MRSA im Rachen entdeckt, was nun?

Dr. med. Andrea Wülker, Foto: thinkstock

Bei einem Kind mit akuter Tonsillitis entnehmen Sie einen Rachenabstrich und finden außer Streptokokken der Gruppe A auch noch MRSA. Müssen Sie jetzt eine MRSA-Sanierung einleiten?

Zunächst einmal muss im beschriebenen Fall die Tonsillitis mit Penicillin behandelt werden, denn deren Ursache dürften definitiv die nachgewiesenen Streptokokken sein, schreibt Professor Dr. Reinhard Berner von der Universitäts-Kinderklinik Dresden.


Der Zufallsbefund Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) im Rachen signalisiert dagegen lediglich eine Kolonisierung. Bei einer solchen Entdeckung stellt sich die Frage nach Risikofaktoren wie etwa kürzlich stattgehabte mehrfache Antibiotikagaben, ein Krankenhausaufenthalt oder der Kontakt zu MRSA-besiedelten Personen.

Staphylokokken

Natürliche MRSA-Bekämpfung: Diese 
beiden
Staphylokokken werden gerade von einem
Granulozyten verschlungen.

Foto: docckeck/NIAID

  Darüber hinaus hat bei einem ansons­ten gesunden Menschen der Befund einer MRSA-Kolonisation zunächst keinen Krankheitswert, betont der Pädiater.

Sanierung ist nicht 
jedem Kind zuzumuten

Stellt ein MRSA-besiedeltes Kind eine Gefahr für andere dar, beispielsweise für Spiel- oder Klassenkameraden? Das Robert Koch-Institut (RKI) hat in einer Stellungnahme die Auffassung vertreten, dass bei MRSA-kolonisierten Kindern, die Gemeinschaftseinrichtungen besuchen sollen, der Versuch einer 
MRSA-Sanierung angezeigt sei. Diese Strategie mag gerechtfertigt sein, wenn in speziellen Einrichtungen gefährdete Kinder betreut werden, für die eine MRSA-Übertragung risikoreich wäre, erklärt dazu Prof. Berner.


Andererseits weist das RKI auch darauf hin, dass im Einzelfall das jeweilige Risiko abgeschätzt und eine individuelle Entscheidung getroffen werden soll.


Neben der Option, eine MRSA-Sanierung zu versuchen, gibt es also durchaus auch die Option des Abwartens, fasst der Kollege aus Dresden zusammen. Seiner Ansicht nach ist es nicht in jedem Fall gerechtfertigt, einem ansonsten gesunden Kind eine MRSA-Sanierung zuzumuten. Die Entscheidung für oder gegen eine Sanierung sollte zusammen mit den zuvor umfassend informierten Eltern getroffen werden.


Quelle:
1. Reinhard Berner, Kinder- und Jugendarzt 2014; 45: 252;
2. Alfred Nassauer, Epidemio­log. Bulletin 2/2011; 9-13

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