
Motilität der Speiseröhre gestört: Was tun?
Von Motilitätsstörungen des Ösophagus sind am häufigsten Menschen der mittleren Lebensdekade betroffen, es handelt sich also im Prinzip nicht um eine ausgesprochene Alterspathologie. Andererseits betreffen Nahrungstransport- und Schluckprobleme ältere Patienten häufig – auch aufgrund von degenerativen, vaskulären, entzündlichen oder malignen Erkrankungen. Motilitätsstörungen gehören dann zur Differenzialdiagnose.
Dilatation, laparoskopische oder endoskopische Myotomie
Wenn Dysphagie und Regurgitation im Vordergund stehen, könnte eine Achalasie dahinterstecken, schreiben Dr. Jan-Ulrich Sonne und Kollege von der Klinik für Innere Medizin am Florence Nightingale- Krankenhaus Düsseldorf. Diese Erkrankung mit gestörter Relaxation des unteren Ösophagussphinkters verursacht nur selten retrosternale Schmerzen. Beim Schlucken „geht es unten nicht auf“, die Passage kommt ins Stocken.
Korkenzieher-Ösophagus beim Breischluck beweist diffusen Ösophagospasmus. Foto: wikimedia/Hellerhoff |
Botulinumtoxin-Injektionen in den unteren SphinkterDie Wirksamkeit von Botulinumtoxin, endoskopisch in den unteren Ösophagussphinkter injiziert, erweist sich hingegen als begrenzt: Nach einem Jahr berichten nur 40 % der Behandelten über eine Besserung der Dysphagie.
|
Steht bei der Motilitätsstörung eine Muskelüberaktivität im Vordergrund, so heißt das Leitsymptom Thoraxschmerz. Klinisch kann sich eine Hyperkontraktilität unterschiedlich auswirken. Plötzliche Brustschmerzen mit Dys- oder gar Aphagie kennzeichnen den diffusen Ösophagospasmus. Der Breischluck setzt eine aufgehobene oder spiralförmige Passage ins Bild (s. Abb.).
Mit krampfartigen retrosternalen Schmerzen macht sich der Nussknackerösophagus bemerkbar. In den untersten 10 cm der Speiseröhre lassen sich manometrisch enorm hohe Drucke (bis 220 mmHg) messen. Endoskopisch findet sich nichts Auffälliges, im Breischluck eventuell ein spastisches Segment. Anhaltendes Druckgefühl im Epigastrium verursacht der hypertensive untere Ösophagussphinkter mit dortiger isolierter Tonuserhöhung auf > 45 mmHg.
Jeder dritte Diabetiker ist betroffen
Verschiedene Therapien werden bei diesen muskulären Störungen eingesetzt. Zuvor muss allerdings eine KHK bzw. eine Speiseröhrenobstruktion ausgeschlossen sein. Diltiazem (60 – 90 mg bis zu viermal täglich) kann Dysphagie und Schmerz mildern. Laut klinischen Studien reduziert Imipramin (50 mg/Tag) thorakale Beschwerden ebenfalls. Möglicherweise helfen auch SSRI, schreiben die Düsseldorfer Kollegen. Mit Botulinumtoxin-Injektionen in den unteren Sphinkter bekommt man jeden zweiten Patienten beschwerdefrei, insgesamt 70 % erfahren eine Besserung.
Andere Autoren berichten über Erfolge mit Sildenalfil (50 mg/Tag) bei Symptomen des Nussknackerösophagus. Nitrate und Pfefferminzöl sollen ebenfalls wirken, allerdings gibt es dazu wenige Daten. Auf jeden Fall sollten Sie bei den genannten Schluckproblemen auch sekundäre Ösophagusmotilitätsstörungen in Betracht ziehen, betonen die Experten. Bei systemischer Sklerose kommt es oft zu schwerer Hypomotilität mit Schluckstörung und Bolusgefühl.
Operative Maßnahmen sind kontraindiziert, im Vordergrund der Therapie steht die konsequente Säureblockade im Magen. Metoclopramid kann eventuell Symptome lindern.
Achalasie und Megaösophagus können des Weiteren eine Chagaskrankheit begleiten. Und schließlich machen die Speiseröhrenmuskeln auch bei rund einem Drittel der Diabetiker schlapp (niedriger Sphinkterdruck, gestörte Clearancefunktion). Klinische Symptome weisen die Zuckerkranken allerdings selten auf, nur gelegentlich wird über Reflux berichtet.
Ösophagus als Trachea maskiert In jüngster Vergangenheit macht die eosinophile Ösophagitis von sich reden – diese Motilitätsstörung wurde in ihrer Relevanz wohl bisher unterschätzt. Mit Dysphagie und unerwarteter Bolusimpaktation manifestiert sie sich eher bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Endoskopisch findet sich ein tracheaartiges Bild (ringförmige Einschnürungen). Therapeutisch werden lokal Steroide appliziert. |
Quelle: Jan-Ulrich Sonne et al., Der Internist 2014: 55: 852–858
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).