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Morbus Crohn mit Antibiotika heilen?
Bisher geht man allgemein davon aus, dass ein hyperaktives Immunsystem die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) auslöst. M. Crohn und Colitis ulcerosa werden folglich oft als. Autoimmunerkrankung klassifiziert und entsprechend mit Immunsuppressiva behandelt.
CED: Richtet sich die Entzündung gegen die Darmflora?
Diese Sichtweise sollte nach Ansicht von Professor Dr. Eduard Stange vom Institut fur Klinische Pharmakologie am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart revidiert werden. Denn die entzündlichen Reaktionen bei CED richten sich keineswegs gegen körpereigene Strukturen, sondern zielen vielmehr auf die Darmflora ab.
Ursache dieser Entzündung sind laut Prof. Stange Veränderungen, die einen Barrieredefekt in der Darmschleimhaut zur Folge haben und die sich offenbar beim Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa grundsätzlich unterscheiden. So liegt dem Morbus Crohn ein Mangel an Defensinen zugrunde.
Körpereigene Antibiotika fehlen, Bakterien sorgen für Entzündung
Bei diesen Substanzen handelt es sich um körpereigene Antibiotika, die normalerweise die Bakterien im Darm in Schach halten. Fehlen Defensine, so ist die antibakterielle Aktivität der Darmschleimhaut beeintrachtigt und es kommt zur Adhärenz und Invasion von Bakterien in die Mukosa und zur Immunreaktion gegen die kommensalen Keime.
Bei der Colitis ulcerosa sind nicht Defensine das Problem, es fehlen vielmehr Mucine, wie der Gastroenterologe erläuterte. Die Mukusdepletion schwächt die Schleimhaut und auch dies hat zur Folge, dass die Bakterien im Darm die Oberhand gewinnen und der Körper entsprechend mit einer chronischen Entzündung reagiert.
CED - Probiotika und Lecithin gut für die Schleimhaut?
Es gibt damit in puncto Behandlung Licht am Ende des Tunnels, erklärte Prof. Stange auf der XIV. Gastroenterologie-SeminarwocheTitisee der Falk Foundation. Mit den neuen Erkenntnissen zur Pathogenese verbindet sich aus seiner Sicht sogar die Hoffnung, eine kausale Therapie beim Morbus Crohn etablieren zu können.
Denn wenn körpereigene Antibiotika fehlen, liegt die Annahme nahe, das Krankheitsbild durch eine antibiotische Therapie behandeln und möglicherweise sogar heilen zu konnen. Neben den Antibiotika haben die Gastroenterologen noch weitere Eisen im Feuer.
Trichuris suis: Bald mit Würmern gegen M. Crohn?
Zurzeit erprobt werden neue Therapiestrategien mit Probiotika, Lecithin und Wurmeiern (Trichuris suis). Ziel dieser Forschung ist es, die Situation der Schleimhaut günstig zu beeinflussen und den mukosalen Barrieredefekt zu beheben. Auch das Thema Gentherapie ist nach Prof. Stanges Aussage bei den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen noch nicht vom Tisch. Denn die gestörte Defensin- und Mucinbildung dürfte genetisch verankert sein.
Quelle: XIV. Gastroenterologie-SeminarwocheTitisee der Falk Foundation
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