Mit Akupunktur den Heuschnupfen wegnadeln?

Dr. Dorothea Ranft, Foto: thinkstock

Eine Studie mit Akupunktur bei Heuschnupfen ging positiv aus. Aber auch bei chronischer Sinusitis könnte die Nadelkunst helfen.

In der Schmerztherapie ist die Akupunktur mittlerweile etabliert. Die GKV übernimmt sogar die Kosten, wenn diese uralte Methode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) gegen Rückenschmerzen oder Schmerzen aufgrund einer Gonarthrose eingesetzt wird.


Rund 30 000 Ärzte in Deutschland wenden die Nadeltechnik bei ihren Patienten zumindest gelegentlich an, berichtete Privatdozent Dr. Dominik Irnich, Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz an der Universitätsklinik für Anästhesiologie in München.


Aber auch über die Schmerztherapie hinaus werden diverse Einsatzfelder erforscht, so der 2. Vorsitzende und Leiter des Ausbildungszentrums der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA). Eine dieser Indikationen ist die allergische Rhinitis. Nachdem einige Untersuchungen Hinweise auf eine Wirkung bei Heuschnupfen gegeben hatten, wurde der Effekt nun in einer randomisierten kontrollierten Studie (ACUSAR1) genauer geprüft.

Akupunktur bei Allergie so gut wie Antihistaminikum?

400 Patienten mit klinisch manifester Allergie auf Birken- und Gräserpollen (anhand von Prick-Test und/oder spezifischem IgE nachgewiesen) erhielten in der dreiarmigen Untersuchung binnen acht Wochen entweder zwölf Akupunkturbehandlungen an klassischen Punkten oder eine Scheinakupunktur (andere Punkte). Zusätzlich durften beide Kollektive als Bedarfsmedikation Cetirizin einnehmen.


Eine Kontrollgruppe erhielt nur das Antihistaminikum zur Einnahme bei Bedarf. Den bisher nur mündlich vorgetragenen Ergebnissen zufolge schnitt die echte Akupunktur besser ab als die Nadelung an unspezifischen Punkten und war der Einnahme von Cetirizin mindes­tens ebenbürtig, so das vorsichtige vorläufige Fazit von Dr. Irnich.

Mehr Akupunktur-Erfolg 
im zweiten Jahr

Professor Dr. Benno Brinkhaus, der Leiter der Hochschulambulanz für Naturheilkunde der Charité Berlin, hatte sich sogar noch positiver geäußert.2 Wie er berichtete, brachte die Akupunktur, verglichen mit der Sham-Akupunktur und der alleinigen Cetirizin-Gabe, sowohl gemessen am Rhinitis Quality of Life Questionnaire (RQLQ) als auch am Rescue Medication Score, klar größeren Erfolg.


Die Responderrate (min. 0,5 Punkte RQLQ-Besserung) bei Akupunktur betrug 71 %, bei Sham-Akupuntur 56 % und bei alleiniger Rescue-Medikation 44 %. Überraschenderweise sei im zweiten Studienjahr, also nach einem erneuten achtwöchigen Therapiezyklus, der Akupunkturerfolg besser gewesen als nach dem ersten Durchgang.

Chronische Rhinosinusitis mit Nadeln therapieren?

Auch die oft schwer behandelbare chronische Rhinosinusitis spricht evtl. auf Akupunktur an, sagte Dr. Irnich. In einer Pilotstudie mit elf therapierefraktären Patienten besserten sich Symptome und Lebensqualität deutlich. Trotz der geringen Teilnehmerzahl wurde im Vorher-/Nachher-Vergleich teilweise Signifikanz erreicht.


Auch in einer offenen Beobachtungsstudie bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis bzw. persistierender allergischer Rhinitis zeigten sich günstige Effekte. Dies ist zwar noch kein Beweis für die Wirkung bei chronischer Rhinosinusitis, legt aber nach Ansicht des Referenten die Grundlage für kontrollierte Studien.

1 Acupuncture in Seasonal Allergic Rhinitis

2 Kongress der European Academy of Allergy & Clinical Immunology (EAACI)


Quelle: 6. HNO-Update-Seminar, Mainz, 2012

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