Mit nasser Buxe zum Facharzt

Dr. Barbara Kreutzkamp

Enuresis verlangt bei Schulkindern genauere Abklärung. Enuresis verlangt bei Schulkindern genauere Abklärung. © fotolia/candy1812

Eine Enuresis bei Kindern über fünf Jahre sollte immer abgeklärt werden. Beschwerden im unteren Harntrakt am Tage deuten dabei auf ein komplexeres Geschehen hin. Dann muss ein Facharzt draufschauen.

Die Enuresis bei über Fünf-Jährigen wird von Hausärzten noch zu häufig bagatellisiert, schreiben Professor Dr. Johan Vande Walle von der Pädiatrischen Nephrologie am Universitätsklinikum Gent und Kollegen. Obwohl die Kinder und ihre Familien stark unter der Symptomatik leiden, warten die meisten Ärzte lieber auf das spontane Sistieren, bedauern die Autoren. Auf Basis der aktuellen Leitlinie der International Children’s Continence Society geben die Experten nun Tipps für das Vorgehen in der täglichen Praxis.

Unterteilt wird die Erkrankung in eine monosymptomatische und eine nicht-monosymptomatische Enuresis (MNE und NMNE). Bei der MNE nässt das Kind lediglich nachts ein, bei der komplexeren NMNE bestehen auch tagsüber Symptome am unteren Harntrakt. Sie umfassen häufige oder auch zu wenig Blasenentleerungen (> 8 und < 3 pro Tag), unkontrollierter Urin­abgang, Harndrang und eine unterbrochene Entleerung.

Bei nächtlichem Nässen ein Urinprotokoll schreiben

In diesen Fällen liegt in der Regel eine funktionelle oder organische Blasenfunktionsstörung vor, die am besten der Facharzt abklärt. Mit vielleicht einer Ausnahme: Verstopfung kann bei Kindern Symptome einer überaktiven Blase hervorrufen und lässt sich durch Ernährungsumstellung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr beheben.

Die monosymptomatische Enuresis ist zwar ebenfalls multifaktoriell bedingt, beruht meist aber auf einer deutlich erkennbaren Hauptursache. Dazu gehört ein zu geringes Entleerungsvolumen (< 65 % der erwarteten altersabhängigen Menge), eine verstärkte nächtliche Urinproduktion (> 130 %) und ein fehlender Weckreiz durch die volle Blase.

Um der Ursache der nächtlichen Enuresis näherungsweise auf die Spur zu kommen, empfehlen die Autoren, die Urinmenge am Tag (ohne Morgenurin) über zwei Tage und die Menge in der Nacht über sieben Nächte durch die Eltern protokollieren zu lassen, evtl. durch Wiegen der Windeln (1 g = 1 ml). Ergibt sich hinreichender Verdacht auf eine nächtliche Polyurie, eignet sich das Vasopressin-Analogon Desmopressin (120 µg Schmelz- oder 200 µg herkömmliche Tablette pro Tag).

Bleibt der Therapieerfolg trotz guter Adhärenz aus, muss auch hier der Facharzt ran. Das Herumlaborieren mit höheren Desmopressin-Dosen sollte unterbleiben, da bei Non-Respondern meist Komorbiditäten und psychische Probleme die Symptome mitverursachen.

Durstig ins Bett: nicht evidenzbasiert, klappt aber

Bei geringeren nächtlichen Harnmengen und fehlendem Weckreiz empfiehlt die ICCS-Leitlinie Alarmsysteme. Allerdings sollte die Familie motiviert sein und das Kind unterstützen, ansonsten droht unter dieser Maßnahme eher kontraproduktiver Stress. Auch ein fester Trinkplan mit abendlichem Trinkverbot sowie Toilettentraining haben sich, wenngleich nicht evidenzbasiert, bewährt. Und generell gilt: Eine Behandlung der Enuresis bei Kindern unter fünf Jahren wird nicht empfohlen.

Quelle: Vande Walle J et al. Br J Gen Pract 2017; online first

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Enuresis verlangt bei Schulkindern genauere Abklärung. Enuresis verlangt bei Schulkindern genauere Abklärung. © fotolia/candy1812