(T)olle Knolle: Medizinische Wirkung von Ingwer auf dem wissenschaftlichen Prüfstand

Seit Jahrtausenden schwört man in Asien auf die Wirkung von Ingwer (Zingiber officinale). Als Allheilmittel wird die Knolle gegen Übelkeit und Erbrechen, Magen- oder Zahnschmerzen sowie Asthma und Rheuma verwendet. Hierzulande erlebt sie im Zuge der „Superfood“-Welle zurzeit eine Renaissance. Wie die Ökotrophologin Katharina A. Goerg aus Tallahassee erklärt, haben es Ingwerfreunde besonders auf die bioaktiven Komponenten abgesehen, allen voran Gingerole und Shogaole.
In den meisten Fällen schadet der unterirdische Spross nicht
Die beiden Scharfstoffe sind für den charakteristischen Geschmack und die pharmakologischen Effekte verantwortlich. Auch die Wissenschaft beschäftigte sich in den vergangenen Jahren vielfach mit Zingiber officinale. Für zwei Indikationen zumindest scheint eine Supplementierung mit Ingwer sinnvoll:
Übelkeit und Erbrechen
Als mildes Antiemetikum gegen Brechreiz konnte der Erdspross bereits mehrfach überzeugen. So nahm in einer Untersuchung mit 60 Laparoskopiepatientinnen die Hälfte der Probandinnen circa eine Stunde vor der OP drei Kapseln mit je 0,5 g Ingwerpulver zu sich. Die andere Hälfte erhielt ein Placebopräparat. Sechs Stunden nach dem Eingriff berichtete die Verumgruppe über ein signifikant geringeres Übelkeitsempfinden. Zudem erbrachen sich in dieser Gruppe nur 23 %, unter der Scheinmedikation waren es 47 %.
Eine Metaanalyse mit Daten von 1278 Schwangeren zeigte, dass die Gabe von maximal 2 g Ingwer am Tag den Brechreiz im Vergleich zu Placebo signifikant verbesserte. Allerdings umfassten die Zeiträume in den integrierten Untersuchungen lediglich wenige Tage. Die Autorin merkt an, dass sich Langzeiteffekte für Gravide daraus nicht ableiten lassen.
Entzündungen und Schmerzen
Ingwer blockiert die Aktivierung proinflammatorischer Mediatoren und wirkt so antientzündlich – das gilt als gesichert. Was Arthrose und Schmerzen angeht, schränken aber nicht vergleichbare Studiendesigns die Generalisierung der Forschungsergebnisse ein. Ein positiver Trend lässt sich unterm Strich jedoch festhalten, meint die Ökotrophologin.
Beispielsweise zeigten Wissenschaftler in einer Untersuchung mit 247 Arthrosepatienten (152 Frauen), dass eine Einnahme von Ingwerkapseln mit 255 mg Extrakt aus Ingwer und Thai-Ingwer (Galgant) zweimal täglich über insgesamt sechs Wochen Knieschmerzen bedeutsam reduzierte. 63 % der Kapselschlucker berichteten von einer Abnahme ihrer Schmerzen. Im Placebokollektiv waren es 50 %.
Fast ohne Nebenwirkungen
Aus den Studien zieht Katharina A. Goerg das Fazit, dass Ingwer als mildes Antiemetikum gegen Übelkeit zu helfen scheint. Seine Wirkung auf Schmerzen gilt als wahrscheinlich, aber unsicher. Unabhängig davon schadet der Verzehr des „Superfoods" in den meisten Fällen aber auch nicht. Gewarnt wird vor einer Interaktion mit Antikoagulanzien wegen einer erhöhten Blutungsneigung.
Quelle: Goerg KA. Ernährungs-Umschau 2017; 10: 43-46
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