
Herausforderung frühzeitig annehmen

Am Anfang steht beim Lichen sclerosus die Hautpflege u.a. mit Emollienzien. Dafür eignen sich Salben besser als Cremes und Gele. Der Nutzen von Seidenunterwäsche konnte bisher nicht belegt werden, schreibt das Team um Dr. Gudula Kirtschig, Medical Center Frauenfeld. Wichtiger ist, dass Betroffene Trigger wie Piercings und irritierende Reinigungsmittel vermeiden.
Als therapeutischer Goldstandard gelten weiterhin (ultra-)potente topische Steroide. Sie sollten auch bei extragenitalem Befall und vorzugsweise in Salbenform aufgetragen werden. Die intraläsionale Applikation wird zur Therapie hyperkeratotischer Läsionen bei Frauen und Mädchen mit steroidresistentem genitalem Lichen eingesetzt.
Für die topischen Calcineurin-Inhibitoren Tacrolimus (0,1 % und 0,03 %) und Pimecrolimus (1 %) in Salbenform spricht das Leitliniengremium eine abgeschwächte Empfehlung aus. Sie können off label als Zweitlinientherapie oder zusätzlich angewandt werden bei Patientinnen und Patienten, die nicht auf Steroide ansprechen, oder falls Kontraindikationen vorliegen.
Der Stellenwert lokal applizierter Retinoide beim Lichen sclerosus ist noch unklar, weshalb die Dermatologen von einer Bewertung absehen. Der Einsatz muss, wenn überhaupt als individueller Heilversuch erfolgen. Von der Anwendung hormoneller Externa rät die Expertengruppe ab – unabhängig von Wirkstoffklasse und Lokalisation der Läsionen. Für thrombozytenreiches Plasma fehlt es an Daten für eine Empfehlung.
Lichen in der Schwangerschaft
Während der Gravidität verschlechtert sich der Lichen sclerosus meist nicht, die Symptome bessern sich eventuell sogar. Die topische Steroidtherapie z. B. mit Mometasonfurorat kann fortgesetzt werden mit möglichst geringer Anwendungsfrequenz. Sofern keine Kontraindikation vorliegt, spricht nichts gegen eine vaginale Entbindung. Auch die Wundheilung ist nicht gestört.
Kinder kommen für UV- und Lasertherapie nicht infrage
Anders sieht es für die UVA1-Therapie aus, sie kann bei extragenitalen Lichen oder bei Frauen mit Befall der Geschlechtsorgane in der Zweitlinie eingesetzt werden – unter Berücksichtigung der Karzinogenität. Keine Kandidaten für UV-Licht sind Kinder. Auch Laser und PDT sollen bei den jungen Betroffenen nicht appliziert werden. Zur Kryotherapie gibt es noch keine kontrollierten Studien.
Von systemischem Acitretin profitieren eventuell Erwachsene mit genitalem Lichen (off label). Methotrexat eignet sich unabhängig von der Lokalisation, wenn eine systemische Therapie benötigt wird, ein Nachteil ist aber die Teratogenität.
Frauen mit persistierender Introitusstenose kann man, wenn die Veränderung mechanische Probleme bereitet, eine chirurgischen Intervention vorschlagen. Je nach Befund kommen Synecholyse oder Perineoplastik infrage, Mädchen sollte man allerdings nicht operieren. Im Falle einer LS-bedingten Phimose – trotz Kortikoid – können von einer Zirkumzision profitieren, am besten wird dabei das Präputium vollständig entfernt. Die Frenuloplastik in Kombination mit intraläsionalen Triamcinolon kommt für Patienten mit verkürztem Vorhautbändchen oder Narben infrage. Gegen Strikturen hilft eventuell eine Urethroplastik mit Transplantation oraler Mukosa.
Frauen müssen vor der OP darüber aufgeklärt werden, dass sie die topische Steroidtherapie dennoch weiterführen müssen. Bei Männern sollte die LS-Diagnose nach der Zirkumzision histologisch gesichert werden, um Präkanzerosen auszuschließen. Auch sie erhalten Steroide, z.B. vier Wochen vor dem Eingriff und vier bis zwölf Wochen danach.
Quelle: Kirtschig G et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; DOI: 10.1111/jdv.20083
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