Mit Spritzen und Streckapparat den Penis ausrichten

Dr. Dorothea Ranft

Zur Behandlung der akuten Induratio penis plastica werden die verschiedensten konservativen Verfahren angeboten. Das Spektrum reicht von Vitamin-Gaben über Stoßwellen bis zur Penisstreckung.

Bei der Induratio penis plastica (IPP) lagern sich fibröse Plaques an der Tunica albuginea ab. Der typische IPP-Patient ist zwischen 40 und 70 Jahre alt, aber auch unter 30-Jährige können die Krankheit schon entwickeln, schreibt Dr. Georgios Hatzichristodoulou, Urologische Klinik und Poliklinik der TU München, Klinikum rechts der Isar. 

In stabiler Phase Schmerzfreiheit ohne Therapie

Noch ist die genaue Ätiologie unbekannt: Wahrscheinlich entsteht die IPP als Wundheilungsstörung nach rezidivierenden Mikrotraumen beim Geschlechtsverkehr. Auch Penisfrakturen begünstigen die Erkrankung. Hinzu kommen zahlreiche Risikofaktoren (s. Kasten). Häufig (bis zu 39 %) besteht gleichzeitig ein Morbus Dupuytren.

Risikofaktoren für IPP

  • Diabetes mellitus
  • arterielle Hypertonie
  • Hyperlipidämie
  • Hypogonadismus
  • Rauchen
  • exzessiver Alkoholkonsum

Die IPP verläuft meist in zwei Stadien: Die akut entzündliche erste Phase ist durch Plaques, Schmerzen und eine progrediente Penisdevia­tion gekennzeichnet (Dauer ca. 12–18 Monate). In der chronisch stabilen Phase sind dann 89 % der Patienten auch ohne Therapie schmerzfrei. Die Deviation verringert sich aber nur in 12 % der Fälle und verschlechtert sich in 48 %. Nur selten kommt es zu spontanen Besserungen oder gar kompletten Remissionen, betont der Urologe. In der akuten Phase setzt man auf konservative, primär medikamentöse Optionen – eine operative Korrektur kommt erst nach der Stabilisierung infrage. Initial wird häufig Vitamin E aufgrund seiner antioxidativen Effekte eingesetzt. Jedoch fand sich in klinischen Studien bisher kein wirklicher Benefit. Nachweislich antiinflammatorisch und antifibrotisch wirkt das vielfach verordnete Kalium-Para­aminobenzoat (Potaba). Es kann die Verkrümmung am Fortschreiten hindern, aber keine Regression induzieren. Nebenwirkungen (Diarrhö, Übelkeit) und hohe Dosen stehen der Anwendung jedoch oft im Weg. Möglicherweise eignen sich auch PDE-5-Hemmer zur Therapie der IPP: Erste klinische Studien zeigten eine Stabilisierung der Penisdeviation nebst gesteigerter Plaque-Reduktion. Erwartungsgemäß besserte sich auch die bei der IPP häufig gestörte erektile Dysfunktion.

Kollagenase zur Schmerz-Reduktion und Penisdeviation

Für vielversprechend hält der Autor den nicht selektiven PDE-Hemmer Pentoxifyllin. Eine halbjährige Therapie (2 x 400 mg/Tag) führte zu einer signifikanten Verbesserung von Devia­tion und Plaquegröße im Vergleich zur Placebogruppe. Bei therapieresistenten Schmerzen hilft eventuell eine intraläsionale Therapie. Durch die direkte Injektion in die Plaques lassen sich dort wesentlich höhere Konzentrationen als mit oraler Gabe erreichen. Das Enzym Kollagenase z.B. wird bereits erfolgreich zur intraläsionalen Therapie des M. Dupuytren eingesetzt. Studien zur IPP bescheinigen der Substanz eine Reduktion von Schmerz und Penisdeviation. Allerdings muss man mit Nebenwirkungen bis zur Schwellkörperruptur rechnen. In den USA ist Kollagenase bereits zur IPP-Therapie zugelassen. Unter den Kalziumantagonisten kommt intraläsional am häufigsten Verapamil zum Einsatz. Einigen Studien zufolge lassen sich Schmerzen, Deviation und Plaquegröße damit reduzieren – andere konnten vor allem den Effekt auf die Deviation nicht bestätigen. Das immunmodulatorisch wirkende Interferon alpha-2b vermag Krümmung, erektile Funktion und Beschwerden positiv zu beeinflussen – allerdings um den Preis erheblicher Nebenwirkungen (Myalgien, Fieber).

Wann operieren?

Eine operative Korrektur kommt infrage, wenn eine persistierende Penisdeviation den Geschlechtsverkehr vereitelt oder erheblich behindert. Auch aus kosmetischer Indikation ist ein Eingriff möglich. Er macht allerdings erst Sinn, wenn sich die Erkrankung stabilisiert hat.

Eine weitere Möglichkeit, Medikamente direkt an den Wirkort zu befördern, bietet die Iontophorese (EMDA). Aktuelle Daten bescheinigen der EMDA zwar einen schmerzlindernden Effekt, aber insgesamt ist der Nutzen noch unklar.

Mechanische Penisstreckung nicht als alleinige Therapie

Von der extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) rät Dr. Hatzichristodoulou ausdrücklich ab. In einer aktuellen Studie erreichten mit ESWT zwar signifikant mehr Patienten eine Schmerzlinderung als unter Placebo (85 % vs. 48 %). Aber bei 40 % der Probanden verschlechterte sich die Penisdeviation. Ein neuartiges Therapieverfahren stellt die mechanische Penisstreckung dar. Sie könnte durch ein sog. Remodeling des Bindegewebes die Abweichung mindern und evtl. auch den oft verkürzten Penis verlängern. Mangels Evidenz empfiehlt der Münchner Urologe das Verfahren nicht zur alleinigen Therapie, es könnte sich jedoch zur Kombination mit anderen konservativen Verfahren eignen. Keinen Platz im therapeutischen Arsenal sieht der Kollege für die antiinflammatorische Weichgewebsbestrahlung – wegen kontroverser Studienresultate.

Quelle: Georgios Hatzichristodoulou, Urologe 2015; 54: 641-647

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