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Multiresistente Keime: So beugen Sie der Verbreitung in Ihrer Praxis effektiv vor

Multiresistente Erreger (MRE) landen auf vielen Wegen in Ihrer Praxis. Mal steht der Patient plötzlich mit einem Überleitbogen aus der Klinik da, mal ging dem Arztbesuch eine Fernreise nach Asien voraus. Urlauber bringen insbesondere aus Indien sehr häufig multiresistente gramnegative Keime (MRGN) mit nach Hause.
Aber man muss gar nicht so weit weg, weiß Dr. rer. nat. Angela Späth vom Institut für Krankenhaushygiene am Klinikum Stuttgart. Am Mittelmeer schleppen mindestens 10 % der Möwen ESBL bildende Bakterien mit sich und verteilen diese mit ihrem Kot am Sandstrand. Die potenzielle Besiedelung des Menschen bereitet i.d.R. keine Probleme und verliert sich meist in ein paar Monaten, beruhigte die Expertin.
Zurück in die Praxis. Dort verbreiten sich multiresistente Erreger vorwiegend auf drei Wegen bzw. über deren Zusammenspiel:
- direkter Hautkontakt
- indirekter Kontakt z.B. über kontaminierte Türgriffe, Ablageflächen (Schmierinfektion)
- Kreuzkontamination zwischen medizinischen Instrumenten, Smartphones, Tastaturen, Oberflächen etc.
Die Kontaktinfektion lässt sich sehr gut kontrollieren, indem man vor und nach jedem Patienten die Hände desinfiziert. Gängige Mittel wirken generell auch gegen multiresistente Keime, sagte Dr. Späth und rät: Tragen Sie immer ein Desi-Fläschchen in der der Kitteltasche! Schwieriger zu kontrollieren ist der Übertragungsweg z.B. über das Stethoskop oder die Blutdruckmanschette. Schwierigkeiten können zudem Wasserkeime wie Pseudomonas oder Acinetobacter bereiten. Sie setzen sich mitunter an Perlatoren/Strahlreglern fest, da diese selten gewechselt werden.
Grundsätzlich gehört in jede Praxis verpflichtend ein individueller Desinfektionsplan. Dieser sollte nicht in irgendeiner Schublade verschwinden, sondern gut sichtbar aushängen, erinnerte die Referentin. Alle Mitarbeiter müssen in Hygienemaßnahmen geschult werden. Zudem macht es Sinn, eine hygienebeauftragte Person zu bestimmen. Der Müll, der in der Praxis anfällt, ist nicht gesondert desinfektionspflichtig. Ein geschlossener Plastikbeutel reicht aus, die Entsorgung kann mit dem normalen Abfall erfolgen.
Im Kontakt mit MRE-besiedelten Patienten empfiehlt Dr. Späth immer die Nutzung von:
- Einweg-Schutzkitteln
- Mund-Nasen-Schutz
- Einmalhandschuhen
Cave: Desinfizieren Sie nicht Ihre behandschuhten Hände, denn davon werden die Überzieher spröde und durchlässig! Nach dem Ausziehen und der Entsorgung des Einmalartikels ist die Händedesinfektion aber ein Muss, da auch qualitativ hochwertige Produkte in etwa 10 % der Fälle kleinste Perforationen aufweisen, so die Expertin. Die Besiedelung mit multiresistenten Erregern ist kein Grund, dem Patienten einen Platz im Wartezimmer zu verwehren oder ihn erst am Ende des Tages einzubestellen. In einer Dialysepraxis verhält es sich allerdings anders.
Bei MRGN-besiedelten Personen genügen die üblichen Hygienemaßnahmen und es bedarf keiner aktiven Sanierung. Methicillin-resistente Staphylokokken (MRSA) verbreiten sich leichter (z.B. an Geräten in Fitnessstudios). Eine Sanierung bedeutet für die Praxis jedoch einen hohen Aufwand, der auch vom Patienten enorm viel Kooperation verlangt. Denn mit der Anwendung von Mupirocin-Nasensalbe, Octenidin-Mundspülung oder Ähnlichem ist es nicht getan.
MRSA-Reinfektion vom Kuscheln mit den Katzen
Das ganze häusliche Umfeld des Betroffenen muss „saniert“ werden. Das heißt: Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Putzlappen bei mindestens 60 °C mit Vollwaschmittel waschen. Vorhänge, Polstermöbel und Teppiche und Alltagsgegenstände wie Haarbürsten, Brillen, Zahnprothesen, Rasierer, etc. desinfizieren. Salben, Schminkartikel, Seifen, Deoroller sowie Zahnbürsten muss der Patient komplett austauschen. Gelingt es mit diesen Maßnahmen nicht, einen MRSA zu eliminieren, lohnt ein Blick auf die Lebensumstände. Haustiere z.B. können besonders leicht zu Reinfektionen führen. Schließlich nehmen drei Viertel der Hunde- und Katzenbesitzer ihre Lieblinge mit ins Bett, informierte Dr. Späth. Auch der Pferdestall gilt als eine häufige Reinfektionsquelle.
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