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Pyomyositis: Antibiotika schon bei Verdacht

Ein 21-jähriger Patient ohne Vorerkrankungen wurde von seiner Hausärztin ins Kantonsspital eingewiesen. 24 Stunden zuvor waren akut starke ziehende Schmerzen in der Leistenregion beidseits aufgetreten, die in die Adduktorenmuskulatur ausstrahlten. Hinzu kamen Fieber, Schüttelfrost und Nausea. Zwöf Stunden vor Beginn der Symptomatik hatte der junge Mann an einem Fußballspiel teilgenommen, sich dabei aber nicht verletzt, schreiben Ilana Reinhold und Professor Dr. Jean Dudler vom Kantonsspital Freiburg, Schweiz.
Klinisch fielen eine Sinustachykardie (110/min), Fieber (39,3 °C) und Schmerzen bei der passiven Außenrotation im linken Hüftgelenk auf. Zudem waren Leukozyten, C-reaktives Protein und Kreatinkinase erhöht. Aufgrund des Verdachts auf eine bakterielle Muskelinfektion wurde nach Abnahme von Blutkulturen unverzüglich mit einer empirischen Antibiotikatherapie (Amoxicillin/Clavulansäure i.v.) begonnen. Das MRT bestätigte die Verdachtsdiagnose einer primären Pyomyositis. Da die Blutkulturen ein Wachstum von Staph. aureus ergaben, der auf Flucloxacillin sensibel war, wurde die Therapie entsprechend umgestellt.
Entzündung griff auf die Symphyse über
Einen Tag nach der stationären Aufnahme trat plötzlich eine akute respiratorische Insuffizienz auf. Im CT zeigte sich eine septische Embolisierung der Lungengefäße. Ein zwischenzeitlich aufgetretener Verdacht auf eine Endokarditis bestätigte sich nicht.
Da der junge Mann weiterhin an Fieberschüben litt, wurde erneut ein MRT veranlasst. Darin konnte man sowohl eine Zunahme der muskulären Infiltrationen als auch ein Übergreifen der Entzündung auf die Symphyse erkennen. Unter der zusätzlichen Gabe von Rifampicin besserten sich die Beschwerden deutlich, sodass der Patient nach 14-tägigem Klinikaufenthalt beschwerdefrei nach Hause entlassen werden konnte, wo er Amoxicillin/Clavulansäure p.o. für weitere zwei Wochen fortführte.
Die ursprünglich vor allem in den Tropen beheimatete primäre Pyomyositis oder Myositis tropicans kommt inzwischen vermehrt auch in unseren Breitengraden vor. Sie kann prinzipiell jeden treffen – mit oder ohne Immundefizit.
In den meisten Fällen steckt Staph. aureus dahinter
Als Risikofaktoren gelten intensive körperliche Aktivität, leichte Traumata und vorbestehende Hauterkrankungen. Hinter den febrilen Muskelschmerzen steckt in 70–90 % der Fälle Staph. aureus. Selbst ohne Nachweis im MRT sollten aufgrund der raschen Progredienz (Lebensgefahr!) zügig Antibiotika eingesetzt werden. Bei Immunkompetenten wird ein Wirkspektrum gegen Staphylokokken und Streptokokken gefordert. Eine Breitbandantibiose gegen grampositive, gramnegative sowie anaerobe Bakterien ist bei Immunsupprimierten ratsam.
Quelle: Reinhold I, Dudler J. Schweiz Med Forum 2018; 18: 383-385
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