Lymphome sind auch bei AIDS behandelbar.

Dr. Barbara Kreutzkamp; Foto:

Im Fall eines Hodgkin-Lymphoms werden HIV-positive Patienten onkologisch genauso betreut wie HIV-negative. Interaktionen mit der antiretroviralen Therapie erschweren das Vorgehen jedoch.

HIV-infizierte Patienten tragen im Vergleich zur Normalbevölkerung ein 5- bis 20-fach erhöhtes Risiko für ein klassisches Hodgkin-Lymphom. Während sich die Inzidenz für das HIV-assoziierte Non-Hodgkin-Lymphom seit der Einführung der kombinierten antiretroviralen Therapie (cART) um rund 50 % reduzierte, sind die Raten des M. Hodgkin konstant geblieben.

Die Subtypenverteilung hat sich allerdings aufgrund der verbesserten Immunlage der HIV-Patienten verschoben, der nodulär-sklerosierende Subtyp liegt heute bei rund 50 % der Patienten vor, erläutert Dr. Thomas S. ­Uldrick, Center for Cancer Research am National Cancer Institute Bethesda. Klinisch manifestiert sich das HIV-assoziierte Hodgkin-Lymphom in einem medianen Alter von 40 bis 44 Jahren und damit später als in der Normalbevölkerung.

Seit Anti-Retroviraler Therpaie weniger NHL, mehr Hodgkin

Diese Patienten stellen sich häufig erst im fortgeschrittenen Stadium vor. Nach Anamnese, klinischer Untersuchung und komplettem hämatologischen Labor erfolgt die Dia­gnose anhand von Biopsien. 18FDG-PET-Scans bzw. CT von Hals, Brust, Abdomen und Becken sind aber mit gewisser Vorsicht zu interpretieren, da auch eine HIV-Virämie und bestimmte opportunis­tische Infektionen 18FDG-positive Knoten verursachen.

Erhält der Patient die Hodgkin-Diagnose und verneint eine HIV-Erkrankung, ist bei Erwachsenen ein HIV-Test indiziert, ggf. auch Tests auf Hepatitis B/C, informierte der Experte. Die Einführung der kombinierten antiretroviralen Therapie und die damit häufig stabile Immunlage bedeutet für viele HIV-Hodgkin-Patienten auch eine deutlich verbesserte Prognose hinsichtlich der onkologischen Therapie.

Unter Anti-Retroviraler Therapie wie HIV-Negative behandeln

Dr. Uldrick empfiehlt, die Betroffenen wie HIV-Negative zu behandeln – selbstverständlich bei sorgfältiger Überwachung der HIV-Infektion und ihrer Behandlung. Eine Einteilung in Patientengruppen – frühe, prognostisch günstige Erkrankung, frühe, prognostisch ungüns­tige und fortgeschrittene Erkrankung – weist den Therapieweg, der generell zunächst kurativ angelegt ist.

Das ABVD-Schema (Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin) als Standard-First-line wird in den USA auch für HIV-Patienten empfohlen – allerdings mit großzügigerem Einsatz von G-CSF, insbesondere bei Patienten mit weniger als 200 CD4+-Zellen/mm3, so der hämatologische Onkologe. Die kombinierte antiretrovirale Therapie kann währenddessen bzw. danach fortgeführt oder begonnen werden.

Medikamenten-Interaktion stellen das größte Problem dar

Fallstricke, die es im interdisziplinären Konsil zu besprechen gilt, sind vor allem die zahlreichen pharmakokinetischen und pharmakologischen Medikamenten-Interaktionen sowie bekannte, aber auch unerwartete Nebenwirkungen. Zusätzlich erscheint bei vielen Patienten eine Prophylaxe gegen opportunistische Infektionen sinnvoll, was die Medikamentenbelastung und die potenzielle Interaktionsrate nochmals erhöht. Das erfordert eine engmaschige Patientenführung, um Non-Adhärenz zu vermeiden und mögliche Interaktionen schnell aufzudecken.

Insgesamt ist es aber möglich, vergleichbare Therapieoutcomes wie bei HIV-negativen Hodgkin-Patienten zu erreichen, so Dr. Uldrick. Ein Lymphom im rezidivierten oder refraktären Stadium wird ebenfalls „wie sonst üblich“ behandelt, d. h. bei chemosensitiver Erkrankung mit Salvage-Chemotherapie und anschließender autologer Stammzelltransplanta­tion. Die allogene Stammzelltransplantation sollte bis zum Vorliegen weiterer Daten nur ausgewählten Patienten angeboten werden.

Quelle: Thomas S. Uldrick et al., Blood 2015; 125: 1226–1235; DOI dx.doi.org/10.1182/blood-2014-08-551598 

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).