Langfristig für Ruhe und Ordnung im Reizdarm sorgen

Friederike Klein

Lactobacillus plantarum im Elektronenmikroskop. Die Stäbchenbakterien kommen einzeln oder in Paaren vor.
Lactobacillus plantarum im Elektronenmikroskop. Die Stäbchenbakterien kommen einzeln oder in Paaren vor. © Science Photo Library/DENNIS KUNKEL MICROSCOPY

Dass Probiotika gegen Reizdarmbeschwerden helfen ist bekannt. Jetzt gibt es Hinweise, dass eine längerfristige Einnahme Flatulenz, Schmerzen und Durchfall noch wirkungsvoller senkt.

Ein Reizdarmsyndrom (RDS) kann mit einem veränderten Darm-Mikrobiom und Darm-Metabolom assoziiert sein. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt daher unter anderem den therapeutischen Einsatz ausgewählter Probiotika, wobei die Wahl des Stamms nach der Symptomatik erfolgen soll.1 Bislang wurde die Gabe über vier Wochen empfohlen. Eine längere Therapie  könnte das Ansprechen verbessern, berichtete Prof. Dr. Heiner
Krammer vom Deutschen End- und Dickdarmzentrum in Mannheim. Er stellte eine multizentrische Studie vor, in der 243 Patienten mit sym­ptomatischem RDS unter Alltagsbedingungen über zwölf Wochen eine Kapsel Lactobacillus plantarum 299v pro Tag erhielten. Mithilfe validierter Fragebögen wurden verschiedene patientenberichtete Endpunkte abgefragt.

Es zeigte sich, dass Schmerzen, Flatulenzen, Diarrhö und Obstipation über die normalerweise empfohlene vierwöchige Therapie­dauer hinaus weiter in Schwere und Häufigkeit abnehmen, wenn die Einnahme fortgeführt wird. So war die Schmerzschwere nach zwölf Wochen um 67 %, die Schmerzhäufigkeit um 51 % reduziert. Das Ausmaß der Flatulenz verringerte sich über zwölf Wochen um 61 %, die Häufigkeit der Blähungen um 63 %. Der Schweregrad der Diarrhö ging um 70 % zurück und die Häufigkeit der Durchfälle um 32 %. Auch die Schwere der Obstipation besserte sich, und zwar um 79 %. Eine erfolgreiche Behandlung war dabei unabhängig vom RDS-Typ, betonte Prof. Krammer.

Ärzte bestätigen Therapieerfolg

Die Patienten empfanden auch eine signifikante Verbesserung des psychischen Wohlbefindens – die Erkrankung beeinflusste ihren Alltag signifikant weniger. Als Gesamtbeurteilung der Behandlung gaben 52 % der Patienten nach vier Wochen eine adäquate Verbesserung ihrer Symptome an, nach zwölf Wochen lag der Anteil bei 83 %. Die behandelnden Ärzte bestätigten den Eindruck ihrer Patienten. Nach vier Wochen Probiotikatherapie schrieben sie dieser im Mittel eine mäßige, nach zwölf Monaten eine deutliche Verbesserung zu. Ob eine Dauertherapie noch bessere Ergebnisse erzielen könnte, konnte Prof. Krammer nicht beantworten.

Bezahlen müssen die Patienten ihre Mikrobiomtherapie allerdings selbst. Probiotika sind nur als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen und nicht erstattungsfähig. Prof. Krammer bezifferte die Tagestherapiekosten auf ungefähr 1 Euro.

Quelle:  1. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom, AWMF-Register-Nr.: w021/016, www.awmf.org

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Lactobacillus plantarum im Elektronenmikroskop. Die Stäbchenbakterien kommen einzeln oder in Paaren vor.
Lactobacillus plantarum im Elektronenmikroskop. Die Stäbchenbakterien kommen einzeln oder in Paaren vor. © Science Photo Library/DENNIS KUNKEL MICROSCOPY