Metastasiertes Leberzellkarzinom trat ohne Krebstherapie den Rückzug an

Der 74-Jährige kaukasischer Herkunft stellte sich in der Klinik vor, nachdem er binnen sechs Wochen 20 Kilo abgenommen hatte. Der Bauchumfang war vergrößert, die Leber verhärtet, im epigastrischen Winkel ließ sich eine feste Raumforderung tasten, berichten Dr. Daniel P. Noij und Dr. Petrus W. G. van der Linden vom Department of Internal Medicine am Spaarne Gasthuis in Haarlem. Von Haus aus litt der Mann an Fettleber, Bluthochdruck und Typ-II-Diabetes, außerdem fanden sich in der Anamnese Koronarangioplastien nach Herzinfarkt. Zehn verschiedene Medikamente musste er täglich einnehmen und er trank täglich zwei Einheiten Alkohol (entspricht etwa zwei Gläsern Wein).
Dekompensierter Patient lehnte Krebsbehandlung ab
Das CT zeigte nun Läsionen in Leber, Lunge und am Peritoneum, allerdings keinen Primärtumor. Eine Leberbiopsie förderte maligne Zellen zutage, deren Biomarker zusammen mit dem erhöhten Spiegel des Serumtumormarkers α-Fetoprotein die Diagnose eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) stützten. Aufgrund der schlechten Verfassung des Mannes und seiner Ablehnung jeglicher onkologischen Therapie wurde er zur Palliativbehandlung an den Hausarzt überwiesen.
Sechs Monate später erschien er wieder zum Check-up – erstaunlicherweise aber nicht todkrank: Vielmehr hatte er vier Kilo zugelegt und beteuerte, er fühle sich von Woche zu Woche besser. Und das, obwohl er inzwischen zu allem Überfluss einen Schlaganfall mit teilweiser Hemiparese erlitten hatte. Im CT waren die Lungenmetastasen verschwunden, die Leber- und Peritonealläsionen beträchtlich geschrumpft.
Sechs Monate später waren die Lungenmetastasen weg
Für primäre Lebertumoren liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate normalerweise bei 18 %. Ihre Inzidenz gehört von allen Krebsarten zu denen, die am schnellsten steigen. Die Häufigkeit spontaner Regressionen schätzt man auf lediglich 0,4 %. Als mögliche Ursachen dafür gelten Ischämien im Tumor, systemische Entzündungsreaktionen oder Alkoholabstinenz.
Im vorliegenden Fall gab es jedoch weder einen Gefäßverschluss in Leberarterie oder Portalvene, noch waren Fieber, Leukozytose oder Erhöhung des C-reaktiven Proteins aufgetreten und seine abendlichen Gläschen genoss er auch weiter. Also machten sich die Autoren in der Literatur auf die Suche nach der Zauberkugel: Könnten die Medikamente – besonders die wegen des Schlaganfalls neu verordneten Enalapril, Furosemid und Curcumin – die Erholung ausgelöst haben?
Bei der Recherche stellte sich heraus, dass etwa Curcumin in Zellkulturen zytostatisch wirkt und die Angiogenese hemmen kann – aber wohl kaum in diesem Ausmaß über diese kurze Zeit. Mit anderen Worten: Das Rezept der Heilung ist (noch) nicht entziffert.
Quelle: Noij DP, van der Linden PWG. Molecular and clinical oncology 2017; 6: 225-228
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