteil: Der Milchverzicht beeinträchtigt, wie die beschriebene Patientin zu Recht befürchtet, die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D, sodass bei entsprechender Disposition durchaus eine Gefährdung für die Knochen resultieren kann.

Laktosefreie Milchprodukte als Problemlöser

Zu bedenken ist außerdem, dass Milchprodukte ein wichtiger Lieferant für Zink, B-Vitamine und essenzielle Aminosäuren sind. Patienten mit Laktoseintoleranz sind deshalb gut beraten, wenn sie über die Zusammenhänge aufgeklärt und zum Verzehr laktosefreier Milchprodukte wie MinusL-Produkte motiviert werden.


Die­se sind in fast jedem gut sortierten Supermarkt erhältlich. Sie lösen das Problem von Übelkeit, Blähungen und Leibschmerzen, ohne dass auf Milchkaffee verzichtet werden muss und ohne Mangelsituationen Vorschub zu leisten und die Knochen in Gefahr zu bringen.

Laktase-Mangel ist genetisch festgelegt


Die Laktase-Aktivität nimmt ab dem Säuglingsalter immer weiter ab. Dies ist ein genetisch determinierter Prozess, da Milchprodukte in der Ernährung unserer Vorfahren im Erwachsenenalter keine Rolle spielten. Bei vielen Menschen hat sich inzwischen eine aktivierende Mutation im Laktase-Gen auf Chromosom 21 entwickelt, die die Persistenz der Laktase-Aktivität und damit die Toleranz von Milchzucker bedingt. Dies ist offenbar ein Vorteil in der Evolution, da der Milchkonsum bei unseren Ernährungsgewohnheiten auch im Erwachsenenalte ranhält.

 

 

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