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MRD-gesteuerte Therapie ist für manche Patient:innen eine Option

Die Kombination aus dem BTK-Inhibitor Ibrutinib und dem BCL2-Hemmer Venetoclax ist mittlerweile ein Standard in der Therapie der CLL. Für die rezidivierte/refraktäre Situation wurde in der Phase-2-Studie Ho141/VISION die am Monitoring der minimalen Resterkrankung (MRD) orientierte zeitliche Limitierung der Behandlung erprobt. Die erste Auswertung nach gut zwei Jahren hatte bereits ein gutes Nutzen-Risiko-Profil ergeben. Prof. Dr. Dr. Arnon Kater, Amsterdam University Medical Centers, präsentierte nun Langzeitdaten mit einer fast doppelt so langen Nachbeobachtungsdauer von 50,8 Monaten.
In der Studie hatten 225 Personen mit rezidivierter/refraktärer CLL zunächst zwei Monate lang Ibrutinib erhalten, das dann um Venetoclax ergänzt wurde. Die Therapie erfolgte über insgesamt 15 vierwöchige Zyklen, anschließend bestimmten die Kolleg:innen die MRD (10-4). 72 Teilnehmende (32 %) hatten hier nicht nur eine mindestens partielle klinische Remission, sondern zusätzlich einen negativen MRD-Status sowohl im peripheren Blut als auch im Knochenmark erreicht. Sie wurden im Verhältnis 1:2 randomisiert, entweder eine Erhaltungstherapie mit Ibrutinib (Arm A, n = 24) zu bekommen, oder die Behandlung zu beenden – mit der Option, sie bei einer Konversion zu positiven MRD-Werten wieder aufzunehmen (Arm B, n = 48). Die Patient:innen mit positiver MRD nahmen ebenfalls Ibrutinib weiter.
Für das gesamte Kollektiv betrug
- die Gesamtüberlebensrate 88 %,
- das PFS 79 % und
- die Rate von Personen, die noch keine Folgetherapie erhalten hatten (TtNT) 83 %.
Für diejenigen, die wegen MRD-Positivität weiterhin mit Ibrutinib behandelt worden waren (nicht randomisierte Erkrankte), beliefen sich diese Werte auf 84 %, 75 % bzw. 88 %.
MRD-gesteuerte Therapie – eine Option
Besonders interessant waren aber die Ergebnisse für die nach 15 Zyklen MRD-negativen Patient:innen: Diejenigen, die Ibrutinib zur Erhaltung weiter genommen hatten (Arm A), erzielten Überlebensraten von 96 %, PFS-Raten von 92 % und TtNT-Raten von 92 %; diejenigen, die alle Therapien abgesetzt hatten (Arm B), waren mit 92 %, 81 % bzw. 96 % nicht viel schlechter.
Risikofaktoren für MRD-Konversion
Im Absetz-Arm waren komplexe genetische Alterationen (mindestens drei Aberrationen) und TP53-Alterationen bei Patient:innen mit MRD-Konversion gehäuft zu finden. Der IGHV-Status spielte hier keine Rolle.
In Arm B hatten 19 Teilnehmende (40 %) mehr als drei Jahre nach Beginn der Beobachtung eine Konversion zu einem MRD-positiven Zustand (≥ 10-2) erlebt und deshalb protokollgemäß die Behandlung mit Ibrutinib und Venetoclax wieder aufgenommen. Nach zwölf weiteren Zyklen hatten neun von ihnen (47 %) eine zweite MRD-Negativität erzielt.
Von den Erkrankten, die nach 15 Zyklen MRD-positiv geblieben und nicht randomisiert worden waren, erreichte nach gut vier Jahren Follow-up etwa jeder fünfte (22 %) unter der fortgesetzten Ibrutinib-Behandlung doch noch einen MRD-negativen Status. In Arm A mit weitergeführter Ibrutinib-Erhaltung konnte ein Drittel nach median 51 Monaten den negativen MRD-Status halten. In Arm B waren es nach 39 Monaten noch 38 % und nach 51 Monaten 21 %. 23 % bzw. 40 % hatten die Ibrutinib/Venetoclax-Therapie nach dieser Zeit wieder aufgenommen.
Den Ergebnissen zufolge ist die MRD-gesteuerte Therapie bei Personen mit rezidivierter/refraktärer CLL eine machbare Option, so Prof. Kater. Die Toxizität sei im Absetz-Arm am niedrigsten gewesen.
Quelle:
Kater A et al. EHA 2023; Abstract S148
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