
Mit Senf- und Ingwerwickel leichter atmen
Senf-Thoraxwickel kommen vor allem bei einer fiebrigen Atemwegsinfektion zum Einsatz, beispielsweise einer Pneumonie in der ersten Phase oder bei COPD-Patienten mit produktivem Husten sowie bei Pleuritis. Der Senfwickel übt einen starken lokalen Wärmereiz aus und unterstützt dadurch das Abhusten und wirkt gegen die Entzündung, berichtete Dr. Harald Merckens von der anthroposophischen Filderklinik in Filderstadt.
Pfalnzliche Wärme therapeutisch nutzen
Für den Wickel streicht man zunächst vier Esslöffel Senfmehl (semen senapis nigri) auf einer dichten Zellstoffunterlage aus (auch Küchentücher sind geeignet). Anschließend schlägt man die Ränder auf die gewünschte Größe um, legt ein weiteres Tuch darum und rollt den Wickel ein. Die Rolle wird in körperwarmes Wasser eingetaucht, bis sie gut durchtränkt ist. Dann wird sie ausgedrückt und auf eine wasserdichte Unterlage auf der Liege positioniert. Der Patient legt sich mit dem Rücken darauf – will er lieber auf dem Bauch liegen, kann man den Senfwickel auch auf seinen Rücken platzieren, erklärte Birgit Plock, die als Krankenschwester in der Klinik arbeitet.
Schon nach 15 Sekunden verspüren die Patienten ein Brennen, das sich steigert. Die Wärmequalität wird wie Feuer empfunden. Die Haut rötet sich und wenn der Wickel zu lange liegt, können sich sogar Verbrennungen entwickeln. Deshalb erfordert die Anwendung eine gewisse Erfahrung, man sollte beim Patienten bleiben und den Wickel abnehmen, bevor die Rötung zu stark wird.
Natürliche Heilkraft bei Atemwegsproblemen
Um die Wärme in der Haut zu halten, wird der gerötete Bereich mit Ölivenöl eingerieben. Der Patient wird eingewickelt und zugedeckt und soll eine halbe Stunde Nachruhe einhalten.
Die Therapie mit dem Senfwickel wird in der Regel einmal täglich durchgeführt. Im Interesse des Therapeuten empfiehlt es sich nicht, das Senfmehl schon vorher anzufeuchten und auf der Unterlage zu verstreichen, weil es in dieser Form reizende Dämpfe freisetzt, warnte Birgit Plock.
In der zweiten Phase der Pneumonie, wenn der Patient entfiebert hat, oder bei trockener Bronchitis bzw. nervösem Husten, ist der Ingwer-Thoraxwickel indiziert, der zu einer starken Wärmeentwicklung führt, die aber mehr in die Tiefe geht. Der Wickel bleibt 30 Minuten liegen. Vor der Applikation muss man darauf achten, dass der Patient warme Füße hat. Sonst kann sich die Wärme nicht gut verteilen und es entsteht ein Wärmestau, der zu Kopfschmerzen führen kann. Kalte Füße wärmt man am besten mit einer Einreibung, einem Fußbad oder einer Wärmflasche auf.
Für den Ingwer-Thoraxwickel legt man zwei vorgewärmte Wickeltücher – eines für außen und eines zum Abfangen der Nässe – auf die Liege. Dann mischt man einen gehäuften Teelöffel Ingwerpulver und 70 °C heißes Wasser in einem kleinen Kännchen, tränkt ein Substanztuch mit dem Ingwersud, wringt es gut aus und gibt es auf die Tücher. Der Patient legt sich so darauf, dass er den Wickel mit seiner Lungen- oder Nierenregion berührt. Die Bettdecke wird gut angedrückt. Nach einer halben Stunde nimmt man den Wickel ab und reibt den Bereich mit Öl ein. Wieder schließt sich eine halbe Stunde Nachruhe an.
Einreibung lindert sogar Asthmaanfälle
Auch Einreibungen mit Plantago-Bronchialbalsam regen die Wärmebildung an und unterstützen die Inspiration. Man massiert den oberen seitlichen Rückenbereich des sitzenden Patienten mit kleinen kreisenden Bewegungen, die abwärts etwas intensiver ausfallen als aufwärts. Dabei wird der sanfte Druck nicht mit den Fingerspitzen, sondern mit den Mittelhandballen ausgeübt. Der Patient nimmt den Rhythmus der Einreibung mit seiner Atmung auf und atmet automatisch tiefer, berichtete Hermann Glaser aus der Klinik.
Bei Spastik wird die Einreibung mit etwas mehr Druck durchgeführt. Dies regt vor allem die Ausatmung an und entspannt. Auch bei einem Asthmaanfall kann man damit eine gute Überbrückungshilfe leisten, wenn die Medikation nicht sofort verfügbar ist, im Notfall wird ggf. auch ohne Substanz direkt auf der Kleidung des Patienten massiert.
Quelle: 49. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, Stuttgart, 2014
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