Listerien im Fleisch greifen den Hirnstamm an

Maria Weiß. Foto: thinkstock

Die Listerieninfektion ist schwer zu erkennen. Abrupt einsetzende Kopfschmerzen können ein erster Hinweis sein.

Eine 21-jährige Frau erkrankte zuerst mit Kopfschmerzen, Erbrechen und Gleichgewichtsstörungen – bald darauf fielen ihr das Schlucken und Sprechen schwer. Offensichtlich hatte sie sich üble Bakterien eingefangen.

Nystagmus, Nackensteifigkeit, Kleinhirnataxie - Zusammenhang mit Gastroentritis?

Bereits zwei Wochen zuvor hatte die Kellnerin an einer fieberhaften Gastroenteritis gelitten. Bei der Aufnahme auf die neurologische Station der Universitätsklinik von Mailand fiel ein horizontaler Nystagmus auf. Innerhalb von 24 Stunden kamen leichte Nackensteifigkeit, bilaterale Kleinhirnataxie und rechtsseitige faziale Hypoästhesie hinzu.

Weitere 24 Stunden später entwickelte die Patientin Schluck- und Sprechstörungen sowie einen persistierenden Schluckauf, berichtet Dacia Dalla Libera vom Institut für experimentelle Neurologie der San-Raffaele-Universität Mailand.

Listerien: Fertiggericht als Infektionsquelle?

Im MRT fanden sich ausgeprägte ödematöse Läsionen im Bereich von Kleinhirn und Hirnstamm. Die Liquoruntersuchung zeigte alle Anzeichen einer Infektion, sodass sofort mit einer intravenösen Antibiotikatherapie begonnen wurde. Nach vier Tagen lag der Befund der Blutkultur vor: Die Patientin hatte sich – wahrscheinlich über ein fleischhaltiges Fertiggericht im Restaurant – mit Listeria monocytogenes infiziert.

Unter einer 14-tägigen Therapie mit intravenösem Ampicillin plus Gentamycin – und einwöchiger Dexamethason-Gabe – bildeten sich die Symptome bis auf eine leichte Ataxie zurück. Damit hatte die Patientin einen vergleichsweise günstigen Krankheitsverlauf: Die Sterblichkeit der Listeriose liegt bei 24–62 % und häufig bleiben neurologische Spätfolgen zurück.

Listeriose: Immungeschwächte besonders gefährdet

Die Hirnstamm-Enzephalitis durch Listerien betrifft vor allem Immungeschwächte und Schwangere – kann aber wie in diesem Fall auch bei völlig gesunden Personen auftreten. Am häufigsten werden Listerien durch Rohmilch-Weichkäse, rohes Fleisch oder Fertiggerichte übertragen.


Wie aus Beobachtungen hervorgeht, nahm die Inzidenz der Listeriose in den letzten Jahren in Italien zu. Gründe hierfür könnten eine vermehrte immunsuppressive Medikation, mehr Fast-Food-Verzehr oder auch die Zunahme von Lebensmitteln mit langer Haltbarkeitsdauer sein.

Nur die Blutkultur kann eine Listerieninfektion ausschließen!

Die Diagnose kann aufgrund des „bunten neurologischen Bildes“ eine Herausforderung darstellen. Die Keime lassen sich in 50 % der Fälle nicht aus dem Liquor anzüchten, sodass grundsätzlich eine Blutkultur abgenommen werden muss.


Differenzialdiagnostisch kommen auch andere Ursachen einer Rhombenzephalitis infrage, hierzu zählen etwa andere Infektionen, Neoplasien oder entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose.


Quelle: Dacia Dalla Libera et al., Lancet 2011; 378: 1824

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