
Cartoon Gesundheitspolitik
Mach's dir selbst: Legalisierung von HIV-Heimtests in Sichtweite

Früh diagnostiziert und behandelt, werden HIV-Infizierte heute im Schnitt fast genauso alt wie Nicht-Infizierte.1 Doch immer noch leben in Deutschland nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts rund 12 700 Menschen unwissentlich mit HIV. Von den 3700 HIV-Diagnosen im Jahr 2016 erfolgten 1100 erst, als bereits eine Aids-Erkrankung oder ein schwerer Immundefekt aufgetreten war. „Um Spätdiagnosen zu vermeiden, brauchen wir möglichst vielfältige, passgenaue Testmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen. Der Selbsttest kann dabei ein wichtiger zusätzlicher Baustein werden“, sagt Sylvia Urban von der Deutschen AIDS-Hilfe.
Der HIV-Selbsttest
- Die Kosten für den Test liegen zwischen 20 und 50 Euro. Empfohlen werden Produkte, die das CE-Prüfzeichen der Europäischen Union haben, für Laien konzipiert und in Europa zugelassen sind.
- Von der AIDS-Hilfe wird aktuell in diesem Zusammenhang der französische „Autotest VIH“ genannt, der mit deutscher Anleitung erhältlich ist, sowie der ebenfalls aus Frankreich stammendem Exacto-Schnelltest. In den Niederlanden ist außerdem noch der INSTI HIV SELF TEST in Apotheken erhältlich. Er sei nicht ganz so einfach anzuwenden wie der französische, so die Auskunft der AIDS-Hilfe, aber auch zuverlässig und zudem sehr schnell: Das Ergebnis liege nach 1 Minute vor, während die französischen Tests etwa 15 Minuten benötigen.
- Die deutsche AIDS-Hilfe empfiehlt schwulen Männern ggf. einen jährlichen Routine-Check, da sie statistisch ein höheres Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.
Schnelltests haben längeres diagnostisches Fenster
HIV-Selbsttests liefern das Ergebnis in etwa 30 Minuten nach der Blutabnahme. Sie können allerdings nur Antikörper nachweisen und kein HIV-Antigen. Daher gilt bei solchen Schnelltests auch ein längeres diagnostisches Fenster: Das Ergebnis zeigt, ob der Patient 12 Wochen vor dem Test infiziert war oder nicht. Über das Ergebnis eines Labortests hingegen erfährt der Betroffene, ob er sechs Wochen zuvor infiziert war. Ist das Ergebnis eines Schnelltests positiv, rät die AIDS-Hilfe den Betroffenen, sich nach zwei bis fünf Tagen das Ergebnis durch einen weiteren Test beim Arzt, im Gesundheitsamt oder bei einem Checkpoint der AIDS-Hilfe bestätigen zu lassen, da falsch positive Ergebnisse nicht ganz auszuschließen seien. Hier könne dann auch weitere Beratung erfolgen. Hausärzten, die diagnostische Maßnahmen wie den HIV-Kombinationstest oder einen direkten Virusnachweis (z.B. bei Verdacht auf eine akute HIV-Infektion) außerhalb des üblichen Laborbudgets abrechnen wollen, empfiehlt der Verband, die EBM-Ziffer 32006 anzusetzen.Infos zu Symptomen, Abrechnung und Testverfahren
Darüber hinaus informiert die AIDS-Hilfe in einem 12-seitigen Heftchen, mit dem Hausärzte bei der Früherkennung einer HIV-Infektion unterstützt werden sollen, über die Symptome frischer und verschleppter HIV-Infektionen, gibt Hilfestellungen zur Gesprächsführung vor dem Test bzw. bei positivem Ergebnis und erklärt unterschiedliche Testverfahren.1 Lancet HIV: The Antiretroviral Cohort Collaboration, 2017
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