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MDMA auf Rezept vom Psychiater

Alte Fallberichte aus den 1970er-Jahren beschreiben den therapeutischen Nutzen von 3,4-Methylendioxymetamphetamin (MDMA) in der Psychotherapie. In den 1980ern wurde das Amphetaminderivat als bunte Party-Pille (Ecstasy, E, XTC) bei Clubgängern und Ravern beliebt – die Behörden stuften den Wirkstoff daraufhin als illegal ein. Ganz zu schweigen von der therapeutischen Verwendung erschwerte das die Erforschung von MDMA immens. Die gemeinnützige Organisation MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies) hat die Forschung jedoch auf Spendenbasis weiter vorangetrieben. Eine MDMA-gestützte Therapie könnte in Fällen psychischer Erkrankungen helfen, wo herkömmliche Therapien versagen.
MDMA bindet an Monoamintransporter, mit der höchsten Affinität für präsynaptische Serotonintransporter. Das führt zu höheren Serotoninkonzentrationen im synaptischen Spalt und mehr Noradrenalin, Dopamin, Cortisol, Prolaktin und Oxytocin. Die angstbezogene Hirnaktivität nimmt ab, die Konnektivität zwischen Amygdala und Hippocampus wird verbessert – das soll bei der Aufarbeitung traumatischer Erinnerungen helfen, so die Theorie.
Sechs randomisierte kontrollierte Phase-2-Studien und zwei Phase-3-Studien zur MDMA-gestützten Therapie der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erzielten gute Ergebnisse. Die FDA verlieh der Therapieform daraufhin den Breakthrough-Therapy-Status. Dieser dient dazu, die Entwicklung von vielversprechenden Medikamenten zu beschleunigen.
Unter Anwendung von aktivem MDMA (75–125 mg) nahm die PTBS-Symptomatik in den Phase-2-Studien signifikant stärker ab als in Kontrollgruppen, die entweder Placebo (0 mg) oder inaktives MDMA (0–40 mg) bekamen. Die PTBS-Symptomatik der behandelten Patienten ging auch im Langzeitverlauf über zwölf Monate weiter zurück. Zwei Phase-3-Studien bestätigten die MDMA-gestützte Therapie als hochwirksam, sicher und gut verträglich bei PTBS. In einer der Phase-3-Studien betrug die Abbruchrate nur 1,9 % – deutlich geringer als bei herkömmlichen Therapien. Auch bei anderen Erkrankungen wie unter anderem der Autismus-Spektrum-Störung, Alkoholkonsum- oder Essstörungen wurde MDMA getestet. Dort konnte eine Abnahme von Angst und Depression sowie eine Verbesserung von Schlaf und Schmerz beobachtet werden.
Bei der Sicherheit von MDMA bei kontrollierter therapeutischer Anwendung gab es keine gravierenden Probleme, auch kein Abhängigkeitspotenzial. Direkte Vergleichsstudien mit bewährten therapeutischen Verfahren sollten die Einschätzung der Wirksamkeit einer MDMA-gestützten Therapie untermauern.
Unterstützend eingesetzt wird MDMA in therapeutischem Rahmen nur wenige Male in einer angenehmen Atmosphäre. Musik, Kopfhörer, Augenmaske und wohnzimmerähnliche Räumlichkeiten sollen dem Patienten helfen, sich auf die Effekte des Wirkstoffes und die dadurch angestoßenen inneren Prozesse einzulassen. Zusätzlich findet dabei eine Interaktion mit dem Therapeuten statt.
Quelle: Bechtold L, Repantis D. Nervenheilkunde 2024; 43: 270-274; DOI: 10.1055/a-2278-8335
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