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Morbus Parkinson - die Typen der Erkrankung
Schon länger wird vermutet, dass es sich beim M. Parkinson mit seinem breiten Spektrum von motorischen und nicht motorischen Symptomen weniger um eine einzelne Entität als um ein Syndrom mit heterogener Präsentation handelt. Anhand einer Literaturrecherche fassten Dr. Mary Ann Thenganatt vom Parkinson’s Disease Center des Baylor College of Medicine in Houston und ihr Kollege den aktuellen Kenntnisstand zusammen.
Dominieren Tremor oder die Gangstörung? Ist der Patient früh oder spät erkrankt?
Geht man nach den klinischen Symptomen, lassen sich zwei wesentliche Subtypen unterscheiden: der tremordominante Typ und der Typ mit vorherrschender Haltungsinstabilität und Gangstörung (PIGD- oder akinetisch-rigider Typ.)
• Tremordominanter Typ: Im Vergleich zum PIGD-Typ findet man hier eine deutlich langsamere Progression. Die Erkrankung lässt sich z.T. nur schwer vom essentiellen Tremor abgrenzen – andere Symptome entwickeln sich deutlich später. In Autopsiestudien ist der neuronale Verlust meist weniger ausgeprägt. Degenerative Veränderungen finden sich gehäuft im Bereich von medialer Substantia nigra, serotoninbildenden Bereichen des Thalamus und des Mittelhirns. Kognitive Einschränkungen treten deutlich seltener und später auf als beim PIDG-Typ.
• Akinetisch-rigider Typ (PIGD-Typ): Hier stehen Bradykinesie und Rigidität mit Haltungsinstabilität und Gangstörungen im Vordergrund. Die Erkrankung schreitet deutlich rascher fort und es entwickeln sich häufiger nicht motorische Symptome wie Demenz, Depression, Apathie und Anosmie. Die neurodegenerativen Veränderungen finden sich vor allem im Bereich der ventrolateralen Substantia nigra.
Weitere Einteilung des M. Parkinson: Alter bei Diagnosestellung
• Young-onset Parkinson (YOPD): Die Patienten erkranken bereits im Alter zwischen 20 und 40 Jahren und stellen sich zu Beginn häufiger mit Rigidität und Dystonie vor. Sie sprechen typischerweise sehr gut auf L-Dopa an, entwickeln aber früh L-Dopa-induzierte motorische Komplikationen wie Dyskinesien. Häufig findet sich ein genetischer Hintergrund. In fast einem Drittel der Fälle ist eine Mutation des PARKIN-Gens (PARK2) nachweisbar. Die Erkrankung scheint zwar langsamer fortzuschreiten, aber aufgrund des jungen Alters ist die Lebensqualität stärker eingeschränkt.
• Late-onset Parkinson (LOPD): Die Erkrankung beginnt erst nach dem 60. Lebensjahr, häufig liegt der PIGD-Subtyp vor. Meist tritt die Erkrankung sporadisch auf, genetische Veränderungen spielen eine geringere Rolle.
In den letzten zehn Jahren wurden 18 parkinsonrelevante Genloki identifiziert und mehrere autosomal-dominante und -rezessive Parkinsonformen mit zum Teil überlappenden Phänotypen definiert. Das bessere Verständnis der genetischen und neuropathologischen Mechanismen könnte in Zukunft dazu beitragen, weitere Subtypen zu definieren und die Prognose der Patienten besser einzuschätzen.
Quelle: Mary Ann Thenganatt et al., JAMA Neurol 2014; online first; Houston, 2014
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