Leberkrebs von Zahnpasta?

Dr. Dorothea Ranft; Foto: BB

Das in zahlreichen Kosmetika, Reinigungsmitteln und Textilien genutzte Bakterizid Triclosan fördert möglicherweise das Krebswachstum.

Bei der US Food and Drug Administration (FDA) steht der Bakterienhemmer Triclosan mittlerweile unter besonderer Beobachtung wegen möglicher Störeffekte auf Hormonsystem und Muskelkontraktion: Aufgrund seines weit verbreiteten Einsatzes lassen sich Spuren von Triclosan mittlerweile in 97 % der Muttermilchproben nachweisen und drei Viertel der Menschen scheiden das polychlorierte Polyphenol mit dem Urin aus. Gleichzeitig mehren sich Berichte über ernste Nebenwirkungen.

Argwohn weckt auch ein Experiment der Universität von Kalifornien in San Diego: Dort ließen Forscher Labormäuse ein halbes Jahr lang mit Triclosan (TCS) angereichertes Futter fressen. Die „bakterizide“ Diät steigerte nicht nur das Wachstum der Leberzellen, sie führte auch zu einem verstärkten fibrotischen Umbau des Bindegewebes und förderte die Entwicklung von Karzinomen.


Die Wissenschaftler vermuten, dass TCS einen nukleären Rezeptor aktiviert, der bei der Entgiftung von Chemikalien im Körper eine wichtige Rolle spielt. Durch den Detoxikationsstress kommt es zu einem Umbau des Bindegewebes mit nachfolgender Tumorbildung. Die Autoren halten ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs auch beim Menschen nicht für ausgeschlossen und fordern entsprechende Studien.

Bakterienhemmer Triclosan schädigt Leber - auch für Resistenzen verantwortlich?

Vorsichtshalber sollte man zumindest bei weitverbreiteten Konsumartikeln auf Triclosan verzichten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits 2006 vor einer breiten Anwendung in Zahnpasten, Haushaltsreinigern, Deodorants und Textilien gewarnt. Die niedrige Dosierung führe zu einer Selektion resistenter Bakterien. Dadurch könnten nicht nur TCS-haltige Desinfektionsmittel, sondern auch Antibiotika unwirksam werden. Hinweise auf vermehrte Resistenzen gegen Chinolone und Tetrazykline gibt es bereits.

In einer weiteren Stellungnahme 2009 sprechen sich die BfR-Experten entschieden gegen die Zulassung von Triclosan in Lebensmittelverpackungen aus. Schließlich werde die als sicher geltende Triclosan-Dosis schon durch den Einsatz in kosmetischen Produkten deutlich überschritten. Keinen Platz sehen die Experten 2012 auch für die Anwendung als antibakterieller Geruchsstopper in Textilien – vor allem wegen der Züchtung resistenter Hautkeime. Ihr Tenor: Das Bakterizid sollte möglichst nur im ärztlichen 
Bereich genutzt werden.

Quellen: M. F. Yueh et al., Proc Natl Acad Sci USA 2014; doi: 10.1073/pnas.1419119111.
Stellungnahmen des BfR: Nr. 030/2006, Nr. 031/2009, Nr. 041/2012

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